DTB-Frauen bei den Australian Open:Kollektiv gefloppt

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Andrea Petkovic: Schlaflos in Melbourne (Foto: Getty Images)

Einen "Riesen-Rückschritt" nennt Barbara Rittner die Misere der deutschen Tennisfrauen in Melbourne: So schlecht waren Lisicki, Petkovic und Kerber seit acht Jahren nicht mehr. Hoffnung kommt aus der zweiten Reihe.

Von Saskia Aleythe

Vier Punkte, dann wäre alles ganz anders gewesen. Vier Punkte hätten Andrea Petkovic genügt, um diesmal glücklicher von diesem Platz zu gehen, der ihr schon so viel Kummer bereitet hatte. 5:3-Führung im zweiten Satz, den ersten hatte sie gewonnen - doch diese verflixten vier Punkte, sie gelangen ihr nicht wie sie es geplant hatte. Und wieder wurde Australien für sie zur Enttäuschung.

"Mir hat in den entscheidenden Momenten das Selbstvertrauen gefehlt", bekannte Petkovic später. Mit einem 7:5, 6:7 und 3:6 gegen die Amerikanerin Madison Brengle hatte sie sich schon wieder von den Australian Open verabschiedet. 2008 hatte sie sich hier das Kreuzband gerissen, 2012 und 2013 musste sie verletzt zuschauen und über die zweite Runde ist sie überhaupt noch nie hinausgekommen. Petkovics Niederlage orchestriert aber auch eine bemerkenswerte Formkrise des deutschen Teams in der ersten Runde: Petkovic raus, Angelique Kerber raus, Sabine Lisicki raus. Die, die das Team anführen sollten, sind schon nach wenigen Turniertagen nicht mehr dabei.

Australian Open
:Petkovic scheitert in Runde eins

Die deutschen Tennisfrauen enttäuschen in Melbourne: Nach Lisicki und Kerber verabschiedet sich auch Andrea Petkovic früh - immerhin schafft es Mona Barthel weiter. Und auch ein Qualifikant aus Dachau.

Die Enttäuschung über das Abschneiden ihrer Truppe versuchte Teamchefin Barbara Rittner dann auch gar nicht zu vertuschen. Total traurig sei sie und perplex, "das hat mich schon ein bisschen umgehauen". Das hatte es ja die vergangenen acht Jahre nicht mehr gegeben, dass keine aus dem Trio bei einem Grand Slam die zweite Runde erreichte. Das kollektive Scheitern bezeichnete Rittner sogar als "Riesen-Rückschritt", Australien sei dieses Jahr ein "Flop" gewesen. Ein deutliches Fazit.

Es ist ja keine zwei Monate her, dass die deutschen Frauen das Finale im Fed Cup bestritten hatten, zum ersten Mal seit 1992. Dort waren Petkovic und Kerber in ihren Einzelpartien zwar relativ machtlos gewesen gegen die auftrumpfenden Tschechinnen um die Nummer vier der Welt, Petra Kvitova. Die Erfahrung habe gefehlt, hieß es damals, aber die Mannschaft sei viel enger zusammengewachsen. Und nun?

Hoffnung aus der zweiten Riege

"Sie müssen jetzt alle in sich gehen und mit ihren Teams die Fehler besprechen und analysieren", sagt Rittner. Auffällig ist, dass Petkovic und Kerber gegen deutlich schwächer eingeschätzte Gegnerinnen verloren haben. Petkovic als Nummer 13 der Welt gegen eine Frau auf Rang 64, Kerber als Neunte gegen die Weltranglisten-42. Irina-Camelia Begu aus Rumänien. Für Petkovic hat das Jahr ohnehin alles andere als optimal begonnen, bei den Turnieren in Brisbane und Sydney war sie jeweils in der ersten Runde gescheitert. Kerber hatte sich in Sydney nach zwei langen Duellen bis ins Halbfinale gekämpft. Das hat Energie gekostet. Vielleicht zu viel.

Immerhin: Drei deutsche Frauen haben den Sprung in die zweite Runde geschafft und dass die nicht Petkovic, Lisicki oder Kerber heißen, ist sowohl eine Überraschung als auch eine Art Trost für das Team. Julia Görges kämpfte sich mit einer beeindruckenden Leistung gegen das Schweizer Talent Belinda Bencic weiter, zudem erreichten die erst 19-Jährige Carina Witthöft und Mona Barthel die nächste Runde.

Andrea Petkovic nahm die Auftaktniederlage vergleichsweise gelassen. "Ich habe schon so viele Niederlagen kassiert in meinem Leben, diese eine wird mich nicht umhauen", sagte sie - mit dem Verweis, dass sie trotzdem schlecht schlafen werde. Das würde zumindest zu dem passen, was Rittner sich vorstellte: Eine "Schocktherapie" solle das sein, aus der man ja schließlich auch lernen könne. Schon im Februar steht für die Deutschen die neue Fed-Cup-Saison an. Zeit zum Vorbereiten ist nun jedenfalls genug.

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