Bundesliga:Schalke vermasselt Draxler die Rückkehr

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Kein Durchkommen für Julian Draxler - auf Schalke verloren er und sein VfL 0:3. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Pfiffe, biestige Gegner, ein bitteres 0:3: Julian Draxler erlebt mit seinem VfL Wolfsburg eine frustrierende Rückkehr in die alte Heimat.
  • Schalke nutzt schlimme Wolfsburger Fehler.
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Von Ulrich Hartmann, Gelsenkirchen

Der Schalker Sportdirektor Horst Heldt musste seiner Spielanalyse nach dem 3:0-Sieg des FC Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg zuallererst mal eine These vorausschicken. Er sagte: "Ich finde, dass Wolfsburg eine sehr starke Mannschaft ist." Heldt befürchtete offenbar, dieser souverän herausgespielte Sieg seiner gut aufgelegten Schalker hätte ansonsten geringgeschätzt werden können. Das wäre ihm überhaupt nicht recht gewesen.

Das deutliche 3:0 (2:0) im Duell der tabellarischen Verfolgerteams war für die Gelsenkirchener ein ebenso schöner wie auch dem Selbstbewusstsein schmeichelnder Triumph gewesen, und umso wichtiger war dabei, dass man es hier mit dem Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg zu tun gehabt hatte. "Phantastisch" und "absolut toll", fand entsprechend der Schalker Trainer André Breitenreiter die Leistung seiner Mannschaft.

"Gut verteidigt und schöne Tore geschossen", präzisierte Heldt, und auch wenn beide mit ihren Einschätzungen absolut recht hatten, muss man doch explizit konstatieren: Diesmal war der VfL Wolfsburg schlichtweg keine sehr starke Mannschaft. Ohne die verletzten Christian Träsch, Maxi Arnold, André Schürrle und den gesperrten Luiz Gustavo mussten die Wolfsburger auf Schalke auflaufen, und womöglich lag es ja letztlich auch daran, dass diese Ausfälle nicht kompensiert werden konnten.

Allerdings haben etablierte Spieler wie Diego Benaglio, Naldo, Max Kruse, Daniel Caligiuri und Julian Draxler eben auch keinen guten Tag erwischt. "Nach sechs sieglosen Spielen ist das Selbstvertrauen nun mal nicht besonders hoch", sagte der Trainer Dieter Hecking entschuldigend. Dieses 0:3 war dann folglich schon das siebte Ligaspiel nacheinander ohne maximalen Erfolg.

"Auch Julian Draxler kann besser spielen", beurteilte Hecking die Leistung seines 22-jährigen Stürmers, der nach 14 Jahren bei Schalke 04 erstmals im Trikot des VfL Wolfsburg in die Schalker Arena einlief und ganz sicher vor allem aus Nervosität ein miserables Spiel zeigte. Mehre unbedrängte Pässe schlug er stumpf ins Aus. Etliche Schalker Fans hatten ihn bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, aber dem Wolfsburger Sportdirektor Klaus Allofs war wichtig zu erwähnen, dass Draxler von ganz vielen Schalker nett und freundlich empfangen worden war und man nicht immer bloß die pfeifenden Fans hervorheben müsse.

Draxler hatte in der 24. Minute eine der besseren Wolfsburger Chancen gehabt, nachdem Caligiuri zwei Minuten zuvor den Ball aus 18 Metern an die Latte des Schalker Tors gedroschen hatte. Wolfsburg war ein bisschen besser ins Spiel gekommen, aber unmittelbar nach Draxlers Chance in der 24. Minute entschied sich dieses Spiel mit dem ersten Schalker Tor.

"Mit ein bisschen mehr Glück wären wir hier 1:0 in Führung gegangen", sagte Caligiuri, aber beim dann folgenden 0:1 schaute er erst dem Schalker Junior Caicara und dann dessen Stürmer-Kollegen Klaas-Jan Huntelaar genauso wie alle anderen Wolfsburger nahezu tatenlos dabei zu, wie sie mit nur zwei Stationen aus dem eigenen Strafraum heraus in die Zentrale des gegnerischen Mittelfelds gelangten.

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Von dort platzierte Huntelaar unbedrängt aus 20 Metern einen Flachschuss ins linke untere Eck des Wolfsburger Tores. Diego Benaglio hätte diesen Ball durchaus parieren können, vermutlich müssen, aber dass er mit seiner rechten Seite knapp über der Grasnarbe diesmal offenbar ein paar Schwierigkeiten hatte, wurde später noch offensichtlicher. Sowohl Huntelaars Fernschuss (24.) als auch einen Freistoß von Johannes Geis (35.) als auch ganz spät einen Flachschuss des kurz zuvor eingewechselten Neu-Schalkers Alessandro Schöpf (87.) ließ Benaglio an genau diesem, offenbar wunden Punkt in sein Tor hinein.

"Mit dem ersten Gegentor kam der Knacks", sagte Caligiuri später und beklagte einen derzeit mangelnden Zusammenhalt in seinem Team und ein mangelndes Selbstvertrauen, das seinen Wolfsburgern derzeit einen größeren Erfolg vergönne. "Nach dem 0:1 haben wir die falschen Mittel gewählt", beklagte Sportchef Allofs, "außerdem haben wir keine Linie gefunden, es hat an allem ein bisschen gefehlt." Um in Zukunft wieder Spiele gewinnen zu können und sich tabellarisch zu verbessern, müsse man "mehr investieren, mehr arbeiten und auch bei Rückständen die Nerven behalten."

Schalkes Sportchef Heldt hatte aber gleich eine Trost für die Wolfsburger parat und nannte "das Rennen um die internationalen Plätze noch lange nicht entschieden". In seiner Mannschaft lobte Heldt die erkennbare Einstellung, "dass hier jeder gewinnen wollte". Mit einer zum dritten Mal im dritten Rückrundenspiel unveränderten Aufstellung hatten die Schalker die Partie gegen weitgehend einfallslose Wolfsburg zumeist dominiert und ungefährdet zuende gespielt.

Die Gäste hätten an diesem Tag noch lange ohne Ertrag weiterspielen können, und so war sicher vor allem Julian Draxler froh, sich den Schalker Fans wieder entziehen zu können, auch wenn deren Wutpfiffe sich im Laufe des Spiels mit ansteigender Schalker Führung zunehmend abgeschwächt hatten.

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