Bundesliga:Wolfsburg schießt fünf Tore - drei zählen

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Mario Gomez versteht die Fußball-Welt nicht mehr: Gleich zwei Treffer des VfL Wolfsburg werden nach Videobeweis nicht gewertet. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der VfL Wolfsburg und Hertha BSC liefern sich ein spektakuläres Duell. Am Ende steht es 3:3.
  • Gegen ein stark aufspielendes Hoffenheim verliert der 1. FC Köln 0:3 (0:1).
  • Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen und hier geht es zu allen Ergebnissen und der Tabelle.

Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt blickte nach dem bislang verrücktesten Spiel dieser Bundesliga-Saison noch lange ungläubig in den dunklen Abendhimmel. Trotz zweimaliger Führung und einer insgesamt starken Vorstellung musste sich seine VfL-Mannschaft am Sonntag mit einem 3:3 (2:1) gegen Hertha BSC begnügen. Im siebten Spiel unter Schmidts Leitung gab es das siebte Unentschieden. Nach einigem Durchatmen hatte sich beim Schweizer die erste Aufregung gelegt. "Wir können sehr stolz sein auf das Spiel", sagte er dem TV-Sender Sky, obwohl sein Team am elften Spieltag als Tabellen-14. den Sprung aus der Gefahrenzone verpasst hatte

Das schnellste Tor der Saison durch den Berliner Vedad Ibisevic nach 20 Sekunden, zwei aberkannte VfL-Treffer nach Videobeweis und ein verschossener Foulelfmeter durch Mario Gomez schienen die Wolfsburger nicht zu verunsichern. Von dem rasanten Spiel war aber sogar der erfahrene Kapitän Mario Gomez beeindruckt. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", meinte der Nationalspieler. Yunus Malli (41.) und Gomez (44.) drehten die Partie noch vor der Pause. Herthas Karim Rekik (53.) glich zwar aus, doch Divock Origi traf erneut für Wolfsburg (60.) zur Führung. Der eingewechselte Davie Selke (84.) zerstörte dann die Hoffnung der Wölfe auf den ersten Heimsieg.

"Wieder ein Unentschieden, was nach der ersten Halbzeit hätte nicht passieren dürfen", sagte Gomez. "Wenn wir nicht in der ersten Minute in der ersten Halbzeit und die ersten Minuten in der zweiten Halbzeit geschlafen hätten, hätten wir hier gewonnen. Das darf uns nicht passieren." Auch Hertha-Trainer Pal Dardai hatte ein "verrücktes Spiel" gesehen und war zufrieden mit dem Punkt: "Das Unentschieden ist verdient."

Fans ärgern sich über Videobeweis

Die Partie begann furios: Valentino Lazaro passte steil auf Hertha-Kapitän Ibisevic, der nach 20,6 Sekunden souverän verwandelte. Es war das schnellste Tor der Bundesligasaison. Zuvor hatte der Bosnier 901 Minuten lang keinen Treffer erzielt. In der fünften Minute rief der Stadionsprecher bereits den Ausgleichstreffer aus, doch Schiedsrichter Kampka nahm ein Gomez-Tor nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten Jochen Drees zurück. Der Nationalstürmer hatte beim Brooks-Pfostentreffer zuvor im Abseits gestanden.

15 Minuten später stand der 32 Jahre alte Angreifer wieder im Mittelpunkt: Er drosch einen Foulelfmeter an die Latte. Den Strafstoß hatte Per Skjelbred verursacht, nachdem er Daniel Didavi gehalten hatte.

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Laute Pfiffe und "Schieber"-Rufe gegen Kampka gab es nach dem zweiten Tor, das er nach Kommunikation mit dem Video-Assistenten Jochen Drees zurücknahm: Den Schuss von Malli hatte der im Abseits stehende Didavi noch abgefälscht. Kampka und Drees lagen erneut richtig.

Noch vor der Pause durften Malli und Gomez dann aber doch jubeln: Erst köpfte Malli nach Flanke von Origi ein, dann schoss Gomez nach Didavi-Pass ins Berliner Tor. Zwei Standard-Situationen brachten die nächsten Tore: Der niederländische Abwehrspieler Rekik traf nach einem Freistoß. Origi war nach einer Ecke erfolgreich. Der eingewechselte Berliner Selke wurden dann mit seinem späten Ausgleich zum Wolfsburger Stimmungskiller.

Der 1. FC Köln ist nach seinem kleinen Aufschwung im Europapokal schon wieder am Boden. Der Tabellenletzte unterlag am 11. Spieltag der TSG Hoffenheim verdient mit 0:3 (0:1), bleibt weiter ohne Sieg und verliert zusehends jeglichen Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze. Dennis Geiger (10.) und Sandro Wagner (56., Foulelfmeter/80.) trafen für die Gäste.

Bei den Kölnern verpuffte der Schwung aus dem 5:2-Spektakel gegen BATE Borissow in der Europa League unter der Woche schnell. Die Mannschaft von Trainer Peter Stöger hat nun schon sechs Zähler Rückstand auf den Relegationsrang, den derzeit der SC Freiburg belegt. Die Hoffenheimer feierten indes ihren ersten Bundesliga-Sieg seit sechs Wochen und kletterten auf den fünften Rang. "Es ist sehr ernüchternd. Hoffenheim hat uns heute klar die Grenzen aufgezeigt. Natürlich haben wir die ein oder andere Chance gehabt, aber das war deutlich zu wenig", sagte FC-Torwart Timo Horn nach der Partie bei Sky und stellte zudem klar: "Am Trainer liegt es nicht."

Köln begann vor 49.200 Zuschauern mit dem Selbstvertrauen aus der Europa League auch durchaus schwungvoll und verzeichnete durch Pawel Olkowski (4.) den ersten gefährlichen Torschuss - verlor aber wie so oft in dieser Saison die Ordnung und kassierte den frühen Rückstand durch Geiger, der fünf Meter vor Timo Horn frei abschließen durfte. Der FC versuchte, Hoffenheim früh unter Druck zu setzen, fand dabei aber nur selten Zugriff, und so hatten die Gäste durch Wagner (21.), Nadiem Amiri (24.) und Uth (32.) auch die nächsten Chancen. Auf der anderen Seite setzte Yuya Osako einen Distanzschuss an den Pfosten (41.), viel mehr brachte Köln vor der Pause aber nicht zu Stande.

Auch in der zweiten Hälfte begann Hoffenheim konzentriert und souverän, zunächst prüfte Uth (53.) Horn aus der Distanz, dann wurde er im Strafraum durch eine leichte Berührung Olkowskis zu Fall gebracht (54.). Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied nach Video-Ansicht auf Elfmeter und Gelb für den Kölner, Wagner verwandelte sicher. Das Spiel verflachte nun zusehends. Hoffenheim verwaltete gekonnt den Vorsprung, und Köln konnte weiterhin nur selten Torgefahr entwickeln. Die beste Chance vergab der eingewechselte Milos Jojic (75.), der frei vor Oliver Baumann scheiterte. Wenig später machte Wagner auf der anderen Seite alles klar.

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