Bayern-Präsident Uli Hoeneß:Oberstes Ziel: Dortmund angreifen

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Bayern-Präsident Uli Hoeneß fordert die Ablösung der Borussia als Nummer eins in Deutschland, will dafür aber nicht "Massen von Spielern kaufen". Er deutet den Abschied von Trainer Jupp Heynckes 2013 an und wiederholt seine Forderung nach Profis, die mal "mit der Axt dazwischen hauen".

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß leidet noch immer unter der unglücklichen Niederlage im Finale der Fußball-Champions-League gegen den FC Chelsea. "Diese Niederlage ist nicht so schnell aus den Kleidern zu bekommen", sagte der 60-Jährige der Welt in einem Interview kurz vor seinem Urlaub im Juni. "Manchmal wache ich nachts auf und denke daran." Seine Frau Susi fiebere aber noch mehr mit als er selbst. An "wichtigen Spieltagen ist sie meist kaum ansprechbar", sagte er. "Sie regt sich oft viel mehr auf als ich."

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Die Bayern dominieren gegen Chelsea fast das gesamte Spiel, doch am Ende fließen Tränen. Zunächst lassen die Münchner zu viele Chancen liegen, dann trifft Müller, ehe Drogba die Briten in die Verlängerung bringt. Dort nimmt das Drama seinen Lauf: Erst scheitert Robben per Strafstoß, dann unterliegen die Münchner im Elfmeterschießen.

Die Partie im Bilder-Rückblick.

Derweil denkt er auch laut über die Zukunft von Trainer Jupp Heynckes nach. Aller Voraussicht nach wir der FC Bayern Heynckes zum Vertragsende 2013 in den Ruhestand schicken. "Erst einmal tun wir alles dafür, dass Jupp Heynckes mit der Mannschaft erfolgreich ist. Und danach schauen wir: Holen wir einen Neuen oder nicht? Höchstwahrscheinlich holen wir einen", sagte Präsident Uli Hoeneß der Welt.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte kürzlich nicht ausschließen wollen, dass die Bayern mit Heynckes noch einmal verlängern. Diese Option scheint jetzt vom Tisch - allerdings nicht aus Altersgründen. "Die Diskussionen um das Alter unseres Trainers halte ich für eine Sauerei", sagte Hoeneß. Bei VW-Boss Martin Winterkorn käme "kein Mensch auf die Idee zu sagen: 'Der ist schon 65, wie können die den noch machen lassen?' Ich wünsche mir mehr Respekt."

Heynckes sei ein "sehr angesehener, fleißiger Trainer, der 100 Prozent gibt" und keine "lame duck", also ein Mann, der nichts mehr zu sagen habe, weil sein Abschied unmittelbar bevorsteht. Hoeneß will seinem Kumpel Heynckes in dessen voraussichtlich letzter Saison beim Rekordmeister erneut eine schlagkräftige Mannschaft zur Verfügung stellen.

"Wir werden uns punktuell verstärken, aber nicht Massen von Spielern kaufen", sagte Hoeneß dazu. In Tom Starke, Dante, Xherdan Shaqiri und Claudio Pizarro hat der FC Bayern bereits vier neue Spieler verpflichtet. Als weiterer Zugang wird der frühere Wolfsburger Edin Dzeko (Manchester City) gehandelt. Laut Präsident Hoeneß (60) müssten jedoch auch die Spieler, "die wir haben, noch etwas stärker spielen. Unser oberstes Ziel für die neue Saison ist, uns die Vormachtstellung in der Bundesliga zurückzuholen. Die Dortmunder haben eine sehr gute Saison gespielt, aber ich ärgere mich, wenn Leute sagen, dass nur der BVB schönen Fußball spielt."

Hoeneß verteidigte die abgelaufene Spielzeit mit drei zweiten Plätzen als "gute Saison. Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit Druck nicht überfrachten. Wir dürfen nicht immer nur in Superlativen denken." Dennoch müsse der FC Bayern "aufpassen, dass wir 'Mia san mia' nicht nur überall hinschreiben, sondern es auch auf dem Spielfeld zeigen. Wenn es nach mir geht, halten wir uns mit 'Mia san mia' etwas zurück, bis wir es wieder demonstrieren."

Schließlich bedeute der Klub-Wahlspruch auch, erfolgreich zu sein. Die Forderung nach bissigen "Typen" à la Jens Jeremies, die er nach dem Champions-League-Finale geäußert hat, wiederholte er: Nach dem 1:0 hätte auch mal jemand den Ball auf die Tribüne schießen können: "Du musst auch mal mit der Axt dazwischen hauen", sagte Hoeneß. Dass die Bayern nach einem neuen Jeremies suchten, verneinte Hoeneß aber: "Es gibt diese Typen kaum mehr." Hoeneß bekräftigte indes seine Bereitschaft, sich mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auszutauschen, um künftige verbale Scharmützel in der Öffentlichkeit zu verhindern. Eines werde der FC Bayern im Duell mit der Borussia laut Hoeneß keinesfalls tun: Sich wirtschaftlich übernehmen. "Wir sind mehr als ein Klub, wir sind eine Philosophie. Und vielen in der Wirtschaft ein Vorbild", sagte er: "Bevor wir uns verschulden, würden wir eher an die Gehälter der Spieler ran."

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