Bundesliga:Mut zur Wut

Jérôme Boateng kann über Kritik seines Chefs nur lachen. Julian Draxler erhebt Selbstanklage und Christian Streich blickt nach unten. Die Ankläger des Bundesliga-Spieltags.

Thomas Tuchel

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kann ein einziges verlorenes Spiel einen Trainer so sehr in Rage bringen? Offenbar schon, denn Thomas Tuchel formulierte nach dem 1:2 seines BVB in Frankfurt eine scharfe Anklage an seine Spieler. "Technisch, taktisch, von der Mentalität und der Bereitschaft her war unsere Leistung ein einziges Defizit", echauffierte sich Tuchel. "Das hat in der Trainingswoche angefangen, heute war es von der ersten bis zur letzten Minute eine Leistung, die keinen Punkt verdient hat." Bereits wenige Tage nach dem umjubelten 1:0 über den FC Bayern dürfte da eine Aussprache mit den BVB-Bossen nötig werden. (ebc)

Rudi Völler

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(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Was Tuchel kann, kann Rudi Völler schon lange. Der weißhaarige Bayer-Sportdirektor ist ein echter Diplom-Motzki, in gefühlten 125 Jahren Bundesliga hat er schon den einen oder anderen Gegenspieler zu Boden argumentiert. Diesmal traf es Schiedsrichter Marco Fritz. Bei der Partie des FC Bayern gegen Leverkusen, Endstand 2:1, hatte Münchens Javi Martínez kurz vor Schluss einen Ball von Kevin Volland mit der Hand abgeblockt und wohl am Übertreten der Torlinie gehindert. "Der Schiedsrichter hat es nicht ganz so toll gemacht", so Völlers Urteil. "Wir haben ein korrektes Tor erzielt, wenn man so will. Es war eine klare Rote Karte für Martínez und ein klarer Elfmeter." Dem hatte auch der Schiedsrichter wenig hinzuzufügen: Fritz entschuldigte sich. (ebc)

Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schon traditionell besuchen die Spieler, Trainer und Verantwortlichen des FC Bayern in der Vorweihnachtszeit die Fanklubs im ganzen Land und sogar darüber hinaus. Carlo Ancelotti durfte zum Beispiel nach Südtirol fahren. Nach Schwaben verschlug es dagegen Jérôme Boateng - und die gute Bergluft schien den Verteidiger richtig angriffslustig gemacht zu haben. "Über die Aussagen kann ich nur lachen", entgegnete er auf die Frage eines Fans, der von Boateng wissen wollte, wie er denn die Kritik von Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nach der Niederlage in Rostow einordnen würde. "Es wäre im Sinne von Jérôme und dem ganzen Klub, wenn er ein bisschen back to earth runterkommt", hatte Rummenigge über Botang geschimpft. Er wolle sich mit dem Thema nicht länger befassen, sagte der Nationalspieler in Babenhausen noch und ließ Rummenigge ausrichten: "Das nächste Mal kann er es mir persönlich ins Gesicht sagen und dann ist es auch gut." Rumms, das hat gesessen. Auf Boateng dürften noch aufregende Adventtage warten. (schma)

Julian Draxler

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(Foto: dpa)

Am Tag vor dem ersten Advent war Julian Draxler nicht nach besinnlichen Worten zumute. Der Nationalspieler versuchte erst gar nicht, seine Aussagen zum enttäuschenden 1:1 beim FC Ingolstadt in angemessen diplomatische und vorweihnachtliche Sätze zu kleiden. Erstaunlich offen kritisierte er die sportliche Misere des VfL Wolfsburg. Es kam einer Selbstanklage gleich. "Das Problem liegt in den Köpfen", sagte Draxler, der nach der Genesung seines Muskelfaserrisses ebenso unauffällig spielte wie Mario Gomez. "Das einzig Positive ist der Punkt", erkannte Draxler und fügte ehrlich hinzu: "Wir stehen zu Recht unten drin und müssen bis Weihnachten viel über den Kampf machen." Das alles klingt nicht nach einer schönen Bescherung. (schma)

Uli Hoeneß

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(Foto: dpa)

Keine 24 Stunden war Uli Hoeneß wieder im Amt, da sah sich der neue, alte Präsident des FC Bayern bereits zu einer Entschuldigung gezwungen. Auf der Jahreshauptversammlung am Freitagabend hatte er den Tabellenführer RB Leipzig als "Feind" bezeichnet, das gefiel ihm am Tag danach selbst nicht mehr. "In meiner Euphorie habe ich ein völlig falsches Wort gesagt, das war ein totaler Fehlgriff", so Hoeneß. Das Wort Feind nehme er "offiziell zurück und entschuldige mich dafür". Das gelte auch für den Rivalen aus Dortmund, den Hoeneß ebenfalls genannt hatte: "Im Fußball gibt es keine Feinde, die gibt es im Krieg. Im Irak oder Syrien, da gibt es Feinde, aber nicht im Fußball - das sind Rivalen und Gegner, die wir sportlich bekämpfen müssen, mehr nicht." (ebc)

Christian Streich

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(Foto: REUTERS)

Auch beim SC Freiburg, wo es normalerweise heimeliger zugeht als in der rauen Bundesligawelt, wurden scharfe Töne formuliert. Trainer Christian Streich hatte nach dem 1:4 gegen Leipzig Grund zur Klage: "Ich habe Spieler gesehen, die haben heute gut gespielt. Aber ein paar Spieler haben leider nicht gut gespielt. Und dann gibt es Situationen wie vor dem 1:0. Das ist inakzeptabel." Beim Führungstreffer der Leipziger hatten die Freiburger kollektiv das Abwehrspiel verweigert, Streich erklärte: "Mir macht das einfach Sorgen: Wenn du dich gegen Mannschaften so verhältst, die auf Augenhöhe sind, dann bekommst du das Tor auch." Seine Prognose: "Jetzt müssen wir schauen, dass wir nicht in den Strudel kommen." In den Strudel, der in die zweite Liga führt. (ebc)

Marcel Heller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach der Niederlage beim FC Schalke lief Marcel Heller laut fluchend und wild gestikulierend über den Rasen. Nichts konnte den Darmstädter Stürmer beruhigen, nichts wollte er sagen. Alles an seiner angespannten Körperhaltung signalisierte: Alarmstufe rot. Er konnte nicht fassen, dass seine Mannschaft schon wieder verlor, nachdem das Spiel so gut begonnen hatte - mit einem sehenswerten Tor von ihm selbst. Er hatte Schalkes Torhüter Ralf Fährmann lässig ausgetanzt, ausgetrickst und den Ball zur Führung eingeschoben. Doch am Ende siegte nicht Darmstadt, sondern Schalke. (schma)

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