Augenthaler über Duelle mit Real Madrid:"Wir sind hier nicht beim Stierkampf"

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Ein Großteil des Bayern-Teams hat noch nie im Estadio Santiago Bernabéu gespielt - Klaus Augenthaler schon. Im SZ-Interview erklärt er die Rivalität zwischen Bayern und Real und erzählt, warum er einem Spanier einst die Hörner zeigte.

Felix Rother

Der FC Bayern hat mit einem 2:1-Heimsieg vorgelegt, Real Madrid muss an diesem Mittwoch nachziehen. Schon mehrfach sind die Königlichen auf den deutschen Rekordmeister getroffen und haben dabei eine Stimmung geschaffen, die nicht nur Fans, sondern auch Spieler und Medien schon im Vorfeld mitreißt. Ausgangspunkt dieser Rivalität, so verrät Klaus Augenthaler im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, sei vielleicht ein Freundschaftsspiel im Jahr 1980.

Klaus Augenthaler 1987 gegen Real Madrid: "Damals gar nicht gewöhnt" (Foto: imago sportfotodienst)

"Real war noch in der Vorbereitung - wir waren bereits im Wettbewerb und haben in München 9:1 gewonnen", erinnert sich der derzeit vereinslose Trainer. Paul Breitner habe damals noch gebremst, ein solcher Sieg sei Majestätsbeleidigung, was wohl auch die Madrilenen so aufgefasst haben. Im ein Jahr später folgenden Einladungsturnier, dem Bernabéu-Cup, gab es dann die Revanche. Sie wollten sich "mit einem brutalen Spiel rächen", sagt Augenthaler. "Einmal wollten wir sogar vom Platz gehen, weil Camacho an der Mittellinie auf Brusthöhe gegen Karl-Heinz Rummenigge gegrätscht hat."

Eine Schlacht, geschlagen auf einem Fußballfeld. Das Ziel der Spanier: Wiedergutmachung für ein verlorenes Spiel. Die Geschichte sollte sich noch mehrmals wiederholen. Vor genau 25 Jahren etwa, als der FC Bayern, ebenso wie jetzt, im Halbfinale auf Real Madrid traf. Schon damals war es ein Erlebnis. "In den Achtzigern waren wir diese reinen Fußballstadien aus der Bundesliga ja gar nicht gewöhnt", erinnert sich Augenthaler. Damals seien merh als 100.000 Zuschauer im Stadion gewesen.

Dazu kam und kommt auch im Jahr 2012 die Tatsache, dass die Bayern das Hinspiel gewonnen hatten. Damals 4:1, heute 2:1. Zu Augenthalers Zeit ging es es hitzig zu. "Ich stoppte einmal den Ball - auf einmal kriege ich einen gestreckten Fuß gegen die Brust." Seine Reaktion ist heute noch bekannt: Knieend auf dem Rasen formt er mit seinen Händen zwei Hörner. "Sollte heißen: Wir sind hier beim Fußball, nicht beim Stierkampf", erklärt Augenthaler.

Im Rückspiel gewann Real durch ein Eigentor Augenthalers mit 1:0, Bayern zog ins Finale ein und musste sich dort wenig später Porto geschlagen geben. Mit diesem Ergebnis wären diesmal die Spanier im Finale, nicht die Deutschen. Sowohl historisch als auch aktuell ist das Spiel eines mit hoher Brisanz, zumal sieben der Bayernspieler bereits zwei gelbe Karten haben und somit bei einem eventuellem Finaleinzug und einer weiteren Karte gegen Real eine Sperre drohen würde.

Ein Gefühl, das auch Augenthaler noch gut kennt. Nach einem provokanten Foul von Hugo Sànchez, das der deutsche Libero fast schon als Tätlichkeit gewertet hätte, ließ er sich zu etwas hinreißen, dessen gesamte Tragweite er erst auf dem Rückweg bergreifen sollte. "Da bin ich ihm halt gleich hinterher und hab' ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Das stärkt ja das Denkvermögen", sagt Augenthaler. Zwar habe der Schiedsrichter die Aktion nicht gesehen, der Linienrichter hingegen sehrwohl. Augenthaler flog vom Platz und durfte im Finale nicht auflaufen.

All die Vorgeschichten und die vielen negativen Erfahrungen, die Real Madrid bisher mit dem FC Bayern machen musste, sprechen laut Augenthaler für ein großes Spiel. "Beide können jetzt wieder rein ins Finale. Anreize für ein großes Spiel gibt es also genug", sagt er.

Das komplette Interview von SZ-Reporter Andreas Burkert mit Augenthaler lesen Sie in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf der App Ihres iPads.

© SZ vom 24.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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