Debütanten der Liga:"Schneller, schneller - Marcel Heller"

Der Darmstadt-Angreifer lässt sich nicht einfangen, Douglas Costa verknotet Verteidigerbeine und Franco di Santo freut sich über Pfiffe. Die aufregendsten Debüts des ersten Spieltags.

Marcel Heller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor zwei Jahren kickte Marcel Heller noch in der dritten Liga. Jetzt ist er gleichauf mit gestandenen Bundesliga-Profis wie Thomas Müller und Henrikh Mkhitaryan - zumindest was die Torjäger-Statistik nach dem ersten Spieltag angeht. Zwei Tore gelangen dem 29-jährigen Darmstädter gegen Hannover 96 in seinem ersten Bundesliga-Spiel. Besonders der erste Treffer war spektakulär. Heller vollendete einen Sololauf aus der eigenen Hälfte mit einem wunderbaren Schlenzer in den rechten Winkel. Der Sportinformationsdienst errechnete für seinen Sprint eine Höchstgeschwindigkeit von 34,1 km/h. Das Publikum jubelte und sang: "schneller, schneller - Marcel Heller." Der ließ sich nach seinem Tor nicht einmal von seinen Mitspielern einfangen und blieb erst vor der Haupttribüne stehen, um seiner Freundin zuzuwinken. (mane)

Franco di Santo

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(Foto: dpa)

Dass sein erstes Bundesliga-Spiel für Schalke ein kompliziertes werden würde, war Franco di Santo schon vorher klar. Sein neuer Klub trat zum Auftakt ausgerechnet in Bremen bei seinem Ex-Verein an, bei dem er bis vor drei Wochen noch mittrainiert hatte. Der Empfang war dementsprechend laut: Bei jeder Ballberührung pfiffen die Werder-Anhänger ihren ehemaligen Liebling aus. Enttäuschte Liebe, ein Klassiker. Wie di Santo reagierte? Er lächelte einfach. "Wenn die Fans mich auspfeifen, dann müssen sie mich gemocht haben", sagte er nach dem Spiel. Di Santo muss Bremen allerdings auch gemocht haben: Er spielte beim Schalker 3:0-Sieg derart unauffällig, dass er in der 62. Minute ausgewechselt wurde. (sonn)

Lukas Hinterseer

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(Foto: dpa)

"Hinterseer, Hinterseer, hey", trällerte Ralph Hasenhüttl auf dem Weg in die Kabine. Ob der Ingolstadt-Stürmer nun der erste Profi in der 53-jährigen Bundesliga-Geschichte ist, auf den ein Trainer ein Ständchen gesungen hat? Das war an jenem Samstagnachmittag nicht zu klären, in die Bundesliga-Historie ging Hinterseer jedoch ohnehin ein: Der Österreicher erzielte das erste Bundesliga-Tor in der Geschichte des FC Ingolstadt. Bei einem Konter kam Hinterseer an den Ball, blickte kurz hoch im Mainzer Strafraum und traf dann mit Geschick ins rechte Eck. Erste Bundesligapartie für den 2004 gegründeten Klub, erster Auswärtssieg. Der Neffe des Volksmusikers Hansi Hinterseer blieb danach jedoch ganz ruhig. "Einer muss das Tor halt machen", sagte er nur. (sonn)

Julian Weigl

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(Foto: REUTERS)

An der Grünwalder Straße in München dürften sie wieder einmal weinen. Denn in Dortmund hat der ehemalige 1860-Spieler Julian Weigl ein beeindruckendes Bundesliga-Debüt gezeigt. Thomas Tuchel ließ den 19-Jährigen Zugang von Beginn an im defensiven Mittelfeld spielen. Dort hatte er 91 Ballkontakte und erreichte eine Passquote von 94 Prozent. Nur das Zweikampfverhalten muss der schlaksige Jungprofi noch verbessern. Doch allein schon die Tatsache, dass Dortmund Gladbach mit 4:0 besiegte, zeigt: Weigl muss in den 90 Minuten viel richtig gemacht haben. Tuchel hat dem Talent nach seinem Chaos-Jahr bei den Löwen wieder Selbstbewusstsein eingeflößt und wird jetzt dafür belohnt. Dem TSV 1860 bleibt einmal mehr nur der Trost, Werbung für die eigene Nachwuchsarbeit gemacht zu haben. (mane)

Kevin Kuranyi

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(Foto: AFP)

