Champions League:Robert, der Erlöser

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  • Der FC Bayern gewinnt durch zwei Tore von Robert Lewandowski 2:1 gegen den PSV Eindhoven.
  • Damit gelingt der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale der Champions League.
  • Tabellen und Ergebnisse finden Sie hier.

Von Benedikt Warmbrunn, Eindhoven

Robert Lewandowski hob die Arme zum Himmel, er ging jetzt ganz langsam, küsste die Fingerkuppen, reckte die Arme noch einmal nach oben. Arme, Mund, Augen - alles zusammen ergab das Bild von einem Mann, der erlöst wirkte. Lewandowski erhöhte das Tempo, er trabte ein paar Schritte. Zu seiner großen Zufriedenheit hatte er selbst ja die Erlösung gebracht.

74 Minuten lang war der FC Bayern an diesem Dienstagabend angerannt, immer wieder ging es auf den Strafraum der PSV Eindhoven zu, doch 74 Minuten lang fehlte zur Erlösung immer wieder eine Kleinigkeit. Ein Schritt, ein paar Zentimeter. Es war ein quälender Abend für die Bayern. Dann aber überlisteten Douglas Costa und David Alaba an der linken Strafraumkante die gesamte PSV-Defensive, Alaba flankte, Lewandowski stand alleine vor dem Tor, er hob den Fuß hin, die Erlösung.

"Es war ein mühsamer Start ins Spiel. Aber wir sind Stück für Stück zurückgekommen und haben uns den Sieg verdient. Es war wichtig, dass wir das Selbstvertrauen nach dem 0:1 nicht verloren haben", fasste Bayern-Trainer Carlo Ancelotti seine Eindrücke zusammen.

2:1 (1:1) endete die Partie in Eindhoven, für Ancelotti und seine Mannschaft waren es wichtige drei Punkte auf dem Weg ins Achtelfinale und zum Gruppensieg. Es war allerdings eben lange ein mühsamer Abend. "Ich finde, das war kein gutes Spiel von uns", mäkelte Arjen Robben, der seinen Platz in der 64. Minute für Douglas Costa räumen musste und darüber alles andere als erfreut war. "Wenn man Fehler macht wie wir in der ersten Halbzeit, dann bekommt man im Achtelfinale ein Problem", warnte Robben. Und auch Thomas Müller wirkte keineswegs begeistert von der eigenen Leistung: "Es hätte eins höher ausfallen können, wir können mit dem Spiel nicht zu 100 Prozent zufrieden sein", fand er.

Der FC Bayern hatte viel mehr und viel bessere Torchancen, er vergab sie nur fast alle. Ihm wurde ein Elfmeter verweigert. Und das Gegentor war ein irreguläres. Mit einigen kleinen Unfeinheiten hatte sich die Mannschaft das Leben allerdings auch unnötig erschwert, all das verhinderte es, den Abend schon früh entspannter angehen zu können. Bis Robert Lewandowski eben die Arme hob.

Die Gastgeber, die beim 4:1-Sieg des FC Bayern beim Hinspiel vor zwei Wochen in München ausgesprochen zahme Statisten gaben, begannen am Dienstag forscher, es ging für sie ja auch um die letzte Chance in der Gruppenphase. Bei einem Sieg des FC Bayern und einem gleichzeitigen Sieg von Atlético Madrid gegen Rostow wären die beiden Qualifizierten für das Achtelfinale München und Madrid, das war die Ausgangslage. Und so ging es am Dienstagabend von der ersten Minute an hin und her. Thomas Müller verfehlte das Tor knapp (2. Spielminute), Lewandowski setzte erst einen Kopfball auf die Latte, mit einem weiteren Kopfball verfehlte er das nahezu leere Tor (4.).

Und dann lag der FC Bayern auf einmal zurück. Mit einem Gegenangriff hatte sich die PSV schnell auf der rechten Seite nach vorne gespielt, Flanke von Bart Ramselaar, Kopfball von Davy Pröpper, großartige Parade von Manuel Neuer. Doch dann stand da Santiago Arias, ein weiterer Kopfball, die Führung (14.). Allerdings stand Arias auch über einen Meter im Abseits.

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Nach diesem Gegentor war das Spiel des FC Bayern ein paar Minuten lang Stückwerk, ungewöhnlich viele Pässe waren ungenau, Laufwege stimmten nicht, manchmal kam es zu kommunikativen Missverständnissen. Das Spiel stockte. Eindhoven zog sich bis ans eigene Tor zurück, ließ aber weiterhin ein paar Lücken. In der 29. Minute wehrte PSV-Torwart Remko Pasveer einen Hinterkopf-Kopfball von Arjen Robben zur Ecke ab. Diese resultierte in einem weiteren Kopfball von Lewandowski, er traf den Pfosten, wurde dabei allerdings auch wie beim Wrestling von Héctor Moreno geklammert. Der Elfmeterpfiff blieb freilich aus. Vier Minuten später zeigte Gianluca Rocchi dann doch auf den Elfmeterpunkt, Andrés Guardado hatte den Ball mit der Hand gespielt. Lewandowski traf sicher (34.). Anschließend hätte der FC Bayern sogar noch die Führung erzielen können, doch Pasveer reagierte mehrmals prächtig, am besten nach einem Kopfball von Arturo Vidal aus kurzer Distanz (41.). Dann begann die zweite Halbzeit, jene Phase also, in der der FC Bayern zuletzt häufig zu lässig auftrat und so den Gegner noch einmal die Hoffnung auf eine Überraschung gab.

Mehrmals hatte die PSV nun den Raum für Konter, die zumindest ein großes Drohpotenzial hatten. Jérôme Boateng konnte mit seiner Schnelligkeit zweimal eine ernsthafte Gefahr gerade so noch verhindern (46., 57.), einmal stoppte sein Kollege in der Innenverteidigung, Mats Hummels, Moreno mit einer Grätsche am Strafraum (53.). Doch auch nach dieser zuletzt wie mit einem Fluch belasteten Viertelstunde blieben die beiden gut beschäftigt, Hummels klärte noch einmal gegen Arias (71.).

Die meisten Gelegenheiten hatten jedoch weiterhin die Gäste. Pasveer klärte vor Joshua Kimmich (52.), er klärte gegen Alaba (54.). Hummels verfehlte zweimal den Ball (55., 58.). Moreno rutschte auf der Linie in einen müden Schuss von Müller (62.). Erst in der 74. Minute reckte Lewandowski die Hände in den Himmel.

In der 85. Minute traf der Pole noch einmal die Latte und den Pfosten, er ärgerte sich kurz, dann lachte er. Er hatte die Erlösung ja schon gebracht.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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