Bundesliga: Elf des Spieltags:Schmetterlinge im Stadion

Die Geheimnisse des Shinji Kagawa, die unaufhaltsame Mainzer Boyband, ein Traumtor mit Schnuller und die Sehnsucht eines Bayern-Spielers nach Italien. Die Elf des Spieltags

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Die Geheimnisse des Shinji Kagawa, die unaufhaltsame Mainzer Boyband, ein Traumtor mit Schnuller und die Sehnsucht eines Bayern-Spielers nach Italien. Die Elf des Spieltags Shinji Kagawa Shinji Kagawa schwebt wie ein Schmetterling über den Rasen und sticht wie eine Biene. Was ist nur sein Geheimnis? Vielleicht ist es die fernöstliche Ausbildung. Denn die ist, wie jeder seit dem Film Karate Kid weiß, ungewöhnlich, aber effektiv. Ob Kagawa bei Mr. Miyagi trainierte, ist nicht überliefert - sein Ausbildungsverein hieß immerhin FC Miyagi Barcelona. Vielleicht hat er dort wie Karateka Daniel-San nicht nur am Ball, sondern auch am Auto trainiert: "Auftragen, rechte Hand. Polieren, linke Hand. Auftragen, polieren." Kein BVB-Trikot verkauft sich besser als das mit seiner Nummer 23. Damit sollte die Borussia Kagawas Ablöse (Dortmund zahlte 350.000 Euro "Ausbildungsentschädigung" an Cerezo Osaka) bald wieder drin haben. Nun machte der Japaner auch noch zwei Tore beim Dortmunder 3:1-Sieg auf Schalke. Vielleicht wird Felix Magath nun den Medizinbällen den Rücken kehren und neue Trainingsmethoden anwenden: Auftragen, polieren, auftragen, polieren.

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Frank Rost

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(Foto: REUTERS)

Zwar beschenkten ihn die St.-Pauli-Fans vor dem Spiel (siehe Foto), doch der Jubilar war ungehalten. Das Hamburger Derby war Frank Rosts 400. Bundesliga-Spiel. Und es war ihm zu friedlich: "Das war Ringelpiez mit Anfassen in den ersten 75 Minuten. Das war Harmonie von allen Seiten. Es hätte nur noch gefehlt, dass wir mit rosa Röcken aufgelaufen wären", schimpfte der HSV-Keeper. Der Friedenskurs beider Vereine, der zur Deeskalation zwischen den verfeindeten Fan-Lagern beitragen sollte, ging Rost zu weit: "Insgesamt war das kein schönes Derby." Aber das mit dem Frieden hat funktioniert: Sonst hätten nicht so viele St. Paulianer lange, schmale, weiße Fahnen geschwenkt - oder geworfen.

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Diego Contento

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Einer der wenigen beim FC Bayern, der die vielbesungene WM-Form nicht verloren hat. Vielleicht liegt das daran, dass er nicht bei der WM war - oder an seinem Ehrgeiz, es allen sorgenvollen Kritikern zu beweisen, die immer wieder Folgendes predigen: "Contento als Stammspieler auf der linken Abwehrseite? Der ist doch so unerfahren, erst 20 Jahre alt - und er war nicht mal bei der WM!" Mit jedem Spiel, dass er macht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Diego Contento bei der nächsten WM dabei sein wird. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Streit zwischen Angela Merkel und Silvio Berlusconi kommt. Denn Contento hat einen deutschen und einen italienischen Pass. Doch Merkel - und mit ihr Joachim Löw - hat ein Problem: Contentos großes Vorbild heißt weder Beckenbauer, noch Matthäus, noch Lahm, sondern Paolo Maldini. Der spielte erstens bei Berlusconis Klub AC Mailand und zweitens in der italienischen Nationalelf. "Ehrlich gesagt: Mein Ziel war es immer, für Italien zu spielen", hat Contento verlauten lassen. Das deutsche Duo Merkel/Löw muss also zu drastischen Mitteln greifen: Die beiden sollten sich italienische Umgangsformen aneignen - und ihm ein Angebot machen, dass er nicht ablehnen kann.