Als sich Kevin Kuranyi das letzte Mal in Leverkusen vorstellte, brachte er Angst und Schrecken über die Fans von Bayer 04 und zog außerdem den Zorn des Bundestrainers auf sich. Die Leverkusener waren tief unglücklich, weil Kuranyi die Tore und eine brillante Leistung zu Schalkes 2:0-Sieg beisteuerte, und Joachim Löw war verärgert, weil er noch mehr Not hatte zu erklären, warum er den Mittelstürmer trotz akuten Mittelstürmermangels nicht wieder in seine Nationalmannschaft aufnehmen wollte. Am Samstag nun hat Kuranyi bei seiner Rückkehr in die Bundesliga nach fünf Jahren bei Dynamo Moskau keine großen Gefühle bei den Betrachtern geweckt. Er hat nach alter Kuranyi-Sitte den Gegnern ein paar Bälle gestohlen, indem er sie heimlich von hinten überfallen hat, aber in die Nähe eines Torschusses ist er nicht gekommen. Ein schwerer Anfang war's. Aber es gibt ja noch ein Rückspiel, und dann guckt vielleicht auch der Bundestrainer wieder zu. Mittelstürmer werden ja immer noch vermisst im Nationalteam. (pse)

Andreas Christensen

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(Foto: AFP)

Andreas Christensen ist zum Lernen nach Mönchengladbach gekommen. Insofern war sein erstes Bundesligaspiel ein voller Erfolg. 0:4 bei Borussia Dortmund. So etwas nennt man dann wohl: Crashkurs. In Christensens Lieblingsfilm 'Blood Diamond' geht es um den Handel mit Diamanten - ein blutiges Drama. Im Leben des Jungfußballers geht es auch um Diamanten. Christensen ist selbst einer. 19 Jahre jung, beim FC Chelsea unter Vertrag, schon dänischer Nationalspieler und für Branchenkenner eines der größten Abwehrtalente Europas. Weil es für die Premier League noch nicht reicht, hat Chelsea ihn für zwei Jahre an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen. Am Samstag in Dortmund wurde Christensen sofort ins kalte Wasser geschmissen: Innenverteidiger an der Seite des 20-jährigen Gladbacher Eigengewächses Marvin Schulz. Das Wasser war eiskalt. Das jugendliche Duo desorientiert, weil auch der Rest der Mannschaft neben sich stand. Christensens professionelles Fazit: "Schnell vergessen!" (uhn)

Hawk Eye

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(Foto: dpa)

Die Schwierigkeiten des Schiedsrichterseins hat Felix Brych fast alle erlebt, und so ist es nur konsequent, dass er es war, der die neue Technik als erster einsetzen durfte. Darmstadt gegen Hannover, die 28. Minute, ein Kopfball von Hannovers Kenan Karaman: Der Ball prallt an die Latte und von dort auf den Rasen. Aber prallte er vor die Torlinie, auf die Linie, hinter die Linie? Brych wusste es nicht, und so kam es zur ersten Torlinientechnikentscheidung in der Geschichte der Bundesliga. Brych vertraute auf das neue dritte Auge des Schiedsrichters, auf das sogenannte Hawk-Eye: Linie, kein Tor. In der englischen Premier League wird die Technik schon lange eingesetzt, in der Bundesliga ließen sie die Klubs erst im zweiten Anlauf zu. Zur Erleichterung vieler Schiedsrichter. Brych zum Beispiel hatte 2013 auf ein Tor des Leverkuseners Stefan Kießling entschieden - dabei war der Ball durch ein Loch im Außennetz über die Torlinie geflogen. Es war ein Tor, wie es in der Bundesliga wohl nie wieder erzielt werden wird. (bwa)

Douglas Costa

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wenn sich Fußballer einen idealen Einstand bei ihrem neuen Klub erträumen, dürfte die Schwelgerei in etwa so aussehen wie die Bundesliga-Premiere von Douglas Costa. Selten zuvor schaffte es ein Spieler, sich so raketenschnell beim Publikum beliebt zu machen. Der Brasilianer verleiht dem Spiel der Bayern eine vertikale Schärfe, die in entscheidenden Momenten der Vorsaison (Barcelona!) gefehlt hat. Er ist ständig auf direktem Weg Richtung Tor unterwegs und das im Überschalltempo. Mit dem Ball am Fuß gibt es derzeit wohl keinen Akteur, der zu solch flinken Richtungswechseln in der Lage ist. Belege für diese These lieferte der 24-Jährige beim 5:0 gegen den HSV gleich reihenweise - und es kommt noch besser. Nach eigener Aussage kann Costa "auf beiden Seiten des Platzes" losrasen. Verknotete Verteidigerbeine sind in der neuen Saison also garantiert! (jbe)

Emir Spahic

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(Foto: dpa)

Ein Debüt der anderen Art erlebte dagegen Hamburgs neuer Abwehrchef Emir Spahic. Nach seiner Prügelei mit einem Ordner in Leverkusen holte der HSV den Bosiner im Sommer, weil sie Wert auf das elitäre Stellungsspiel des 35-Jährigen legen. Doch gegen den FC Bayern bekam Spahic kaum Gelegenheit, sein Können zu zeigen. Stattdessen versuchte er, einen Tretrekord gegen Robert Lewandowski und Thomas Müller aufzustellen. Wo immer die Münchner auftauchten - Spahic stand bereit, um ihnen die Hacken zu massieren. Klar, dass das nicht ewig gut ging. Als die Bayern ihre Tore schossen, hatte selbst Spahic die Lust am Robusten verloren. (jbe)

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