Champions League:Liverpool geht in Tränen unter

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Liverpools Torjäger Mohamed Salah verletzt sich in der 29. Minute bei einem Zusammenprall mit Sergio Ramos von Real Madrid an der Schulter und wird ausgewechselt. (Foto: Sergei Supinsky/AFP)
  • Der FC Liverpool muss im Champions-League-Finale gegen Real Madrid einige Rückschläge verkraften.
  • Liverpools bester Torjäger Mohamed Salah verletzt sich früh, Torhüter Loris Karius macht zwei schwerwiegende Fehler.
  • Unter Schock geht das Endspiel gegen die Königlichen aus Madrid verloren.

Von Sven Haist, Kiew

So oft die Fans des FC Liverpool in ihrem Sprechgesang den auf dem Spielfeld liegenden Mohamed Salah "als ägyptischem König" die Ehre erwiesen, die linke Schulter des Ausnahmekönners auf der rechten Seite war an diesem Abend nicht mehr zu heilen. Bei der verletzungsbedingten Auswechslung nach einer halben Stunde konnte Salah seine Tränen nicht zurückhalten. Am liebsten hätte Jürgen Klopp wohl bei der Umarmung mit seinem besten Spieler mitgeweint, der Schreck, den ihm Salahs Karambolage mit Sergio Ramos eingejagt hatte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Liverpools Trainer versuchte mit demonstrativ aufrechter Körperhaltung den Moment zu überspielen. Mehrere Minuten ließ sich Salah, 25, auf dem Rasen behandeln, die beiden Füße und Arme hatte er von sich weggestreckt, als hätte er da schon geahnt, dass er nicht mehr weiterspielen könnte.

Bevor am Ende zwei schwere Fehler von Liverpools Torwart Loris Karius den Weg für das 3:1 und Real Madrids dritten Champions-League-Erfolg in Serie ebnen sollten, hatte schon diese Szene nach rund einer halben Stunde einen bitteren Abend für die Reds eingeleitet. Im Zweikampf hatte Reals Kapitän Ramos mit seinem rechten Arm den linken von Salah eingeklemmt und ihn dann wie beim Judo zu Boden geworfen. Beim Abrollen krachte der mit 32 Treffern beste Torschützen der abgelaufenen Premier-League-Saison verhängnisvoll auf seine linke Schulter. Das Bemühen, dem Finale der Champions League weiter erhalten zu bleiben, endete für Salah eine Aktion später, als er sich in der Nähe des Strafraums einfach hinfallen ließ. Die Mitspieler kamen angerannt, um ihn zu trösten - aber Salah war nicht mehr zu trösten. Für Ramos Einsatz gab es noch nicht mal einen Freistoß.

Die Verletzung gefährdet auch Salahs Einsatz bei der in knapp drei Wochen beginnenden Weltmeisterschaft in Russland. Trainer Jürgen Klopp sprach hinterher im TV von einem möglichen Schulterbruch. Im Oktober hat Salah seinem Heimatland Ägypten mit einem Tor in der Nachspielzeit erstmals nach 28 Jahren wieder zur Qualifikation verholfen. Jetzt hielten sich Liverpools Anhänger im Olympiastadion in Kiew die Arme vors Gesicht, einige gaben in diesen Sekunden wohl schon die Hoffnung auf, nach 1977, 1978, 1981, 1984 und 2005 zum sechsten Mal die wichtigste Trophäe des europäischen Klubfußballs zu gewinnen. Wie unter Schock stellten die etwa 35 000 Menschen, die es im Stadion mit den Reds hielten, ihre Anfeuerungen bis zur Pause ein. Und in der zweiten Halbzeit setzte sich die Schockstarre nach Karius' Patzern fort.

Karius entschuldigt sich bei Fans

Den Rückstand durch Karim Benzema, dem Karius den Ball ohne Bedrängnis an den Fuß warf, konnte Liverpool durch Salahs kongenialen Angriffspartner Sadio Mane auf links zwar umgehend ausgleichen (54.). Gareth Bales Fallrückzieher, ein Schaustück der Extraklasse, jedoch nicht mehr (63.). Und dann traf Bale mit einem harmlosen Distanzschuss, den Karius sich mehr selbst ins Netz lenkte, auch noch das 3:1 (83.). Solch spielentscheidende Aktionen, bisweilen geniale Einfälle, hatten sich die Reds insgeheim von Salah erhofft. Der ausgearbeitete Spielplan gegen Real war allerdings durch dessen frühen Ausfall hinfällig. Im Wissen um die defensiven Nachlässigkeiten bei Reals brasilianischem Linksverteidiger Marcelo hatte Liverpool voll auf seinen besten Spielern gesetzt. Zu Beginn schien die Idee aufzugehen: Nach zweieinhalb Minuten war die Abwehrseite der Madrilenen ausgespielt, kurz darauf konnte Marcelo den entwischten Salah an der Strafraumgrenze nur mit einem Foul stoppen. Aber dann kam die lädierte linke Schulter dazwischen.

Nach dem Schlusspfiff entschuldigte sich Loris Karius, die tragische Figur des Abends, unter Tränen bei Liverpools Fans. Auch Gareth Bale war ein unwahrscheinlicher Hauptdarsteller, er war erst nach einer Stunde für Isco eingewechselt worden, er hat eine kaum zufriedenstellende Saison in Spanien hinter sich. Und Salah, der diesen Abend hätte prägen sollen, kam zur Siegerehrung gar nicht mehr aus der Kabine. Er war bereits im Krankenhaus.

© SZ vom 27.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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