Bremen verliert 1:4:"Es ist peinlich"

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Viktor Skripnik konnte gar nicht mehr hinschauen: Seine Bremer Mannschaft zeigte sich gegen Gladbach in einem desolaten Zustand. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Die Bremer rätseln, wie sie in der ersten Halbzeit beim 1:4 in Gladbach so desolat auftreten konnten. Sportdirektor Frank Baumann sagt über Trainer Skripnik: "Wir sind von Viktor überzeugt."

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

"Schwer zu erklären", sagte der Sportdirektor Frank Baumann. "Unmöglich zu erklären", sagte der Mittelfeldspieler Clemens Fritz. "Es ist peinlich", sagte der Trainer Viktor Skripnik.

Die Bremer rätselten, wie es ihnen in einer ohnehin kritischen Saisonphase passieren konnte, am Samstagabend bei Borussia Mönchengladbach in den ersten 21 Minuten gleich drei Gegentreffer zu kassieren und von da an ein nahezu chancenloses Spiel zu absolvieren. 1:4 stand es am Ende. "Unser Plan hat nicht funktioniert", sagte hinterher reichlich sachlich jener Trainer Skripnik, der mit jeder Niederlage immer mehr in die Diskussion geraten war - und am Sonntagmorgen schließlich entlassen wurde. Dieses 1:4, es war zu viel. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil uns nach der Leistung in Gladbach die Überzeugung fehlte, dass es in der bestehenden Konstellation möglich ist, zeitnah eine Wende zum Positiven herbeizuführen", sagte Baumann am Sonntag.

Skripnik selbst hatte nach dem desolaten Auftritt gegen Gladbach noch betont, nicht zurücktreten zu wollen. Die Vorbereitung auf die beiden Heimspiele gegen den FSV Mainz 05 am Mittwoch und den VfL Wolfsburg am Samstag hat ab Montag aber nicht der 46-jährige Ukrainer, sondern der bisherige U23-Coach Alexander Nouri inne. "Er ist ein gewissenhafter, ehrgeiziger Fußballlehrer, dem wir zutrauen, die Mannschaft erfolgreich in die nächsten Partien zu führen", sagte Baumann. Das Regenerationstraining am Sonntagmorgen sollte von Axel Dörrfuß, Leiter Athletik und Performance, und Athletiktrainer Günther Stoxreiter geleitet werden.

Baumann hat die Mannschaft "so schwach nicht erwartet"

Am Samstag gab es aus dem miserablen Auftritt der Bremer heraus schon nicht gerade viele Anzeichen dafür, dass Skripnik weiterin Trainer sein würde, zu dieser Zeit allerdings verweigerte Baumann "nach drei Bundesligaspielen ein seriöses Zwischenfazit" noch. Der Sportchef sagte, er wolle keine Personaldiskussion führen und suggerierte damit, dass Skripnik vorerst Trainer bleibt: "Wir sind von Viktor überzeugt." Von dieser Überzeugung war am nächsten Tag offenbar nur noch wenig übrig, Skripnik musste gehen.

"Die Niederlagen, die Sprüche und Pfiffe sind natürlich unangenehm", hatte dieser nach seinem letzten Spiel als Bremer Trainer gesagt und vertröstete alle, die mit Werder leiden, auf die Rückkehr wichtiger Spieler wie Fin Bartels, Luca Caldirola, Philipp Bargfrede, Max Kruse oder Claudio Pizarro. Jene, die in Gladbach auflaufen konnten, hatten die taktische Vorgabe, hoch zu stehen und die Gladbacher früh zu attackieren - aber das klappte überhaupt nicht. "Da darf man natürlich nicht einfach nur hoch stehen, sondern muss auch Zweikämpfe gewinnen", klagte Skripnik. "So schwach hatte ich die Mannschaft nicht erwartet", gestand auch Baumann mit leiser Stimme und fahlem Gesicht. Auch für seine Idee, den Torwart Felix Wiedwald durch Jaroslav Drobny zu ersetzen, musste sich Skripnik angesichts von vier Gegentoren rechtfertigen.

Als die Partie längst verloren war, als Gladbach seine klare Führung nur noch verwaltete und die Bremer froh waren, dass ihre überlegenen Kontrahenten ums Sparen von Kräften bemüht waren, sah der erst zur zweiten Halbzeit eingewechselte US-Amerikaner Aron Johannsson in der 80. Minute auch noch die rote Karte. Schiedsrichter Tobias Stieler wollte eine unflätige Beleidigung vernommen haben, während Johannsson beteuerte, er habe bloß ein Gladbacher Handspiel reklamiert mit den Worten: "That was a fucking handball."

Ohne Punkt und mit 2:12 Toren bleiben die Bremer Tabellenletzter. "Die Mannschaft und ich sitzen gemeinsam in einem Boot", hatte Skripnik am Samstagabend gesagt und damit ziemlich klar formuliert, dass er sich nicht zum alleinigen Sündenbock machen lassen wollte. "Ich stehe unter Vertrag und will auch weitermachen." Niemand aus dem Bremer Lager stellte nach dem Spiel diesen Wunsch von Skripnik in Frage. Am Sonntag aber sah die Welt schon ganz anders aus.

© SZ vom 18.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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