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Faryd Mondragón

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er ist der Nachfolger von Jens Lehmann. Nicht im Tor der deutschen Nationalelf, sondern als Nummer eins der Methusalem-Rangliste: Mondragon ist 39 Jahre alt - und damit der älteste Spieler der Bundesliga. Am Samstag vermieste er den Bayern den Wiesn-Auftakt, indem er alles hielt, was die auf das Kölner Tor abfeuerten. In den Geschichtsbüchern der Bundesliga steht er indes längst: Er war der erste südamerikanische Torhüter in der Bundesliga.

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André Schürrle

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(Foto: AP)

Er saß, kam und traf. Alles wie immer also bei André Schürrle (links, an der Fahnen-Luft-Gitarre). Zum dritten Mal in Folge wurde der 19-jährige Mainzer Stürmer eingewechselt - zum dritten Mal machte er ein Tor. Auch der in dieser Woche verkündete Wechsel nach der Saison zu Bayer Leverkusen hat diese Routine nicht verändert. Die Mainzer Boyband macht da weiter, wo sie am vergangenen Spieltag aufgehört hat. Nach dem 2:0 über Werder Bremen bekamen die Mainzer Bubis zwar keinen Plattenvertrag, aber die Tabellenführung. Leverkusen lässt sich Schürrle kolportierte acht Millionen Euro Ablöse kosten - er ist damit in den Top Ten der teuersten deutschen Spieler. "Schürrle ist ein überragendes deutsches Talent", hatte Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer Leverkusen, vor dem Wechsel gesagt. Und: "Wir machen uns ja strafbar, würden wir uns nicht für ihn interessieren." Völler hat sich nichts zu Schulden kommen lassen.

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Diego

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(Foto: dapd)

Weiß und grün sind (fast) alle seine Kleider. Bei Werder Bremen wurde er ein grün-weiß gewandeter Star. In Wolfsburg will er in ähnlicher Arbeitskleidung (und mit farblich perfekt abgestimmten Accessoires) an alte Erfolge anknüpfen. Nach einem eher schwachen Start haben die Wölfe am Samstag gegen Hannover die ersten drei Punkte eingefahren. Diego hat ein Traumtor dazu beigesteuert: per Fallrückzieher erzielte er das 1:0. Schöne Treffer sind wir von ihm gewohnt: 2007 schoss er das Tor des Jahres. Es war das Bremer 3:1 gegen Alemannia Aachen. Die Torentfernung: 63,8 Meter. Bei der Wahl zum Fußballer des Jahres landete er im selben Jahr auf Rang zwei - hinter einem, dem es seit geraumer Zeit weniger nützt, bei seinem neuen Verein dieselben Farben zu tragen wie bei seinem alten (nämlich rot und weiß): Mario Gomez.

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Jan Rosenthal

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(Foto: Getty Images)

Vor drei, vier Jahren galt Jan Rosenthal als kommender Nationalspieler. Der Mittelfeldspieler ist kreativ und torgefährlich. Er war Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft. Er kann alles. Wirklich alles. Am Freitag schoss er in der letzten Spielminute das Siegtor für den SC Freiburg gegen Frankfurt (1:0) - und bescherte dem SC den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte (neun Punkte aus vier Spielen). Doch Rosenthal kann noch viel mehr: zum Beispiel Elfmeter halten. Es war am 16. Spieltag der Saison 2008/09, als Edin Dzeko beim Heimspiel des VfL Wolfsburg gegen Hannover 96 zum Elfmeter antrat, schoss - und sich blamierte. Es war kein Torwart, der seinen Ball hielt, sondern Jan Rosenthal. Hannover hatte das Wechselkontingent erschöpft, Keeper Florian Fromlowitz flog mit einer roten Karte vom Platz, "Rosi" ging ins Tor und hielt. Viele prophezeiten ihm eine große Karriere (auf vielen Positionen), doch immer wieder warfen ihn schwere Verletzungen zurück. Vor dieser Saison ist der 24-Jährige von Hannover nach Freiburg gewechselt. Ein Neuanfang. Auf der alten Position.

