Manuel Neuer erlebte einen kuriosen Abend in London. Einerseits weiß nun jeder, dass er in München wohl zurecht als bester Torwart der Welt gilt. Andererseits weiß nun auch jeder, dass selbst der beste Torwart der Welt einmal am Ball vorbeispringen kann.
Oft hat der 29-Jährige binnen 90 Minuten ja nicht viel mehr zu tun, als den Mitspielern beim Toreschießen zuzuschauen. Doch beim Champions-League-Auftritt des FC Bayern beim FC Arsenal gab es vier Szenen, die sich ins allgemeine Torwart-Gedächtnis einprägen werden. Es begann in der sechsten Minute, als der große Kerl nach einem Schuss von Mesut Özil schnell und geschmeidig in die Ecke tauchte und den Ball ablenkte.
Einen regelrechten Schrecken erlitten die Zuschauer nach 33 Minuten. Arsenal griff über links an, eine Flanke segelte auf den Kopf von Theo Walcott. Der lenkte den Ball Richtung (leeres) Tor. Es musste das 1:0 für Arsenal sein. Bis der linke Arm von Manuel Neuer von irgendwoher kam.
Eine Reaktion, so schnell, dass viele mit dem Sehen nicht hinterherkamen. Neuer stoppte den Ball tatsächlich noch vor der Linie. Der verletzte Mario Götze twitterte: "Safe!!!!! Great @Manuel_Neuer #NeuerTheWall #ARSFCB". Hier die Parade im Video
Wie soll man diesen Torwart nur überwinden? Antwort: Mit einem in den Strafraum geschaufelten Freistoß aus dem Halbfeld heraus und ein bisschen Tumult um den Kopfball herum. Neuer, vielleicht angestachelt durch seine Weltklasse-Paraden zuvor, lief etwas übermotiviert aus dem Tor und verlor den Überblick.
Der Ball segelte an dem Mann in Blau vorbei auf den Kopf des dahinter einlaufenden Olivier Giroud und von dort aus ins Tor. 1:0 für Arsenal. Torwartfehler. Später sollte Neuer sagen: "Ich habe den großen Fehler gemacht, der Arsenal in Führung gebracht hat. Daran werde ich arbeiten."
Am Ende hatte er dann auch noch Pech. In der Nachspielzeit wunderten sich die Zuschauer abermals, wie sich ein Mensch derart Gepard-artig bewegen kann, als er den Schuss von Özil aus unmittelbarer Nähe parierte. Allerdings erreichte Neuer den Ball erst knapp hinter der Torlinie - es war das 0:2.
Tschüss, London. Muss ein seltsames Gefühl sein für diesen kolossalen Torwart, einerseits großartig gespielt zu haben - und andererseits an der ersten Niederlage nach zwölf Siegen in Serie beteiligt gewesen zu sein.