BVB besiegt Eintracht Frankfurt:Manchmal Weltklasse

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Marco Reus, dreifacher Torschütze gegen Frankfurt. 

(Foto: dpa)

Borussia Dortmund mag in dieser Saison die Konstanz fehlen, aber an manchen Tagen ist der Double-Gewinner zu berauschenden Leistungen fähig. Beim klaren 3:0 gegen Eintracht Frankfurt zeigt der BVB auch die hohe Kunst des Unterzahlspiels. Und fordert die Bayern zur Offenheit beim Thema Lewandowski auf.

Von Daniel Theweleit, Dortmund

Große Heldentaten haben auch ihre Schattenseiten, zumindest wenn der Held ein zurückhaltender Mensch ist wie Marco Reus. Noch eine halbe Stunde nach seiner großen Show bei Borussia Dortmunds zutiefst beeindruckendem 3:0 (2:0) gegen Eintracht Frankfurt wurde der dreifache Torschütze von Kamera zu Kamera geschoben, er sollte erklären, erläutern und beschreiben.

Aber die Hauptrolle vor den Mikrofonen behagt diesem schüchternen Mann überhaupt nicht, seine Worte wirkten blass vor dem Hintergrund der großen Kunst, die er zuvor produziert hatte. Er sei jetzt "ein bisschen kaputt, sagte Reus, und "der Sieg ist schön für die Mannschaft". Was soll man nach so einem Spiel auch sagen, wenn man keiner dieser Angebertypen ist, denen es Vergnügen bereitet, sich selber zu loben?

Zumal auch die Spielanalyse nur wenig Interpretationsgeschick erforderte. "Wir haben heute gegen eine klar bessere Mannschaft verloren, heute war hier nix drin, Punkt, aus", fasste Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, den Plot der Darbietung zusammen. Nicht einmal die Tatsache, dass die Frankfurter lange in Überzahl gespielt hatten, konnte die Klarheit der Verhältnisse revidieren.

BVB-Stürmer Julian Schieber war nach zwei kontrovers diskutierten, aber durchaus berechtigten gelben Karten vom Platz geflogen (31.). Aber da führte der BVB nach einer halben Stunde vollständiger Dominanz und zwei wunderschönen Reus-Treffern (8., 10.) längst mit 2:0.

Noch beeindruckender als dieser furiose Beginn war dann aber die erste Phase der zweiten Hälfte, als die Dortmunder den Tabellenvierten in der eigenen Hälfte einschnürten. In Unterzahl. "Wir sind nicht zu tief geworden, haben nicht zu hoch angegriffen und keine Räume geboten", sagte Mats Hummels, "ich glaube man kann heute jedem Mittelfeldspieler taktisch und lauftechnisch eine Eins geben". Dem BVB mag gegenwärtig ein wenig die Konstanz fehlen, aber an besonderen Tagen sind immer außerordentlich gute Leistungen möglich. Und in der hohen Kunst des Unterzahlspiels, haben sie zuletzt ja auch fleißig Erfahrung gesammelt.

In drei der vier jüngsten Heimspiele war jeweils nach rund einer halben Stunde ein Dortmunder vom Platz geflogen. Die Duelle gegen Wolfsburg (2:3) und Hamburg (1:4) waren verloren gegangen, ein ähnlicher Verlauf drohte an diesem Samstag zu keinem Zeitpunkt. Diesmal sei sein Team "taktisch dramatisch besser" gewesen, meinte Trainer Jürgen Klopp, der regelrecht berauscht war von der Klugheit seines Kollektivs und dem Ideenreichtum seiner Offensive. Der Begriff "überragend" hatte mal wieder Hochkonjunktur im ehemaligen Westfalenstadion.

Watzke: Bayern "müssen zu uns kommen"

Die Viererkette, in die Neven Subotic zurückkehrte, stand stabil, und vorne glänzte Mario Götze an der Seite von Reus. Der Professorensohn war nach Schiebers Platzverweis zum einzigen Stürmer umfunktioniert worden, mit beeindruckenden Aktionen hatte er das erste und das dritte Tor aufgelegt, zudem ist Ilkay Gündogan im Moment der vielleicht beste zentrale Mittelfeldspieler der Liga.

Ein wenig traurig war allein Julian Schieber, der einfach nicht richtig ankommt beim BVB. Weil Robert Lewandowski nach seiner Roten Karte für drei Partien gesperrt wurde, hätte der Stürmer, der im Sommer für fünf Millionen Euro vom VfB Stuttgart verpflichtet worden war, endlich einmal Zeit gehabt, sich in dieses Team hineinzuarbeiten, statt immer nur eingewechselt zu werden. Nun ist er selbst gesperrt. "Ich war nicht übermotiviert", versicherte er, und wirklich bösartig war keines seiner Fouls. Aber die gelben Karten waren schon in Ordnung, was Klopp dazu zwingt, ein wenig zu improvisieren.

Wahrscheinlich wird er sich für die spanische Variante entscheiden. "Ich denke, wir haben offensiv ganz viel Qualität, da könnten wir so ähnlich spielen wie Spanien oder der FC Barcelona", meinte Neven Subotic. Wer so ein kongeniales Paar wie Götze und Reus in seiner Offensive hat, muss sich nicht vor einem Mangel an Durchschlagskraft fürchten. Zumal Reus nun in den beiden Bundesligaspielen ohne Lewandowski insgesamt fünf Tore erzielt hat.

Ohne Lewandowski, das war auch nach diesem Spiel wieder Thema. Weil der FC Bayern die Gerüchte standhaft nicht dementieren will, wonach er ernstes Interesse an einer Verpflichtung des Polen hegt oder sogar schon mit diesem einig sei, wabert die Geschichte nun an jedem Spieltag durch die Stadien. Diesmal äußerte sich Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Und forderte die Bayern auf, sich zu offenbaren.

"Szenario eins: Bayern München hat kein Interesse an Robert - dann ist das alles Gequatsche. Szenario zwei: Sie haben Interesse. Dann müssen sie irgendwann ihr Visier lüften, müssen zu uns kommen und eine Anfrage stellen. Und wenn sie das tun, dann kriegen sie eine Antwort. Vielleicht überrascht sie die dann auch", sagte Watzke bei Sky.

Nach dem Sieg gegen Frankfurt legte Watzke noch einmal nach: "Wir haben alles versucht und auch ein für unsere Verhältnisse außergewöhnliches Angebot gemacht. Aber wenn das dann nicht angenommen wird, entwickelst du ja auch ein Gefühl dafür. Ich glaube momentan auch nicht mehr wirklich dran", erklärte Watzke bei Liga total!.

Doch die Münchner blocken weiter ab, diesmal Sportdirektor Matthias Sammer: "Wir haben die ganze Zeit dazu nichts gesagt. Und wir werden das auch heute nicht tun, am Samstag nicht und am Sonntag nicht."

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