Bayern-Gegner Manchester United:Trotzig gegen die schlechten Quoten

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David Moyes: Schwerer Stand in Manchester (Foto: Getty Images)

Während Pep Guardiola in München für seine Rekordsaison gefeiert wird, fordern die Fans von Manchester United den Rauswurf von Trainer David Moyes. Vor dem Viertelfinale in der Champions League kommt dem Coach zugute, dass auf der Insel niemand ernsthaft mit einem Erfolg rechnet.

Von Raphael Honigstein, London

Pfiffe und Buhrufe hallten durch das "Theater der Träume", als der Missmut über Trainer David Moyes zwei Minuten nach Anpfiff neue Sphären erreichte. Ein Propellerflugzeug knatterte weit über dem Stadion mit der Botschaft "Wrong One - Moyes Out" ("Der Falsche - Moyes raus") durch die Lüfte. Manchester Uniteds viel kritisierter Coach hatte sich in Erwartung dieses angekündigten Stunts einer Fangruppe lange vor Spielbeginn demonstrativ am Rasenrand postiert; "ich wollte, dass alle wissen, dass ich der Trainer bin und dass ich hier an der Seitenlinie meinen Job machen werde", sagte er nach dem 4:1-Sieg über Aston Villa trotzig.

1000 Euro soll die Protestaktion gekostet haben. Doch die Reaktionen der Basis waren durchweg negativ, weshalb die Initiatoren sich später lieber im Hintergrund hielten. Dabei gibt es im Fanlager durchaus eine Mehrheit, die nach dem unbefriedigenden Saisonverlauf für den englischen Meister Moyes am liebsten rausschmeißen würde.

Sogar der langjährige Trainer Sir Alex Ferguson wurde am Dienstag auf der Ehrentribüne beim peinlichen 0:3 gegen die Lokalrivalen von Manchester City von Zuschauern verbal scharf angegriffen. Ferguson war es, der den unsicher wirkenden Moyes zu seinem Nachfolger bestimmt hat.

Ein Fanbanner, das den 50-Jährigen seit Saisonbeginn als "The Chosen One", den Auserwählten, feiert, musste am gleichen Abend von Ordnern beschützt werden, aufgebrachte Fans wollten es entfernen. Aber die aufmerksamkeitsheischende Forderung nach dem Rauswurf des Schotten in 300 Meter Höhe ging den meisten Anhängern dann doch zu weit: sie verstößt, so der Tenor, gegen die guten Sitten und das Gebot des Zusammenhalts.

Ein zweites, von einer Wettfirma gechartertes Flugzeug, das frech die Quote für eine Rückkehr von Ferguson ins Amt ("6:1") verkündete, wurde während der Partie ebenfalls mit Spott bedacht. Moyes' Position hat der Wirbel eher gestärkt. Und durch den souveränen Erfolg gegen das schwache Villa von Coach Paul Lambert, dem ehemaligen Dortmund-Spieler, wurde vor dem Besuch des FC Bayern am Dienstag die Führungskrise zumindest etwas überdeckt.

Zweifel an Transfers

United lag durch einen Freistoß von Ashley Westwood zwar früh zurück (13.), zum 16. Mal in der laufenden Ligaspielzeit. Zwei Treffer von Wayne Rooney (20., 45. Foulelfmeter) und Tore von Juan Mata und Javier Hernandez nach dem Seitenwechsel ließen den Nachmittag aber unerwartet harmonisch ausklingen.

Der Verein will unbedingt mit David Moyes in die nächste Saison gehen und ihm den Neuaufbau des Kaders anvertrauen. Die Rede ist von einem Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro. Geschäftsführer Ed Woodward wird nicht müde zu betonen, dass hinter den Kulissen ernsthaft an neuen Transfers gearbeitet wird, doch nicht jeder traut den Bossen den richtigen Umgang mit den Millionen zu. Marouane Fellaini (32 Millionen Euro, FC Everton) hat die Erwartungen ebenso wenig erfüllt wie Mata, der 45-Millionen-Euro-Transfer im Januar. "Von so einem Spieler kann man mehr erwarten", sagte Ex-United-Spieler Paul Scholes nach dem 0:3 gegen City im englischen Fernsehen. Diese Kritik zielte auch auf die Vorstandsetage.

Vor dem Duell gegen die Münchner kommt Moyes zugute, dass auf der Insel niemand ernsthaft mit einem Erfolg der Briten rechnet. Die Schlagzeile der Sunday Times ("Schafft es Moyes, von Bayern nicht verprügelt zu werden?") spiegelt die niedrige Erwartungshaltung auf der Insel wieder. Unangenehm könnte es für den Mann auf der Bank der Red Devils trotzdem werden, weil es Personalprobleme in der Abwehr gibt (Patrice Evra ist gesperrt, Rafael verletzt), und das Match darüberhinaus einen Kontrast in den Fokus rückt: zwischen Moyes' miserablem Debütjahr und Pep Guardiolas Rekord-Saison.

Der Katalane war vor seiner Unterschrift in München auch ein Thema im Old Trafford gewesen. Ferguson hatte ihn während dessen Sabbaticals in New York besucht, die Geschicke dann aber doch lieber den vermeintlich sicheren Händen seines Landsmanns anvertraut.

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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