Champions League:Bayern-Trick gegen Benfica: "Das war alles trainiert"

Lesezeit: 2 min

Alles trainiert: Thomas Müller erzielt das zweite Bayern-Tor in Lissabon. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Beim 2:2 gegen Benfica Lissabon zeigten die Bayern eine neue Stärke: Standardsituationen.
  • Dazu ließ sich die Mannschaft von Pep Guardiola wie schon gegen Juventus Turin auch von einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen.
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Von Claudio Catuogno, Lissabon

Manuel Neuer hat tief unten im Estádio da Luz erst einmal alle Schuld auf sich genommen für seinen kuriosen Hüpfer vor dem 0:1 ("Ich hätte drin bleiben sollen"). Dann hat er einen Satz gesagt, den man den stolzen Portugiesen, obwohl er als Kompliment gemeint war, besser vorenthalten sollte. "Sie haben vorne kraftvolle Spieler, die den Ball gut halten können, die in der Luft sehr gut sind", sagte Neuer also über die Benfica-Mannschaft, "die waren so ähnlich wie Darmstadt."

Hallo? Darmstadt? Aber es stimmt schon: Ob es "schwer ist, gegen eine Mannschaft zu spielen", wie Neuer befand, hängt halt nicht nur von ihrer Champions-League-Reife ab. Sondern auch von ihrer Spielanlage. Und da sah sich nicht nur Neuer an die unbequeme Truppe vom Böllenfalltor erinnert, der es egal ist, ob die anderen immer den Ball haben - Hauptsache, sie selbst schießt die Tore.

"Wir haben das alles trainiert"

Der schmale Joshua Kimmich, 21 Jahre, 1,76 Meter, der wieder Innenverteidiger spielen musste in Ermangelung echter Innenverteidiger, sagte: "Klar ist es nicht leicht, der Torwart klatscht die Dinger da 80 Meter raus. Und das ist jetzt nicht gerade meine große Stärke, Kopfballduelle." Javier Martínez (1,90 Meter) und Xabi Alonso (1,83 Meter) halfen Kimmich im Luftkampf nach Kräften, das war so besprochen. "Wir wussten es vorher, wir haben es, denke ich, ordentlich gemacht", sagte Kimmich.

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Dass Pep Guardiola seine Mannschaft auf fast alle Eventualitäten vorbereitet, ist bekannt. Dass dazu auch das detaillierte Einüben von Standardsituationen gehört, ist hingegen eher die Ausnahme. Deshalb war es nach dem 2:2 vom Mittwoch auch ein Satz von Philipp Lahm, der noch erstaunlicher war als Neuers Darmstadt- Vergleich. Lahm setzte ein Grinsen auf, als er bekannt gab: "Wir haben das alles trainiert. Und wenn man unsere Standards ansieht - auch das war trainiert."

Eckbälle haben für den Kurzpass-Prediger Guardiola oft lediglich den Zweck, das Spielgerät halt wieder in den Ballbesitz-Kreislauf einzuspeisen - aber auch an der Variante "Ecke, Kopfball, Tor" hat er inzwischen Gefallen gefunden. Beziehungsweise: an der Variante "Eckball, Kopfball, Müller, Tor". Dass alle Münchner wussten, was sie zu tun hatten, war offensichtlich in der 52. Minute: Nach einer Ecke schraubte sich Martínez für eine präzise Kopfballablage in die Luft, Müller lief sich vor dem Tor frei und vollendete; im Zweifelsfall wäre auch Thiago noch an den Ball gekommen.

Bayern wird von den Erfahrungen profitieren

Eines kann allerdings selbst Pep Guardiola nicht trainieren: Rückstände aufholen unter Ernstfall-Bedingungen. Auch darauf kam es diesmal an. Doch in der Bundesliga haben die Bayern Rückstände ja quasi abgeschafft - und wenn sie in den vergangenen Jahren doch einmal in Rückstand gerieten, sind sie oft nicht damit zurechtgekommen. Nicht selten haben sie nach dem ersten gleich das zweite Tor kassiert.

Deshalb klang es selbstverständlicher, als es in Wirklichkeit war, als Manuel Neuer hinterher sagte: "Wir wussten, dass, auch wenn wir in Rückstand geraten, es immer von uns abhängt, weil wir immer in der Lage sind, ein Tor zu erzielen. Wir hatten heute nicht ein Mal das Gefühl, dass wir an Spannung verlieren." Oder als Kimmich betonte: "Klar gehört auch Wille dazu, aber man musste schon auch einen klaren Kopf bewahren. Gerade nach dem 0:1 wären viele Mannschaften nervöser geworden."

Ein Fast-Aus gegen Juve, ein Rückstand gegen Benfica: Womöglich werden die Bayern von diesen seltenen Erfahrungen noch sehr profitieren.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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