Bayern-Sieg in Gladbach:Thomas Müller trifft!

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Wirklich, er trifft: Thomas Müller (rechts) nach seinem zweiten Saisontreffer. (Foto: AFP)
  • Ein Tor mit therapeutischem Charakter: Thomas Müller trifft bei Borussia Mönchengladbach zum 1:0-Sieg.
  • In der Tabelle haben die Münchner nun bereits 13 Punkte Vorsprung.
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Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Zwei Tage lang hatten die Fußballer von Borussia Mönchengladbach mit offizieller Genehmigung ihres Trainers Dieter Hecking ihr Europa-League-Aus gegen Schalke betrauert. Nun sollten sie die Enttäuschung im Spiel gegen den FC Bayern München aber bitteschön mit umso mehr Elan bewältigen. Als Therapeuten sehen sich die Bayern jedoch so gar nicht: Sie dominierten ihr Gastspiel im Borussia-Park am Sonntag angesichts ihres enormen Vorsprungs vor RB Leipzig mit aller seriösen Gelassenheit und nahmen sich die nötige Zeit, um in der 63. Minute das Tor zum 1:0-Sieg zu erzielen. In den Schlussminuten mussten die Münchner allerdings noch mal etwas zittern.

Einen therapeutischen Charakter durfte man indes auch diesem Treffer zugestehen, schließlich hatte Thomas Müller in der Bundesliga zuvor drei Monate lang nicht mehr getroffen. Dieses Tor war, man glaubt es kaum, tatsächlich erst sein zweiter Saisontreffer. "Dass ich's noch in mir drin hab', weiß ich ja", sagte Müller nach dem Spiel und fügte hinzu: "Natürlich ist heute ein schöner Tag für mich." Die Bayern sind in der Liga jetzt seit sieben Stunden und neun Minuten ohne Gegentor - und ihr Vorsprung beträgt nun 13 Punkte.

"Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen", bilanzierte Gladbachs Trainer Dieter Hecking: "Sie hat auch nach der siebten Englischen Woche grandios gearbeitet. Moral und Geist sind überragend. Das Einzige, das uns trübsinnig dreinblicken lässt, ist das Ergebnis." Angesichts von jetzt fünf Punkten Rückstand auf einen internationalen Startplatz und nur noch ebenso vielen Zählern Vorsprung auf den Relegationsplatz ergänzte er: "Wir haben unseren Blick immer nach hinten gerichtet. Wir waren schon mal weiter weg."

Robben schlenzt den Ball an den Pfosten

Vor dem Anpfiff hatte Borussias Sportdirektor Max Eberl beim Sender Sky erneut etwas genervt zu den Gerüchten um einen möglichen Wechsel zum FC Bayern im kommenden Sommer Stellung genommen. "Aktuell ist Fakt, dass ich im Sommer Sportdirektor in Mönchengladbach bin", sagte er und ergänzte zu jüngsten Spekulationen, er habe sich gegen München und für Gladbach entschieden: "Ich konnte Bayern nicht absagen, weil es kein Angebot gab." Interpretationsspielraum eröffnete in diesem Zusammenhang seine - allerdings rein fußballerische - Vorgabe, man wolle "eklig sein und die Bayern nerven".

Bei den Münchnern pausierten der Flügelstürmer Douglas Costa (Knie) und der Mittelfeldmann Arturo Vidal (Gelbsperre), sie wurden durch Franck Ribéry und Xabi Alonso ersetzt. Den Gladbachern fielen auf den selben Positionen Fabian Johnson (Muskelfaserriss) und Christoph Kramer (Knie) aus, allerdings waren sie noch schlimmer gebeutelt, weil zudem ihr Mittelfeldtalent Mahmoud Dahoud sowie weiterhin Kapitän Lars Stindl verletzt pausierten. Und weil auch Thorgan Hazard zunächst nur auf der Bank saß, fehlten der Gladbacher Startelf in Stindl, Hazard und Johnson drei ihrer vier besten Torschützen mit zusammen 15 Ligatreffern.

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Diese Ausfälle machten sich bemerkbar, obwohl die Gladbacher versuchten, das Duell der besten Rückrundenteams halbwegs zu einem Spitzenspiel zu machen. So eroberten sie aus defensiver Grundhaltung nach wenigen Minuten bereits einmal den Münchner Strafraum und sorgten für Unruhe. Als stringenter erwies sich auf Dauer jedoch die Torannäherung der ballaffineren Münchner. Nach 25 Minuten tauchte Robert Lewandowski allein vor Torwart Yann Sommer auf, allerdings in solch steilem Winkel, dass er ihm den Ball bloß vor die Brust schlenzen konnte.

Als die Bayern nach einer halben Stunde die Schlagzahl erhöhten, kamen sie immer häufiger in den Strafraum, brachten den Ball dort aber meist schlecht unter Kontrolle. Die Gladbacher schlossen vereinzelte Gegenstöße bereits aus der zweiten Reihe und so unpräzise ab, dass es dem Torwart Manuel Neuer langweilig hätte werden können. Diesbezügliche Sorgen blieben Sommer auf der anderen Seite erspart. Ein Robben-Schlenzer nach klassischer Robben-Art drei Minuten vor der Pause klatschte an den Pfosten, den spektakulären Rebound-Flugkopfball von Lewandowski erhechtete Sommer sehenswert.

Weil die Borussia und die Bayern in den vorangegangenen elf Bundesliga-Spielen eine ausgeglichene Bilanz (je vier Siege, drei Unentschieden) hatten, war Gladbach zum Münchner Angstgegner stilisiert worden. Unterfüttert schien das dadurch zu sein, dass sich Neuer gegen Gladbach häufiger Torwartfehler erlaubt als sonst, und dass die Borussen gegen München noch nie ein Spiel verloren hatten, das um 17.30 Uhr angepfiffen wurde. Alles nur Statistik.

Lewandowskis Versuch, nach einer Stunde eine Müller-Hereingabe ins lange Eck prallen zu lassen, scheiterte knapp; Selbiges galt für einen 20-Meter-Fernschuss von Raffael im Gegenzug. Es war dies die beste und letzte Gladbacher Chance, bevor die Münchner dem Spiel die entscheidende Richtung gaben. Thiago näherte sich in der 63. Minute von links dem Strafraum, zog in die Mitte und chippte den Ball wie ein Golfer, der über einen Bunker hinweg aufs Grün spielt. Das Grün war hier aber der Strafraum, und das Ziel hieß Thomas Müller. Müller nahm an und versenkte den Ball in seinem 250. Bundesliga-Spiel im Gladbacher Tor.

Am Ende rannte die Borussia noch mal an, Bayern wackelte, fiel aber nicht. Die Gladbacher hoffen nun auf ein Wiedersehen im DFB-Pokalfinale.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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