Borussia Dortmund:Thomas Tuchel übt sanfte Selbstkritik

Borussia Dortmund: Übt sich ein wenig in Selbstkritik: BVB-Trainer Thomas Tuchel

Übt sich ein wenig in Selbstkritik: BVB-Trainer Thomas Tuchel

(Foto: AP)

Nach seiner scharfen und kalten Schimpftirade räumt der Dortmunds Trainer erstmals Fehler ein. Er hat wohl verstanden, worum es beim BVB geht.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Thomas Tuchel mag seine Mannschaft, seine Spieler, das Training, ja, vielleicht sogar Borussia Dortmund. Am Samstagnachmittag, nach dem souverän herausgespielten 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach, hat er sogar so etwas wie eine sanfte Selbstkritik geübt. Geduld, hat der BVB-Trainer eingeräumt, gehöre nicht zu seinen stärksten Eigenschaften.

Vergangenen Samstag hatte Thomas Tuchel nach der knappen Niederlage in Frankfurt dieselbe Mannschaft noch zum kollektiven "Defizit" erklärt und damit einen regelrechten Sturm im Wasserglas ausgelöst. Verstanden hat ihn vor einer Woche niemand, als er so bitter und ätzend mit seinen Spielern abrechnete. Der BVB hat im Sommer drei Schlüsselspieler, Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan abgeben und obendrein seit dem Sommer auf den lange verletzten Marco Reus verzichten müssen. Dortmund hat zwar die eingenommenen Transfergelder gleich wieder investiert, aber neue Strukturen aus dem Boden zu stampfen, ist auf dem Niveau von Borussia Dortmund eben nicht im Handumdrehen zu haben.

Trotz des erzwungenen Umbruchs liegt Dortmund in der Champions League-Gruppe nach fünf Spieltagen auf Platz eins, vor Real Madrid. Eine Woche vor Frankfurt hatte der BVB gerade Bayern München niedergerungen. Kein Grund zur Aufregung also, alles hätte schlimmer kommen können.

In Dortmund ticken die Uhren etwas anders

Kann sein, dass auch der ungeduldige Thomas Tuchel genau dies als Fazit einer für ihn turbulenten Woche verstanden hat. In Dortmund pflegen sie seit Jahren ihre Geduld, ertragen Rückschläge durch den Verlust wichtiger Spieler - und erwarten auch von ihrem Trainer, dass er, bei allem Ehrgeiz auch für ein menschliches Klima im Team und mit den Fans sorgt. Vielleicht hat Tuchel deshalb in dieser Woche dazugelernt - über die etwas anders tickenden Uhren von Borussia Dortmund, über Empathie und über die Geduld im Allgemeinen.

Dortmund wird seit Jahren als Bayern-Herausforderer empfunden. Allzu viel Aufregung um Nichts kann man sich bei so einer Daueraufgabe wirklich nicht leisten.

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