BVB-Sieg:1860-Jugend fehlt ein Meter

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Der erste bittere Moment für die jungen Sechziger: Julian Justvan hat kurz vor Schluss die Chance zum Ausgleich vergeben. (Foto: Stefan Matzke/sampics)

Die U19 des TSV 1860 verliert das Halbfinal-Rückspiel gegen Dortmund 0:2. Zwei bundesliga-erprobte Spieler der Borussia machen den Unterschied.

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Die 89. Minute, ein langer Ball an den Sechzehner, der Torwart ist sich sicher, dass er ihn wegfausten kann und sprintet heraus. Maximilian Engl in Diensten der U19 des TSV 1860 München kommt aber doch nicht an den Ball, stattdessen fällt dieser auf den Kopf eines Gegenspielers von Borussia Dortmund. Und dann steht BVB-Kapitän Felix Passlack genau richtig, er hebt die Kugel volley über seine Gegenspieler hinweg, sie findet Zentimeter unterhalb der Latte den Weg ins Tor. Dortmund gewinnt 2:0 und erreicht damit das Finale um die deutsche Meisterschaft.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagt Steinberger, "uns hat auch das Glück gefehlt."

Es war ein kurioses Duell zweier an sich grundverschiedener Mannschaften, die in den wichtigen Szenen oft ähnlich agierten. Schon das Hinspiel war in der 89. Minute entschieden worden, weil sich ein Torwart zu weit vor seinem Kasten aufgehalten hatte - da noch zugunsten der Sechziger. Florian Neuhaus hatte aus knapp 50 Metern den Ball ebenfalls knapp unter die Latte gesetzt, es war das Siegtor zum 2:1 gewesen. Sein Jubel hatte Neuhaus allerdings eine gelb-rote Karte eingebracht, im Rückspiel fehlte der torgefährliche Mittelfeldspieler. "Er hat in der Rückrunde wichtige Tore für uns geschossen", sagte Sechzigs Trainer Josef Steinberger später. Neuhaus und vor allem der verletzte Stürmer Moritz Heinrich hätten vielleicht den Unterschied gemacht, auf jeden Fall gelang den jungen Sechzigern diesmal kein Treffer, Flanken und Abschlüsse blieben meist zu ungenau.

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Kurz nach dem Schlusspfiff stand dann Kapitän Eric Weeger auf dem Platz und schüttelte den Kopf. "Ein Meter hat alles entschieden", sagte er mit roten Augen. Er spielte auf eine Szene an, die sich unmittelbar vor dem 0:2 der Dortmunder zugetragen hatte: Julian Justvan war ein Abpraller ans Schienbein gesprungen, auch in dieser Szene war der Dortmunder Keeper Dominik Reimann zu früh aus seinem Tor gelaufen. Der Ball kullerte knapp am rechten Pfosten vorbei. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte Trainer Steinberger, er wollte nach dem Spiel auch keine Schuldigen suchen: "Uns hat gegen den Favoriten das Quentchen Glück gefehlt."

Das Hinspiel hatte in der Dortmunder Bundesliga-Arena vor mehr als 15 000 Zuschauern stattgefunden, das Rückspiel im viel ländlicher geprägten Sportpark Heimstetten, weil das heimische Grünwalder Stadion am Montagnachmittag durch die Frauen des FC Bayern belegt war. 2500 Zuschauer kamen, ausverkauft, selbst auf der Autobahn-Überführung am Südrand des Stadions standen Zuschauer zwischen den Bäumen und ließen sich auch von mehreren starken Regengüssen nicht entmutigen. Sie sahen eine spannende, von hohem Tempo geprägte Partie mit einem ähnlichen Spielverlauf wie sechs Tage zuvor: Dortmund spielte zu Beginn aggressiver und mit mehr Zug zum Tor, die Sechziger waren vor ihrem Strafraum oft eingeschnürt. Die erste Chance hatten trotzdem die Gastgeber, als Ugur Türk nach schöner Einzelleistung zum Schuss kam, den Ball aber nicht richtig traf (13.). Dortmund versuchte, sich die Sechziger zurecht zu legen, der TSV war vor allem bei schnellen Gegenstößen gefährlich. Im Endeffekt brachte das beiden Teams zwei, drei gute Chancen.

Den Unterschied machte Dortmunds Felix Passlack, der schon drei Einsätze in der Bundesliga verzeichnete. Der 17-Jährige stellte die linke Seite der Sechziger vor Probleme, und in der 32. Minute vor ein unlösbares: Von der Grundlinie passte er nach innen zu Christian Pulisic, dem anderen erstliga-erfahrenen Spieler. Dortmund sei individuell das beste Team dieses Jahrgangs in Deutschland, findet Sechzigs Trainer Steinberger, er selbst habe vier wichtige Spieler ersetzen müssen. Das sein Team so lange durchgehalten habe, sei beachtlich. Als er das erzählte, ging Dortmunds Trainer Hannes Wolf gerade an ihm vorbei. "Wir sehen uns", sagte er. Womöglich nächstes Jahr in der Endrunde.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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