Dortmund in der Einzelkritik:Erinnerungen an den Fußballgott

Sokratis verhindert Schlimmeres in Jürgen-Kohler-Manier, Mats Hummels glänzt mit Strategie und Leidenschaft, doch viele Dortmunder Spieler sind in Madrid schlicht überfordert. Der BVB in der Einzelkritik.

Von Felix Meininghaus, Madrid

Dortmund in der Einzelkritik

Roman Weidenfeller

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(Foto: AFP)

Sokratis verhindert Schlimmeres in Jürgen-Kohler-Manier, Mats Hummels glänzt mit Strategie und Leidenschaft, doch viele Dortmunder Spieler sind in Madrid schlicht überfordert. Der BVB beim 0:2 in der Einzelkritik. Von Felix Meininghaus, Madrid Roman Weidenfeller: Eine solch knifflige Aufgabe wie die in Madrid sei nur mit einer erstklassigen Fachkraft zwischen den Pfosten zu bestehen, verkündete Jürgen Klopp am Tag vor dem Spiel und nahm seinen Torhüter damit in die Pflicht. Und Roman Weidenfeller lieferte. Der Routinier war Dortmunds bester Spieler, in der ersten Halbzeit bewahrte er sein Team mit zahlreichen Paraden vor einem Debakel. Vor allem sein Privatduell mit Ronaldo war absolut sehenswert. Beim 0:3 überlistete ihn der Portugiese aber doch.

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Lukasz Piszczek

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(Foto: dpa)

Lukasz Piszczek: Es gibt wohl nur wenige Kollegen auf diesem Planeten, die Cristiano Ronaldo so schlechte Laune bereiten. Der Pole hat dem Weltfußballer regelmäßig den Spaß am Fußball geraubt - doch das war vor seiner Hüft-Operation. Seitdem kämpft Piszczek um seine Form. Piszczek gab alles, aber das war diesmal gegen einen Ronaldo in Galaform zu wenig. Immer wieder musste er ihn ziehen lassen, aber dieses Schicksal teilt Piszczek mit vielen Außenverteidigern Europas.

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Sokratis

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(Foto: Getty Images)

Sokratis: Während Neven Subotic seinen Kreuzbandriss auskuriert, hat der Manndecker schon einige starke Auftritte abgeliefert. Zweikampfstärke und physische Präsenz sind Tugenden, die gerade gegen die unglaubliche Offensivpower von Real Madrid gefragt sind. Und die warf der Grieche in die Waagschale. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich Sokratis gegen die gegnerische Übermacht stellte. Wie er Benzema im Liegen am Torerfolg hinderte war spektakulär. Da kamen Erinnerungen an den Fußballgott Jürgen Kohler auf.

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Mats Hummels

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(Foto: dpa)

Mats Hummels: Neulich hat Mats Hummels die Anhänger des BVB mit der Aussage verzückt, er könne sich gut vorstellen, noch lange das schwarz-gelbe Trikot zu tragen: "Ich kann mich sehr gut damit identifizieren, wie wir Fußball spielen und ihn auch leben." Das galt allerdings nicht für den Auftritt in Madrid, bei dem die Dortmunder viele ihrer Primärtugenden in der Kabine ließen. Hummels war eine rühmliche Ausnahme. Es war sehenswert, wie er sich mit Leidenschaft, Zweikampfstärke und strategischem Geschick wehrte. Dortmunds bester Feldspieler.

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Erik Durm

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(Foto: REUTERS)

Erik Durm: Ob sich der 21-jährige Junge aus dem Saarland manchmal kneift, um zu begreifen, dass das, was er gerade als Vertreter des verletzten Marcel Schmelzer erlebt, tatsächlich geschieht? Nun also im Champions-League-Viertelfinale im berühmten Bernabeu-Stadion gegen Gareth Bale, für den die Königlichen mal eben kolportierte 100 Millionen Euro an die Tottenham Hotspurs abgedrückt haben. Ein Nobody gegen den teuersten Spieler des Universums, konnte das gut gehen? Ein ganz klares: Nein. Durm war auf der linken Außenbahn überfordert, vor dem 0:1 ließ er sich von Benzema düpieren und sah auch sonst meistens die Hacken seiner Gegenspieler. Und dann bekam er im Luftkampf mit Bale auch noch einen Schlag auf die Bauchdecke und musste behandelt werden. Ein gebrauchter Abend.

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Sebastian Kehl

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(Foto: Getty Images)

Sebastian Kehl: Unter Druck fühlte sich Dortmunds Kapitän bei den Königlichen nicht: "In der Champions League haben wir die Pflicht schon erfüllt", sagte Sebastian Kehl. "Jetzt kommt die Kür. Da können wir noch ein bisschen was oben draufpacken." So viel zur Theorie. In der Praxis sah es so aus, dass auch der Routinier ziemlich überfordert war. Kehl kam oft zu spät, fand die Zweikämpfe nicht und konnte viel zu selten die Löcher stopfen, die sich vor dem Dortmunder Strafraum auftaten. Sah zudem die dritte gelbe Karte im Wettbewerb und wird am kommenden Dienstag im Rückspiel fehlen.