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Mladen Petric

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(Foto: REUTERS)

Wie Jan Rosenthal ist auch Mladen Petric ein vielseitiges Talent: Auch er weiß, wie man beim Fußball die Hände geschickt einsetzt. Es war am 23. November 2006, als der Stürmer Mladen Petric einen Elfmeter hielt - im Uefa-Pokal, beim Spiel seines FC Basel gegen AS Nancy. Es war die zweite Minute der Nachspielzeit, es stand 2:2. Petric hielt und bewies: Er ist eiskalt vor dem Tor (genau wie Erwin "Jimmy" Hoffer; siehe nächstes Foto). Egal ob er Tore verhindern oder schießen soll. Wobei ihm Letzteres besser liegt: In der Saison 2006/2007 schoss er in 25 Ligaspielen 19 Tore und wurde Torschützenkönig der Schweiz. Auch am Sonntag zeigte er das, was bei allen Controllern (und Trainern) am meisten Entzücken hervorruft: Effizienz. Nach 62 Minuten wurde er für Paolo Guerrero eingewechselt, 26 Minuten später bewahrte er seinen HSV vor einer Blamage. Er traf zum 1:1-Endstand gegen St. Pauli.

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Erwin Hoffer

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(Foto: AFP)

Auch wenn es auf diesem Foto nicht so aussieht: Erwin "Jimmy" Hoffer behielt beim Spiel seines FCK gegen den Tabellenführer aus Hoffenheim immer die Übersicht. Und - auch wenn es auf dem Foto wirklich nicht so aussieht: Der Mann weiß, wo das Tor steht. Wie es sich für einen Stürmer gehört. Statistischer Beweis gefällig? Bitteschön: Bei Rapid Wien schoss Hoffer in 85 Spielen 41 Tore. Und wie es sich für einen Stürmer gehört, stellte er auch am Samstag seine Ortskenntnis zweimal unter Beweis. Der Österreicher machte beide Tore des 1. FC Kaiserslautern beim 2:2. Sein Spitzname "Jimmy" hat Hoffer übrigens keineswegs "Jimmy Jump" zu verdanken, sondern "Jimmy, der Tulpe", einem Auftagskiller aus dem Film "Keine halben Sachen". Wegen seiner Eiseskälte vor dem Tor.

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Dante

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(Foto: dapd)

Er musste sich vorkommen wie im ersten Teil der "Göttlichen Komödie" - darin beschreibt Dante Alighieri eine Reise durch die Hölle. Der Gladbacher Abwehrchef Dante (der sehr wahrscheinlich nicht mit dem 1321 in Ravenna verstorbenen Dichter verwandt ist) erlebte einen teuflisch schlechten Tag. Sein einziger Trost: Da war er nicht allein - allen anderen Gladbachern ging es genauso. Bei Heimspielen ist Dante sowieso nie alleine - denn der Mönchengladbacher Einzelhandel kommt kaum hinterher, das derzeit trendigste Fan-Utensil zu nachzuliefern: Dante-Perücken. Dass er so viele Menschen zu seiner Frisur bekehren kann (zumindest 90 Minuten lang), macht das Original glücklich: "Es gibt für einen Spieler nichts Schöneres, als wenn die Fans durch solche Aktionen zeigen, dass sie einen gerne haben." Trotz der sieben Gegentore (und der 60 in der vergangenen Saison).

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Pawel Pogrebnjak

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(Foto: dapd)

Der Stuttgarter Stürmer musste sich vorkommen wie im dritten Teil der "Göttlichen Komödie" - darin beschreibt Dante Alighieri eine Reise durch das Paradies. Der Gladbacher Abwehrchef Dante und seine zehn Mitstreiter ließen Pogrebnjak und dessen zehn Mitstreiter gewähren. Die Stuttgarter waren immer einen Tick früher am Spielgerät (siehe Foto). Der mit allen Freiheiten ausgestattete Pogrebnjak genoss die für einen Stürmer paradiesischen Zustände im Gladbacher Strafraum und steuerte drei Tore zum Stuttgarter 7:0-Sieg bei.

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