Bundesliga: Dortmund-Schalke:Der Tabellenführer trifft nicht

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Sie scheiterten am Pfosten, an Schalkes Torhüter Manuel Neuer oder an sich selbst: Das torlose Unentschieden im Revierderby bremst vorerst die Euphorie bei Borussia Dortmund.

Ulrich Hartmann, Dortmund

Durch die Innenstadt wehte am Freitag ein eiskalter Wind, aber die Menschen in Dortmund waren klug. Viele trugen um den Hals einen gelben Schal mit dem Wappen ihres Lieblingsvereins. In Dortmund, wo Mädchen dieser Tage gelbe Bänder im Haar tragen und wo in der Buchhandlung am Eingang in einem gelben Regal alles zum Thema Borussia steht, trägt die Liebe für den örtlichen Klub zur Volksgesundheit bei.

Enttäuschung am Freitagabend: Dortmunds Kevin Großkreutz. (Foto: REUTERS)

Am frühen Abend pilgerten die Menschen mit den gelben Schals hinaus zum Stadion, und zurück blieb am Friedensplatz eine einsame schwarz-gelbe Vereinsfahne, die im scharfen Wind flatterte. Dass die anderen Fahnenstangen vor dem Rathaus derzeit nackt sind, zeigt, was die Dortmunder gerade einzig und allein beschäftigt. Die Menschen wollen am 14. Mai auf dem Friedensplatz ihren Fußballern mit der Meisterschale zujubeln.

Als die Fans Freitagnacht nach und nach aus dem Stadion in die Innenstadt zurückkehrten, war ihr Herzensklub zwar immer noch mit großem Vorsprung Tabellenführer, aber die Euphorie der vergangenen Wochen hatte einen kleinen Dämpfer erhalten.

Die sonst so souveräne Borussia hatte sich ausgerechnet gegen den FC Schalke 04 trotz anfänglicher Überlegenheit mit einem enttäuschenden 0:0-Unentschieden zufrieden geben müssen. Die schwarz-gelbe Fahne am Friedensplatz hüpfte trotzig im Wind.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hatte natürlich jene fünf Spieler in der Startelf, die ein paar Stunden zuvor und nur ein paar Kilometer weiter vom Bundestrainer Joachim Löw in den Kader für das Länderspiel in Dortmund gegen Italien berufen worden waren. Schalke hatte nur einen einzigen deutschen Nationalspieler im Kader, aber das war in Manuel Neuer ein herausragender Torwart, der seine Stärken in der Anfangsphase auch gleich mehrfach bewies. Erst scheiterte Mario Götze in der dritten Minute allein vor dem Schalker Tor an Neuer, dann erging es Jakub Blaszczykowski zwei Minuten später genauso.

Neuer bügelte die Fehler der brüchigen Schalker Abwehr aus, die vom rasenden Angriffsspiel der Dortmunder schlicht überfordert war. Klopp klatschte sich die Finger wund für die sehenswerte Art, mit der sich seine überlegenen Spieler Chance um Chance erspielten, doch im Rücken der Schalker Abwehrkette gehorchte der Ball den Dortmundern nicht mehr. Nur mit dieser einen Fahrlässigkeit, die Torchancen nicht genutzt zu haben, beendeten die Gastgeber die Halbzeit. Manuel Neuer hatte sie auch ein bisschen zermürbt.

Schalke 04: Einzelkritik
:Spiderman und Haarträger

Manuel Neuer hält wie einst Oliver Kahn, ein WM-Star agiert überaus nervös und Klaas-Jan Huntelaar läuft noch weniger als ein formschwacher Grieche. Die Einzelkritik mit Vote.

Jürgen Schmieder, Dortmund

Die ganz große Überlegenheit, die die Dortmunder bereits zum Ende der ersten Hälfte gegen eine verdichtete Schalker Abwehr nicht mehr so recht besessen hatten, fanden sie auch zu Beginn der zweiten nicht wieder. Die zuvor phasenweise gedemütigten Schalker schlossen die Lücken an den Nahtstellen ihrer Viererkette besser und brachten die Dortmunder mit Gelegenheitsangriffen nun wenigstens dann und wann in Verlegenheit.

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Jürgen Schmieder, Dortmund

Die bessere Gelegenheit erspielten sich allerdings zunächst wieder die Gastgeber, doch Lucas Barrios lenkte in der 55. Minute eine Hereingabe nur an den Pfosten. Der von Löw erstmals ins Nationalteam berufene Sven Bender prüfte Neuer in der Folgezeit mit mehreren Fernschüssen, brachte den Schalker Torwart damit aber überhaupt nicht in Verlegenheit.

Mit schwindender Zeit verloren die kreativen Dortmunder ihre Inspiration, zumal die Schalker ihre verlorene Ordnung in der Abwehr wiederfanden und Neuer keine Schwächen zeigte. Und Schalke wurde sogar noch gefährlich: Dortmunds Lukas Piszczek musste zehn Minuten vor Schluss nahe der eigenen Linie klären, ehe die Dortmunder noch einmal zu einer großen Chance kamen, die aber wieder Neuer zunichte machte, indem er dem allein aufs Tor zueilenden Robert Lewandowski so schnell entgegenkam, dass dieser Neuer etwa 20 Meter vor dem Tor nur noch anschießen konnte. Sechs Minuten vor Schluss schoss Mario Götze erneut nur an den Pfosten.

Die Dortmunder hatten den Sieg in der ersten halben Stunde verschenkt, oder anders gesagt: der für den kommenden Mittwoch mit einer Startelf-Zusage durch Joachim Löw ausgestattete Manuel Neuer hat Schalke diesen Punkt in Dortmund gerettet. Für die in dieser Saison bislang so souverän aufspielenden Dortmunder war das maue Remis ein weiteres enttäuschendes Heimspiel gegen Schalke.

Der BVB hat von den jüngsten zwölf Heimspielen nur eines gegen Schalke gewonnen. Dieses Derby, heißt es ja nicht umsonst, hat seine eigenen Regeln.

© SZ vom 05.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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