David Alaba beim FC Bayern:Der Junge mit dem Wunder-Schupferl

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Unglaublich stark gegen Moskau: David Alaba. (Foto: dpa)

Ein Tor und eine wunderschöne Vorlage: Linksverteidiger David Alaba zeigt beim Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau, wie wichtig er für den FC Bayern ist. Durch seine Impulse nach vorne und die Absicherung von "Papa" Ribéry ist Münchens linke Seite kaum zu stoppen. In seinem Heimatland Österreich ist Alaba längst ein Held.

Von Saskia Aleythe

Die roten Kopfhörer liegen locker auf den Schultern von David Alaba, als er vorbeihuscht, die rechte Hand im marineblauen Champions-League-Dress vergraben. "Nur mal kurz, Herr Alaba" - "Nee, heute nicht" - "Nur mal kurz" - "Na gut". Eigentlich will der 21-Jährige zum Bus, doch so zackig und eisern wie Kollege Toni Kroos gelingt ihm das nicht. Dann redet er kurz über zwei Szenen auf dem Platz, die ihm den Titel als "Man oft the match" eingebracht haben. "Nun ja, das war spontan", kommentiert er knapp.

David Alaba hat am Dienstagabend beim 3:0 gegen ZSKA Moskau einiges richtig gemacht und vieles so schön, dass nicht nur er mit Wohlwollen an die Partie zurückdenken wird. Zunächst war da das Eröffnungstor der Champions League, das schießt in jeder Saison natürlich nur einer und so ist Alaba für seinen Treffer nach 182 Sekunden nun in dieser Liste verewigt. Mehr als diese Formalität beglückte aber die Art seines Treffers Zuschauer und Fans im Stadion: Aus 30 Metern Entfernung vom Tor traf Alaba den Ball so vorzüglich, der Ball flog über die Mauer und machte einen halben Meter vor dem Tor einen Aufsetzer ins linke Eck.

Allein das hätte wohl schon genügt, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber Alaba vollführte noch einen zweiten Streich, der noch schwerer zu kopieren ist. "Wunderlupfer" nannten es einige, die österreichische Zeitung Standard benutzte den liebevoll klingenden Begriff "Schupferl". Alaba hob den Ball ansatzlos über die Abwehrreihe der Moskauer und ließ Arjen Robben zum 3:0 verwandeln.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Coolster Jungspund Alaba

Der junge David Alaba bewirbt sich um einen Posten in der Abteilung der coolsten Typen, Arjen Robben übernimmt die Abteilung Frechdachs und Thomas Müller spielt die ganze Nacht "GTA V". Der FC Bayern beim 3:0 gegen ZSKA Moskau in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Dass ein Linksverteidiger in einer wichtigen Partie Protagonist zweier bedeutenden Offensiv-Szenen ist, zeigt, wie tief in Alaba der Wunsch verankert ist, ein bisschen in die Zentrale aufzurücken. Aber auch, wie sehr sich das Fußballspiel bei den Bayern in Richtung Komplexität bewegt. Spezialisten sind ehrenwert, komplette Spieler fabelhaft. Was im Handball längst Gesetz ist, wird auch im Fußball bedeutender. Dass Philipp Lahm, der Abwehrspezialist schlechthin, nun auf der Sechs seine Kreise ziehen darf, ist ein weiteres Indiz für den neuen Trend.

So gehört Alaba zum erlesenen Kreis jener Spieler, die sich beim FC Bayern gerade in ihrer stärksten Form präsentieren. Franck Ribéry ist so einer. Seit Alaba 2011 in den Kader des FC Bayern gerückt ist, ist auf der linken Seite ein Duo entwachsen, das für den Gegner schwer aufzuhalten ist. Alaba sichert Ribérys Vorstöße in die Offensive ab, Ribéry schickt den Österreicher nach Belieben auf der Außenbahn nach vorne. So eifrig, als hätten beide daraus ein eigenes internes Spielchen gemacht.

Ribéry bezeichnete Alaba einst als "seinen kleinen Sohn", das war nicht irgendwo, sondern auf dem Münchner Rathausbalkon nach dem Gewinn des Triple. "Das ist mein Sohn, David Alaba", sagte er dort und ließ Alaba-Alaba-Sprechchöre aufkommen. Der Verteidiger lachte noch, doch als das Mikro in seine Hände wanderte, überkam ihn die Verlegenheit. Das Team flüsterte ihm zur Beruhigung eine Parole zum Anstimmen.

In Österreich ist die Begeisterung für Alaba freilich grenzenlos, Alaba wird längst als Held gefeiert. Das liegt nicht nur daran, dass er als erster Österreicher überhaupt an einem Champions-League-Finale teilnehmen und dann auch noch gewinnen konnte. Sondern auch daran, dass er das größte Versprechen im nationalen Fußball ist, seinem Land zudem die Chance auf die Teilnahme an der Fußball-WM 2014 in Brasilien bewahrt hat: Mit dem Siegestor in der 84. Minute gegen Irland. Ungefragt vorbeihuschen wird in nächster Zeit erst mal nicht drin sein für David Alaba.

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