Bayern-Sieg gegen Schalke:Ja zur Meisterschaft

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Das war erst das 2:0: Arjen Robben schneller, besser, erfolgreicher als die Schalker Ralf Faehrmann (vorne) und Sead Kolasinac (rechts). (Foto: REUTERS)

Während der FC Schalke 04 so viel Aggressivität ausstrahlt wie eine Yoga-Gruppe, zeigt der FC Bayern die beste erste Halbzeit der Saison und schießt vier Tore in 28 Minuten. Nach dem 5:1 wagen es erste Münchner, von den echten Zielen der Saison zu sprechen.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Für Horst Heldt war das alles schwer zu verkraften. Elf Gegentore in zwei Spielen das sei "richtig schlimm" und tue "richtig weh", sagte der Manager von Schalke 04 nach dem nächsten bitteren Fußballabend. Dann adelte er diesen FC Bayern, der ihn, die Schalker Fans und den gesamten Verein nach dem 1:6 gegen Real Madrid nun schon wieder so böse verhauen hatte, mit einem 1:5 am Samstagabend. Zwei Klassen besser sei der FC Bayern, sagte Heldt, "mit was für einer Dynamik der FC Bayern spielt und wie ballsicher sie sind, da sind Welten zwischen ihnen und uns".

Welten zwischen dem Ersten und Vierten der Bundesliga - es war keine Übertreibung des erschütterten Heldt. Dem FC Bayern ist eine Machtdemonstration gelungen, die man sich nach den zuletzt schon überzeugenden Auftritten nur schwer hatte vorstellen können. Im Grunde müsste die PR-Abteilung der Münchner einen Sonderurlaub spendiert bekommen, denn so positiv, wie sich selbst Gegner über den Verein äußern, ist firmengesteuertes Präsentieren derzeit so überflüssig wie ein weiterer Weltklassestürmer.

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5:1 hieß es am Ende gegen Schalke 04 also. Der 15. Sieg in Folge. 20 Punkte Vorsprung auf Rang zwei. Das reicht selbst dem FC Bayern, um das Wort "Meisterschaft" offensiv auszusprechen. Toni Kroos schlug zunächst einen gemächlichen Ton an, sagte erst brav: "Wenn wir in die Tabelle gucken, sind wir sehr zufrieden." Und dann schon recht eindeutig: "Da fehlen aber die Argumente, zu sagen: Wir haben Verfolger." In die Taschen lügen bräuchten sie sich nicht, sagte Kroos weiter, um schließlich zu bekennen: "Natürlich werden wir deutscher Meister werden, das ist überhaupt keine Frage." Immerhin: Wann der Titel feststehe, das sei dann doch egal.

Der FC Bayern hat mittlerweile sein eigenes Spiel daraus gemacht, trotz absoluter Überlegenheit noch Motivation für Partien wie das gegen Schalke zu finden. "Es ist wichtig, jedes Spiel mit absoluter Ernsthaftigkeit anzugehen", sagte auch Kroos, um zu schlussfolgern: "Wenn wir irgendwo in der Liga nachlassen, dann werden uns diese Prozente auch in der Champions League fehlen."

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Gerade einmal 28 Minuten brauchen die Bayern, um vier Tore gegen den FC Schalke 04 zu schießen. Die Gäste aus Gelsenkirchen offenbaren wie schon gegen Real Madrid extreme Berührungsängste, sodass sogar den einzigen Schalker Treffer ein Münchner erzielen muss.

Von Lisa Sonnabend

Fithalten für die Champions League, für richtige Gegner, das ist die aktuelle Losung des FC Bayern. Der Erfolg gegen Schalke 04 war tatsächlich mehr als ein weiterer schnöder haushoher Sieg. Hatte die Elf von Pep Guardiola zuletzt ein paar Erweckungsmomentchen gebraucht, dominierte sie nun eine komplette Halbzeit lang, in der vier muntere Tore eine überforderte Schalker Mannschaft demütigten. Toni Kroos hatte daran maßgeblichen Anteil, 144 Pässe schickte er während der 90 Minuten an seine Mitspieler. Als aktivster Schalker kam Kevin-Prince Boateng gerade mal auf 30 Pässe.

Strahlemann des Abends war Arjen Robben. "Ich glaube, dass war eine der besten Halbzeiten, seitdem ich bei Bayern bin. Da war so viel Tempo drin", freute sich der Holländer nach seinen drei Treffern. Der 30-Jährige sauste gegen Schalke wie aufgeputscht über den Rasen und geizte nicht mit Glanzmomenten. Robben kann es tänzelnd (2:0), als Ballstibitzer (4:0) und vom Elfmeterpunkt (5:1). Das bekam auch Manuel Neuer aus seinem selten besuchten Strafraum mit: "Arjen war heute sehr wertvoll für uns."

Natürlich, die Antennen bei den Bayern sind empfindlich. Dass die Mannschaft in der zweiten Hälfte auch den Schalkern mal den Eintritt in den eigenen Strafraum gewährte und Mario Mandzukic einen Ausbau seiner Torbilanz mehrfach verpasste, das hatte das Team schon mitbekommen. Sowie das Eigentor von Rafinha. "Wir versuchen, immer unser bestes Spiel zu zeigen", sagte Neuer, "über 90 Minuten haben wir das heute leider wieder nicht geschafft." Der Torwart ging bei dieser Analyse immerhin nicht soweit, ernsthaft enttäuscht zu klingen.

Authentischer ärgerten sich die Schalker. "Das war hochgradig peinlich", befand Benedikt Höwedes, "wir haben uns verhalten wie eine Schülermannschaft." Auch Trainer Jens Keller wählte harte Worte, kommentierte die Leistung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit als "desaströs, unterirdisch, katastrophal". Tatsächlich hätte das Team auf dem Platz auch Yoga machen können - es hätte die gleiche Aggressivität ausgestrahlt.

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Arjen Robben darf einen Elfmeter treten und freut sich routiniert wie Meryl Streep über ihre 18. Oscar-Nominierung. David Alaba gewinnt Laufduelle bereits nach fünfeinhalb Schritten. Und Rafinha bedankt sich bei seinen Schalker Freunden. Der FC Bayern beim 5:1 gegen Schalke in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Vielleicht wollte Karl-Heinz Rummenigge den Schalkern und den restlichen 16 gegnerischen Vereinen in der Bundesliga ein bisschen Mut machen, als er meinte: "Ich glaube grundsätzlich, dass die Liga gut ist und Spannung hat. Wir haben eine Spannung um die Champions-League-Plätze, um die Europa-League- und Abstiegs-Plätze." Alles, was nichts mit der Meisterschaft zu tun hat, ist also noch interessant. Ein schwacher Trost für die Fußballwelt außerhalb des FC Bayern.

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