Bayern-Sieg gegen Schalke:Diesmal wenigstens nur 1:5

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Im Hintergrund feiern die Bayern, Klaas-Jan Huntelaar bleibt nur der Griff zur Flasche. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Gerade einmal 28 Minuten brauchen die Bayern, um vier Tore gegen den FC Schalke 04 zu schießen. Die Gäste aus Gelsenkirchen offenbaren wie schon gegen Real Madrid extreme Berührungsängste, sodass sogar den einzigen Schalker Treffer ein Münchner erzielen muss.

Von Lisa Sonnabend

Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes sprang in die Luft, er ballte die Faust und brüllte. Der Mund war weit aufgerissen. Doch es war kein Ausbruch der Freude, sondern des Frustes. Eben hatte der FC Bayern schon wieder einen Treffer erzielt. Es war zum Verzweifeln. Der FC Bayern gewann am Samstagabend die Bundesliga-Partie mit 5:1 (4:0). Eine Klatsche für Schalke - ausgerechnet in jener Woche, in der der Klub schon von Real Madrid mit 1:6 abgewatscht worden war.

Dass die Bayern dieses Spiel gewinnen würden, daran hatten wohl nur realitätsferne Hardcore-Schalke-Fans Zweifel. Sogar Trainer Jens Keller kapitulierte schon vor der Partie: "Wir haben beim DFB einen Antrag gestellt, ob wir den Mannschaftsbus ins Tor stellen können", sagte er. Der Deutsche Fußball-Bund gab dem Antrag allerdings nicht statt - und so parkte der Teambus vor dem Mannschaftstrakt in der Fröttmaninger Arena. Stattdessen stellte sich der 1,96 Meter große, nicht allzu kräftige und ziemlich bedauernswerte Ralf Fährmann ins Tor.

Für die Partie in München musste Schalke auf Verteidiger Felipe Santana verzichten, allzu viel jammerte Keller jedoch nicht deswegen; denn gegen Madrid hatte der unglückliche Brasilianer einen Fehler nach dem anderen begangen. Kevin-Prince Boateng, Roman Neustädter und Sead Kolasinac dagegen meldeten sich rechtzeitig wieder fit.

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Arjen Robben darf einen Elfmeter treten und freut sich routiniert wie Meryl Streep über ihre 18. Oscar-Nominierung. David Alaba gewinnt Laufduelle bereits nach fünfeinhalb Schritten. Und Rafinha bedankt sich bei seinen Schalker Freunden. Der FC Bayern beim 5:1 gegen Schalke in der Einzelkritik.

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Bei den Münchnern fehlten Franck Ribéry und Xherdan Shaqiri, die voraussichtlich kommende Woche wieder einsatzbereit sind. Dem extrem viel wuselnden Philipp Lahm gönnte Pep Guardiola eine Pause, dafür durfte Bastian Schweinsteiger den Kapitän mimen. Da Jérôme Boateng zunächst auf der Ersatzbank Platz nahm, fiel das Bruderduell aus. Schade, denn immerhin das hätte womöglich noch eine gewisse Brisanz in das Spiel bringen können.

Nach Anpfiff machten die Bayern so dominant weiter, wie sie in Hannover und Real Madrid in Gelsenkirchen aufgehört hatten. Es dauerte eine Minute, bis Arjen Robben das erste Mal gefährlich im Strafraum aufkreuzte. Es dauerte zwei Minuten und ein paar Sekunden, bis David Alaba das erste Tor erzielte. Der Österreicher trat einen Freistoß gegen die Schalker Mauer. Eigentlich war der Schuss ähnlich schwach wie sein vergebener Elfmeter gegen Arsenal - doch der Ball prallte gegen Neustädters Kopf und segelte von dort aus unhaltbar ins Schalker Tor.