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Nuri Sahin

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(Foto: Getty Images)

Nuri Sahin: De facto ist Nuri Sahin ja noch Angestellter von Real Madrid, im Sommer wird Borussia Dortmund die Kaufoption ziehen und den Türken für sieben Millionen Euro endgültig zurück nach Westfalen holen. Im Estadio Santiago Bernabeu konnte er den Nachweis nicht erbringen, dass er diese Summe auch wert ist. Wie seinem Mitstreiter Kehl gelang es auch Sahin nicht, Zugriff auf das Spiel zu bekommen und die Hochgeschwindigkeits-Kombinationen des Gegners zu unterbinden.

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Henrikh Mkhitaryan

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(Foto: Gerard Julien/AFP)

Henrikh Mkhitaryan: Der Armenier könnte die Kritiken, die über ihn verfasst werden, in fünf Sprachen übersetzen, die er alle fließend beherrscht. Doch er ist nicht als Dolmetscher zur Borussia gekommen, sondern als Fußballer. In Dortmund soll er zum Weltklassespieler reifen, doch wie weit er davon noch entfernt ist, machten die 90 Minuten deutlich. Mkhitaryan tauchte in der Offensive nicht nur komplett unter, sondern vergab auch noch eine riesige Chance und verschuldete obendrein mit einem kapitalen Fehlpass auch noch das 0:2. Fazit: Die Weltklasseleute trugen an diesem Abend ein weißes Leibchen.

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Kevin Großkreutz

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(Foto: REUTERS)

Kevin Großkreutz: Dortmunds Allzweckwaffe bekam in Madrid mal wieder einen Spezialauftrag: Gemeinsam mit Erik Durm sollte er die Kreise um Gareth Bale einengen und den raketenschnellen Waliser daran hindern, seine gewohnte Torgefahr auszustrahlen. Das klappte nicht (siehe Erik Durm), auch Großkreutz lief in vielen Situationen reichlich desorientiert über den Rasen. Pluspunkte sammelte der Ur-Dortmunder, weil er ackerte wie ein Berserker. Aber das tut er ja immer.

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Marco Reus

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(Foto: AFP)

Marco Reus: Die stärkste Saison seines Lebens bestreitet Marco Reus nicht. Zeitweise war er verletzt oder angeschlagen. In Stuttgart wies der Nationalspieler mit drei Treffern mal wieder seine Extraklasse nach, hernach schwärmte Klopp, Fußball-Deutschland dürfe sich freuen, einen solchen Ausnahmekicker zu haben. Zeigte seine aufsteigende Form auch in Madrid. Nach einer mauen ersten Halbzeit drehte Reus immer mehr auf und stemmte sich gegen die Pleite, holte an der Mittellinie den Ball, dribbelte vorne mutig und schoss aufs Tor. Ihm wäre ein Tor noch am ehesten zuzutrauen gewesen.

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Pierre-Emerick Aubameyang

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(Foto: REUTERS)

Pierre-Emerick Aubameyang: Die größte Stärke dieses Stürmers hat sich bis nach Madrid rumgesprochen. Man müsse sich vor der Konterstärke des BVB im Allgemeinen und der Schnelligkeit von Pierre-Emerick Aubameyang in Acht nehmen, verkündete Reals Mittelfeldstratege Luca Modric am Tag vor dem Spiel. Das taten seine Mitspieler, die den Stürmer meistens zu zweit bearbeiteten. Dass sich Aubameyang dennoch die ein oder andere Chance erarbeitete, spricht für ihn.

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Jonas Hofmann

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(Foto: AFP)

Jonas Hofmann: Der Youngster kam nach etwas mehr als einer Stunde für den indisponierten Mkhitaryan und legte sich direkt mit Reals Sergio Ramos an, der ihm vorwarf, im Strafraum allzu leichtferig zu Boden zu gehen. Viel mehr Auffälligkeiten gibt es über Hofmann an diesem Abend nicht zu berichten.

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Julian Schieber

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(Foto: REUTERS)

Julian Schieber: Eigentlich wurde Julian Schieber aus Stuttgart geholt, um Robert Lewandowski zu ersetzen, wenn der mal unpässlich ist. Insofern hätte es in Abwesenheit des gelbgesperrten Stürmers sein Abend werden können, doch die in ihn gesetzten Erwartungen hat Schieber beim BVB nie erfüllen können. Gegen Real kam er in der 67. Minute und holte gleich einen Eckball raus. Das ist zwar keine sensationelle Bilanz, aber immerhin etwas. (im Bild rechts)

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Milos Jojic

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(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Milos Jojic: Jürgen Klopp lobt seinen Wintertransfer über den grünen Klee, bringt ihn aber nie von Anfang an. Gegen Real kam er in den letzten 20 Minuten und darf seinen Kindern berichten, mal im Bernabeu-Stadion aufgelaufen zu sein. Es wurde allerdings eine Kurzgeschichte, denn viel bewegen konnte der Serbe nicht.

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