Deutsches Abschneiden bei Olympia:Lernen von Brink und Reckermann

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Wer die vorolympischen Debatten um die deutschen Ballsport-Teams noch im Ohr hat, der darf den Erfolg des Beachvolleyball-Duos Julius Brink und Jonas Reckermann ruhig höher hängen: Diese Medaille zeigt, dass Lockerheit dem deutschen Sport gut tut.

Christof Kneer

Es ist nicht bekannt, ob Dirk Nowitzki das Beachvolleyball-Finale verfolgt hat. Ein Kommentar von Silvio Heinevetter ist nicht überliefert. Hagen Stamm hat sich noch nicht geäußert. Auch von Rainer Adrion und Silvia Neid hat man bisher nichts dazu gehört.

Gold-Duo Brink und Reckermann
:Erfolgreich im Mädchensport

Sie können auch Olympia: Julius Brink und Jonas Reckermann haben auch mit anderen Partnern Titel gefeiert - doch bei ihren Olympia-Einsätzen kamen sie nie weit. Das hat sich nun geändert.

Man sollte nicht davon ausgehen, dass Basketballer, Handballer, Wasserballer und Fußballer sich jetzt rehabilitiert fühlen von Julius Brink und Jonas Reckermann. Der Superstar Nowitzki, der Torwart Heinevetter, der langjährige Bundestrainer Stamm, die Auswahlcoaches Adrion (U21/Olympia-Auswahl, Männer) und Neid (Frauen) werden nicht beschwingter zum Training oder ins Büro kommen, nur weil ein deutsches Duo in London erfolgreich durch den Sand gehechtet ist. Wer aber noch die Debatten im Ohr hat, die vor Olympia geführt wurden, der darf den Erfolg des deutschen Beachvolleyball-Duos ruhig ein bisschen höher hängen: Diese Medaille ist ein goldener Trostpreis. Sie tröstet die deutsche Ballsportgemeinde, die beim globalen Festakt mit Ausnahme der Männer-Volleyballer und der traditionell erfolgreichen Hockeyspieler nur durch Abwesenheit glänzt.

Es wäre nun zu viel verlangt, würde man den deutschen Ballsport auffordern, sich ein Beispiel an Brink/Reckermann zu nehmen. Das könnte schon deshalb schwierig werden, weil Fußballer nicht schmettern, Nowitzki beim Sport keine Sonnenbrille trägt und Wasserballer selten auf Sand antreten. Der Rest der deutschen Ballsportgemeinde wird sich weiterhin seine schweren Gedanken machen über starke Konkurrenten, Nachwuchssorgen oder Ligen voller Ausländer, aber für den Moment darf der deutsche Sport einfach mal vergnügt registrieren, dass Brink/Reckermann eine historische Lücke geschlossen haben. Sie haben die Palette der Sportarten vervollständigt, sie haben Gold gewonnen in einer Disziplin, für die es nicht mal einen deutschen Namen gibt. Ihre Botschaft ist, dass der Deutsche auch leicht sein kann. Er kann auch Strand. Er besiegt am Strand sogar Brasilianer.

Julius Brink ist der lässige, der partybegabte, der eher brasilianische Typ, Jonas Reckermann ist analytisch, präzise, deutsch. Allen Trainern der Welt liefern die beiden ein schönes Beispiel dafür, wie ein sinnvoll gemischtes Team aussieht, und wenn der deutsche Ballsport genau hinschaut, kann er also doch noch etwas lernen von Julius Brink und Jonas Reckermann.

© SZ vom 11.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Goldene Beach-Boys

Es ist ein historischer Triumph: Zum ersten Mal gewinnt ein europäisches Team Olympia-Gold im Beachvolleyball. Dafür gibt es viel Lob - an den neuen Status, Olympiasieger zu sein, müssen sich Julius Brink und Jonas Reckermann allerdings erst noch gewöhnen.

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