DFB-Team:2:0-Erfolg mit neuem Personal

DFB-Team: Generationswechsel: Max Meyer, Niklas Süle, Bastian Schweinsteiger und Joshua Kimmich (von rechts).

Generationswechsel: Max Meyer, Niklas Süle, Bastian Schweinsteiger und Joshua Kimmich (von rechts).

(Foto: AP)

Bundestrainer Löw nutzt das Spiel gegen Finnland für einen Generationswechsel: Mit Süle, Meyer und Brandt beruft er demonstrativ drei junge Spieler in die Startelf.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Am Mittwochabend war es zehn Jahre und 15 Tage her, dass Joachim Löw sein erstes Länderspiel als verantwortlicher Bundestrainer hatte. Am 16. August 2006 gewann die deutsche Mannschaft in Gelsenkirchen mit 3:0 gegen Schweden. Am Mittwoch spielte sie wieder im Westen, wieder gegen ein skandinavisches Team.

Das waren zufällige Parallelen zu einer Art Löwschem Dienstjubiläum, das anlässlich seines 137. Länderspiels aber niemand feierte, weil beim 2:0 (0:0) gegen Finnland bekanntlich der Abschied von Bastian Schweinsteiger im Vordergrund stand. Mit dessen Nationalmannschaftsende gehört nun endgültig niemand mehr vom Löw-Debüt 2006 zur aktuellen deutschen Auswahl. Jens Lehmann und Jens Nowotny, Bernd Schneider und Gerald Asamoah etwa haben damals mitgespielt, aber auch Lukas Podolski, der wegen einer Verletzung sein Abschiedsspiel erst im März 2017 bekommt.

Löw bietet eine Dreierkette vor ter Stegen auf

Löw wird eines Tages bilanzieren können, dass bei ihm mehrere Generationen deutscher Nationalspieler durchgelaufen sind. Am Mittwochabend in Mönchengladbach hat er diesbezüglich mal wieder einen neuen Anfang gemacht. Mit dem Hoffenheimer Innenverteidiger Niklas Süle, dem Schalker Mittelfeldmann Max Meyer und dem Leverkusener Flügelflitzer Julian Brandt hat er demonstrativ drei 20-jährige Spieler in die Startelf berufen; drei von mehreren Talenten, mit denen er einen Generationswechsel einleiten will.

Es hat vor diesem ersten Freundschaftsspiel im neuen WM-Qualifikationszyklus keine Geheimnisse gegeben außer jenen beiden, wie viele Zuschauer sich letztlich auf den 43 000 Plätzen im Borussia-Park verlieren würden (es waren dann offiziell immerhin 30 121) und ob man dem deutschen Spiel anmerken würde, dass Löw sich bis zur WM 2018 in Russland ein schnelleres und mutigeres Umschaltspiel wünscht sowie mehr Effizienz im letzten Spielfelddrittel.

Löw bot vor dem Torwart Marc-André ter Stegen eine Dreierkette mit Joshua Kimmich, Shkodran Mustafi und Süle auf sowie davor ein Vierermittelfeld und eine Dreier-Offensive mit Kevin Volland, Mario Götze und Brandt. Das war gewissermaßen eine perspektivische oder auch B-Elf, denn die meisten der anderen Akteure von der Ersatzbank werden am kommenden Sonntag die Startformation bilden, wenn in Oslo um WM-Qualifikationspunkte gespielt wird.

Die Finnen treffen den eigenen Pfosten

Gegen aggressionslose Finnen, 65. der Weltrangliste, zelebrierten die jungen Deutschen (Durchschnittsalter 23,7) die traditionsreiche Ballzirkulation ohne viel Ergiebigkeit. Ein Kopfball von Mustafi (17.) war anfangs das höchste der Gefühle. Bei einer angesichts der Dominanz nur geringen Anzahl von Balleroberungen im Mittelfeld wurde zudem ersichtlich, dass es im deutschen Team zunächst auch weiterhin keine Vorgabe gibt, binnen einer bestimmten Zeit nach dem Ballgewinn vor dem gegnerischen Tor einen Abschluss zu probieren. Mangelndes Tempo im Spiel könnte freilich auch dem freundschaftlichen Anlass der Partie geschuldet gewesen sein.

Der erste deutsche Treffer wäre beinahe aufs Konto des Finnen Paulus Arajuuri von Lech Posen gegangen, der in der 27. Minute eine Hereingabe von Jonas Hector lakonisch an den eigenen Pfosten drosch. Gelacht hat aber niemand, zumal Volland sechs Minuten später mit einem verunglückten Fallrückzieher für Angst und Schrecken bei Mit- und Gegenspielern sorgte. So waren trotz der Torlosigkeit alle froh, zur Pause unbeschadet in die Kabine zurückkehren zu können.

Mit der Hereinnahme von Torwart Bernd Leno als einzigem Wechsel zu Beginn der zweiten Halbzeit erhielt das deutsche Offensivspiel keine neuen Impulse. Nach vier Minuten könnten jedoch Beobachter in London einen Schreck bekommen haben, als sich Mustafi, der 41-Millionen-Euro-Einkauf des FC Arsenal, nach einem Zweikampf das Schienbein hielt und auf dem Rasen wälzte. Es war aber bloß blinder Alarm. Mustafi spielte weiter und leitete über die Stationen Kimmich und Götze sogar jenen Angriff ein, mit dem Max Meyer in der 55. Minute in seinem zweiten A-Länderspiel sein erstes Länderspieltor erzielte.

Fortan erneuerte Löw bei sechs erlaubten Wechseln seine Mannschaft sukzessive. Um 22.16 Uhr verließ Schweinsteiger den Platz. Danach waren weitere 22 Minuten zu spielen, in denen aber bloß noch Mesut Özil mit dem Tor zum 2:0 Aufmerksamkeit auf sich zog.

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