Bundesliga:"Absicht unterstelle ich nicht, aber Dummheit"

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Das Foul: Konstantinos Stafylidis hat den Schalker Breel Embolo in der 21. Minute umgegrätscht. (Foto: Adam Pretty/Getty)

Breel Embolo von Schalke 04 wird in Augsburg schwer gefoult. Der junge Schweizer fällt monatelang aus.

Von Maik Rosner, Augsburg

Hinterher war es sogar Dirk Schuster ein Anliegen, sich zunächst einmal der schweren Verletzung von Breel Embolo anzunehmen. Die Fernsehbilder jenes Fouls, das zum Bruch des linken Sprunggelenks des Schalker Angreifers geführt hatte, schaute sich der Trainer des FC Augsburg erst einmal in aller Ruhe an. Erst danach kam er zur Pressekonferenz, um sich an der Debatte über die am meisten diskutierte Szene des 1:1 (0:0) gegen den FC Schalke zu beteiligen.

Heraus kam neben einer Entschuldigung im Namen des FCA und den besten Genesungswünschen für den Schalker Rekordeinkauf ein Tadel für seinen Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis, der Embolo Mitte der ersten Hälfte an der Außenlinie Nähe der Eckfahne mit einer Grätsche von schräg hinten wohl mindestens bis zur Winterpause in den Krankenstand versetzt hatte. "Ich glaube, dass sich Kosta ein bisschen dämlich angestellt hat", sagte Schuster. Embolo habe gar nicht viele Optionen gehabt, Kosta sei reingegrätscht "wie es seine Art ist". Er habe, befand Schuster weiter, Embolo unglücklich und ohne Absicht getroffen. Deutlich vernehmbar blieb aber, dass Schuster Stafylidis' Aktion als durchweg überflüssig einstufte.

Auch beim FC Schalke stand der Ärger über den verpassten zweiten Ligasieg nach dem jüngsten 4:0 gegen Borussia Mönchengladbach hinter Embolos schwerer Verletzung zurück. Das galt ebenfalls für die Traumtore durch die beiden sehenswerten Distanzschüsse von Schalkes Nabil Bentaleb (65.) und Augsburgs Daniel Baier (77.), die jeweils in den rechten Torwinkel geflogen waren und dem leistungsgerechten Unentschieden dieses intensiven Kampfspiels eine kunstvolle Note verliehen hatten. Und das galt ebenso für die Rückkehr von Schalkes Trainer Markus Weinzierl zum FCA, den er in den vergangenen vier Jahren gecoacht hatte. Einfluss auf seine Bewertung jener Szene, die zu Embolos langfristigem Ausfall geführt hatte, nahm seine Augsburger Vergangenheit aber schon.

Stafylidis bittet am Sonntag um Verzeihung

"Ich kenne den Spieler und weiß, dass er seine Gedanken nicht koordiniert", sagte Weinzierl über Stafylidis scharf, "Absicht unterstelle ich ihm nicht, aber Dummheit."

Da sah vermutlich auch der Grieche so und bat Embolo am nächsten Tag öffentlich um Verzeihung. Bei Instagram schrieb der Abwehrspieler am Sonntagvormittag: "Ich möchte mich bei Breel Embolo und beim FC Schalke 04 in aller Form entschuldigen! Ich spiele immer aggressiv gegen den Ball, aber ich habe nie die Absicht, meine Gegenspieler zu verletzten." Er fügte hinzu: "Ich habe großen Respekt vor meinen Gegenspielern und vor dem Fußball und deshalb spiele ich niemals unfair. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen eine schnelle Genesung, weil der Fußball solche Spieler deiner Qualität braucht!

Manager Christian Heidel verzichtete lieber auf Schuldzuweisungen. Viel wesentlicher erschienen ihm die Konsequenzen. "Das ist für Breel Embolo an Tragik fast gar nicht mehr zu überbieten", sagte Heidel. Jeder habe gemerkt, dass der 19-Jährige gerade in der Bundesliga angekommen und bis zu seiner Verletzung in Augsburg der auffälligste Spieler gewesen sei. "Jetzt kommt wortwörtlich ein Bruch rein", sagte Heidel.

Embolo-Ausfall führt zum Bruch im Schalker Spiel

Es war schon in Augsburg ein Bruch im Schalker Spiel erkennbar gewesen, nachdem Embolo vom Platz getragen und umgehend in einer Augsburger Klinik operiert worden war. Dass die Gäste dennoch in Führung gehen konnten, lag ganz wesentlich an jenem Kunstschuss, den der Algerier Bentaleb halblinks und rund zwei Meter vor der Strafraumgrenze auf die Reise geschickt hatte. Latte und Pfosten schien der Ball zu touchieren, ehe er kurz hinter der Torlinie aufschlug und wieder herausprallte. Und wären die eingewechselten Klaas-Jan Huntelaar und Jewgen Konopljanka bei ihrer Doppelchance kurz darauf nicht jeweils freistehend an Augsburgs Torwart Marwin Hitz gescheitert, hätten die Schalker neben Embolos Ausfall nicht auch noch einen Mangel an Konsequenz und Wehrhaftigkeit beklagen müssen.

Die Augsburger dagegen konnten sich über den verdient erkämpften Punkt freuen, da Baier aus 20 Metern ebenfalls ein Kunstschuss in den Winkel gelungen war. Dieses Remis nach einem Rückstand gegen Schalke spreche wegen der vielen Absenzen durch Verletzungen für die Mannschaft, lobte Stefan Reuter, ehe er durchaus vergnügt in jene Feierlichkeiten überging, die zu seinem 50. Geburtstag in der Nacht auf Sonntag anstanden. Der Geschäftsführer sagte: "Das ist beachtlich, eine richtig tolle Mannschaftsleistung." Wer wollte, konnte das nach Embolos Ausfall beinahe als Empfehlung für die Schalker deuten.

© SZ vom 16.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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