Augsburgs Baba:Es lockt die Perspektive

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Kann sich mit den Großen seiner Branche messen: Augsburgs Linksverteidiger Abdul Rahman Baba (links) im Duell mit Thomas Müller (FC Bayern). (Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Augsburgs Baba gilt als eines der größten Linksverteidiger-Talente in Europa.
  • Um seine Zukunft wird hoch gepokert.
  • Vom AS Rom liegt ein konkretes Angebot vor, doch Verein und Spielerberater halten sich bedeckt.

Von Maik Rosner, Augsburg/München

Vor ein paar Tagen hat Stefan Reuter einen etwas überraschenden Vorstoß gewagt, zumindest auf den ersten Blick ließ sich das so wahrnehmen. Der Manager des FC Augsburg hatte vergnügt erzählt, es sei nicht ausgeschlossen, dass Markus Weinzierl eines Tages den FC Bayern trainiere. Und dass er, Reuter, sich sogar freuen würde, wenn es tatsächlich so kommen sollte: "Ich denke aber, dass er gut beraten ist, noch das eine oder andere Jahr bei uns zu machen, um sich und den FC Augsburg weiterzuentwickeln", relativierte Reuter.

Aber dann? "Wenn er mit uns noch einige Erfolge einfährt und sein Selbstvertrauen weiter wächst, dann kann er auch vor großen Stars stehen", befand der Manager, weiterhin vergnügt.

Reuter kann sich diese Anpreisungen seines aktuellen Trainers leisten, weil Weinzierl ja gerade ein Angebot aus Schalke ausgeschlagen und sich klar für den Verbleib beim FCA entschieden hat. Zudem ahnt Reuter natürlich, dass Weinzierl sein Arbeitspapier bis 2019 kaum erfüllen wird, wenn dieser die Augsburger weiterhin so erfolgreich coacht wie in den vergangenen drei Jahren, als er mit bescheidenen Mitteln aus einem Abstiegskandidaten einen Europa-League-Teilnehmer formte. Reuters Offenheit ist schlicht Realismus - und vielleicht auch eine kleine Hilfestellung für die Zukunft des 40 Jahre alten Trainers. Aus Dankbarkeit, dass er den FCA nicht schon jetzt verlassen hat, trotz höherer Gehaltsaussichten anderswo.

Spricht man Reuter allerdings auf Abdul Rahman Baba an, wird der Augsburger Mannschaftsarchitekt deutlich zurückhaltender. "Klar wird auch mal über Baba gesprochen", sagt er, "aber es gibt nichts Konkretes." Auch der Spieler sei noch nicht auf ihn zugekommen und habe ihm von ernsthaften Absichten berichtet, aus dem Vertrag bis 2019 auszusteigen: "Ich hoffe, dass wir so zusammenbleiben", sagt Reuter, also dass kein Stammspieler abspringt. Und ja, er gehe auch davon aus, dass Baba dem Beispiel Weinzierls folgt - und bleibt.

Wie viel Realismus in diesen Aussagen steckt, ist allerdings fraglich. Reuter dürfte vielmehr pokern. Denn der gerade 21 Jahre alt gewordene Linksverteidiger aus Ghana gilt als eines der größten Talente auf dieser Position. Nicht nur in der Bundesliga, sondern weltweit. Vor knapp einem Jahr kam Baba für nur rund zwei Millionen Euro von Greuther Fürth nach Augsburg, und er hat sich dort so gut entwickelt, dass er mittlerweile großes Interesse bei Vereinen aus Europas erweiterter Spitze weckt. Weil er flink, technisch sehr versiert, mutig, robust und pfiffig agiert. Und weil der hochbegabte Baba ein seltener Typ Spieler ist, gewissermaßen der Augsburger David Alaba.

Anders als Reuter es preisgibt, liegt dem Vernehmen nach durchaus ein konkretes Angebot vor. Nicht vom seit Wochen genannten FC Chelsea. Sondern von Champions-League-Teilnehmer AS Rom, der Baba als Nachfolger der deutlich älteren José Holebas, 31, und Ashley Cole, 34, verpflichten möchte. Ob die überlieferten Zahlen der Offerte exakt stimmen (Fünfjahresvertrag, 18 Millionen Euro Ablöse, 2,2 Millionen Euro Gehalt netto), ist dabei fast unerheblich. Gesichert ist: Die Roma meint es ernst, und für Baba eröffnet sich damit eine sehr verlockende Perspektive. Eine Vereinbarung gibt es aber noch nicht.

Das lassen auch seine Berater durchblicken, wenngleich sie wie Reuter pokern und vorsichtig agieren, nur mit anderen Motiven: "Es wird keinen Transfer von heute auf morgen geben", sagte Babas Chefagent Sascha Empacher (Firma Spocs) der SZ. Und seinem Kollegen Oliver Schlegl ist es wichtig zu betonen, dass sich Baba "beim FC Augsburg sehr wohlfühlt. Er muss nicht wechseln, er kann auch sehr gut noch ein Jahr in Augsburg bleiben."

Es geht auch darum, das gute Verhältnis zum Verein nicht zu belasten, falls kein Transfer zustande kommt. Das ist weiterhin möglich, doch die Tendenz geht recht deutlich in die andere Richtung. Die Bereitschaft dafür ist mitten in der Vorbereitung beim Spieler und seinem Beraterteam naturgemäß ausgeprägter als beim Verein. Aber für diesen wird es immer schwieriger, Baba zu halten. Und der Geldregen für den FCA wäre auch immens.

Bei den anstehenden Herausforderungen in der Bundesliga und Europa League würde Baba, der gerade aus Ghana nach einem Autounfall mit Schnittwunden im Gesicht nach Augsburg zurückgekehrt ist, sehr fehlen. Denn ihm kommt trotz seiner Randposition auf dem Rasen eine zentrale Rolle im Spiel des FCA zu, als schneller Lückenreißer und ballgewandter Aufbauspieler. Verabschiedet er sich, müsste sich Reuter nicht nur um den Karlsruher Philipp Max, 21, bemühen. Sondern auch noch um einen zweiten Linksverteidiger. Denn die Position hinten links ist die einzige im Kader, die nicht doppelt besetzt ist. Und diese Breite herzustellen, ist das erklärte Ziel.

Gelingt eine gute Nachfolge-Regelung, dürfte Baba wohl ziehen. Ähnlich lief es ja im Vorsommer, als Linksverteidiger Matthias Ostrzolek zum Hamburger SV überlaufen durfte, nachdem Baba als Ersatz feststand. Die andere wesentliche Voraussetzung ist, dass jene Vernunftsgrenze von mehr als 20 Millionen Euro Ablöse erreicht wird, bis zu der sie beim FCA standhaft bleiben wollen.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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