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Das 2:0 erzielten die Münchner auch dank Schalker Mithilfe, doch es war diesmal schön herausgespielt. Robben verlor den Ball kurz vor dem Strafraum, aber in der Schalker Abwehr ging es so chaotisch zu wie an einem heißen Sommertag in einem Schwimmbecken mit Sprungturm. Der Ball landete direkt vor Mario Mandzukics Füßen, der ihn erneut Robben servierte. Der Niederländer lupfte ihn in den Kasten (15.).

Schalke spielte an diesem Abend so nervös wie ein Kreisligist, der erstmals in der ausverkauften Fröttmaninger Arena aufläuft. Vor Zweikämpfen scheuten sich die Schalker, als würden sie unter extremer Berührungsangst leiden. Statt zu rennen trabten sie meist nur hinterher. Die Partie fand ausschließlich in der Schalker Hälfte statt und die Bayern fanden ausreichend Räume, um ihr Spiel aufzuziehen.

Es folgte, was folgen musste. In der 24. Minute flankte der völlig ungestörte Alaba in hohem Bogen auf Mandzukic. Der sprang hoch, hielt den Kopf hin, 3:0. Vier Minuten später lenkte Rafinha die Schalker Verteidigung ab, Robben preschte vor, der Ball kam hinterher. 4:0.

Mit dem Treffen hatten es die Bayern also noch eiliger als Real Madrid drei Tage zuvor, in Gelsenkirchen waren zu diesem Zeitpunkt erst zwei Tore gefallen. Wo sollte das hinführen? Mit einem 6:1-Endstand wären die Schalker wahrscheinlich zufrieden gewesen in diesem Moment. Und gut bedient. Denn Mandzukic vergab zwei weitere Gelegenheiten, der Mannschaftsbus-Ersatz Fährmann parierte mehrmals souverän.

In der 42. Minute passierte dann Unglaubliches: Schalke zielte aufs Tor. Der Freistoß von Christian Fuchs stellte allerdings kein Problem für Manuel Neuer dar.

Nach der Halbzeitpause ließ der Tordrang der Münchner nach. Die Schalker dagegen hatten endlich mehr Ballbesitz und es gelang ihnen, ihr Spiel aufzuziehen. Nun waren fast ebenbürtige Gegner auf dem Platz. Einmal tänzelte Julian Draxler Schweinsteiger aus und legte zurück auf Klaas-Jan Huntelaar, doch der verzog (60. Minute).

In der 64. Minute kamen die Schalker dann endlich zu einem Treffer. Jefferson Farfán trat eine Ecke, der ehemalige Schalker Rafinha nahm den Ball an und bugsierte ihn unhaltbar in den Kasten des ehemaligen Schalkers Neuer. Eigentor - die Schalker brauchten an diesem Abend die Mithilfe der Bayern, um endlich zu treffen.

Die Wende? Nein, denn die Bayern sahen sich nun bemüßigt, wieder ein wenig Tempo aufzunehmen. Fährmann wehrte zwei Schüsse von Mandzukic und einen von Schweinsteiger ab. In der 76. Minute kam es zu einer Rangelei im Schalker Strafraum, Mandzukic fiel, Kyriakos Papadopoulos sah Rot. Wohl nicht zu Recht, aber so bekam Arjen Robben die Gelegenheit, sich als Elfmeterschütze zu rehabilitieren. Sein Schuss landete unhaltbar im oberen, linken Eck (77.)

Den sechsten Treffer immerhin ersparten die Münchner dem Tabellenvierten. Das 5:1 dürfte jedoch traumatisch genug sein. "Das war das Schlimmste, was ich bislang gesehen habe", sagte Trainer Keller. Kapitän Höwedes befand: "Schlimmer ging es nicht mehr wie wir aufgetreten sind. Das war hochgradig peinlich in der ersten Halbzeit." Manager Horst Heldt nannte es die "Katastrophen-Woche". Am kommenden Samstag tritt Schalke gegen Hoffenheim an. Zur Beruhigung: Fünf oder sechs Gegentore gelten als extrem unwahrscheinlich.

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