Bundesliga:Der FC Bayern stolpert in Hoffenheim

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Der Hoffenheimer Torschütze Mark Uth (r) freut sich mit Steven Zuber (l) über sein Tor zum 2:0 während Javi Martínez (München) zwischen den beiden Spielern kniet. (Foto: dpa)
  • Die TSG Hoffenheim überrascht mit einem 2:0-Sieg gegen den FC Bayern.
  • Mark Uth trifft doppelt - den ersten Treffer leitet ein Ballkind ein.
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Der eigentliche Vorbereiter tauchte hinterher in keiner Statistik auf. Er bekam keine Note verliehen, keinen sogenannten Scorerpunkt gutgeschrieben, nicht mal seinen Namen erfuhr das Publikum, zumindest nicht direkt nach Abpfiff. Dabei war das ja schon eine Leistung gewesen: Dass ein Ballkind einen Sieg gegen den FC Bayern einleitet.

Die 27. Minute am Samstagabend, Bayerns Innenverteidiger Mats Hummels klärt einen Ball an der Seitenlinie. Der Ball ist schon im Aus, Hummels tritt ihn trotzdem nochmal in die Luft, weit in die Hälfte der TSG Hoffenheim. Und während die Bayern-Spieler dem Ball hinterher schauen oder mit was auch immer beschäftigt sind - wirft das Hoffenheimer Ballkind einen Ersatzball schnell zu Andrej Kramaric, der denselben Richtung Münchner Strafraum leitet. Hummels wartet, Javi Martinez wartet, Sebastian Rudy wartet. Doch Hoffenheims Mark Uth rennt los. Sprintet durch Bayerns Hälfte, erreicht den Ball am Strafraum und schießt, vorbei an Manuel Neuer.

Dieser Treffer löste einigen Protest aus, Bayerns Spieler beschwerten sich genau wie Trainer Carlo Ancelotti, weil ja ein zweiter Ball auf dem Feld gewesen war: nämlich der von Hummels in die Hoffenheimer Hälfte geschossene. Aber in diesem Fall besagt die Regel: Der Schiedsrichter muss nur unterbrechen, wenn der Ball das Spiel beeinträchtigt. Hat er aber nicht. Also: reguläres Tor.

Wenn man so will, stand dieser Treffer symbolisch für das gesamte Spiel, er zeigte, dass Hoffenheim sich oft cleverer verhielt als die Bayern. Und weil Uth in der 51. Minute erneut traf und die Bayern spielerisch enttäuschten, siegte das Team von Julian Nagelsmann mit 2:0.

"Details haben heute den Ausschlag gegeben", sagte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. "Das Spiel war schwierig, wir hatten einige Möglichkeiten, konnten sie aber nicht nutzen. Hoffenheim war dreimal im Sechzehner und hat zwei Tore gemacht." Auch Nagelsmann räumte ein: "Wir waren in allen Statistiken schlechter, aber das zählt halt nicht." Und ergänzte: "Wir haben eine einheitliche Ausbildung, auch die Balljungen bringen den Ball schnell ins Spiel zurück."

Für die Bayern entwickelt sich Hoffenheim allmählich zum Angstgegner: Vergangene Saison setzte es ein 0:1 auswärts, zuhause gab es nur ein 1:1. So hat die erste wichtige Saisonphase mit sieben Spielen in drei Wochen denkbar schlecht für die Münchner begonnen - am Dienstag geht es gegen den RSC Anderlecht in der Champions League. Hingegen empfahl sich Hoffenheim für die Europa-League-Premiere am Donnerstag gegen Sporting Braga.

Die mehrtägige Debatte über den Stellenwert von Thomas Müller beendete Trainer Carlo Ancelotti zumindest vorläufig. Der Nationalstürmer spielte von Anfang an - und das ganz schwach. Dafür saßen Franck Ribéry und Arjen Robben zunächst auf der Bank, genau wie der genesene kolumbianische Zugang James Rodríguez. Rafinha ersetzte zudem den verletzten David Alaba als Linksverteidiger.

Die Hoffenheimer, ohne ihren Abwehrchef Kevin Vogt, Bayern-Leihgabe Serge Gnabry und Nationalstürmer Sandro Wagner, mussten sich von Beginn an der flankenfreudigen Münchner erwehren. Über die Außen versuchten die Gäste die TSG-Fünferkette zu knacken. So konnte Robert Lewandowski beim ersten Aufreger nach sieben Minuten beinahe eine Hereingabe von Müller nutzen: Der Ball touchierte die Oberkante der Latte.

Fast eine halbe Stunde lang konnten die Bayern den Ball laufen lassen, ohne aber weitere Chancen herauszuspielen, dann fiel völlig überraschend das 0:1. Plötzlich spielten die bis dato in die Defensive gedrängten Hoffenheimer mit. Steven Zuber zwang kurz vor dem Pausenpfiff Neuer zu einer Parade. Bis dato hatten der Ex-Hoffenheimer Sebastian Rudy und Thiago im Mittelfeld ziemlich ungestört spielen können, jetzt standen ihnen die Gegner mehr auf den Füßen.

Das galt auch für Müller, der zu Beginn der zweiten Halbzeit gleich einen folgenschweren Zweikampf verlor. Zuber schaltete blitzschnell, und sein Zuspiel verwandelte Uth erneut reaktionsschnell und präzise. "Uth, Uth!", skandierten die TSG-Fans unter den 30 150 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Mit den Hereinnahmen von Robben, Ribery und James Rodríguez versuchte Ancelotti seine Mannschaft anzutreiben, doch die Münchner fanden einfach zu wenig Lücken.

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