Auftakt der Formel 1:Vettel schwärmt von der "macchina bella"

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Im ersten Rennen für Ferrari Dritter: Sebastian Vettel. (Foto: Mark Dadswell /Reuters)
  • Sebastian Vettel wird in seinem ersten Rennen für Ferrari Dritter.
  • Er fühlt sich "benissimo", hat Spaß am neuen Spielzeug und belustigt sich über Rosberg, der meint, die Konkurrenz könnte näher an Mercedes heranrücken.
  • Nun will der Rennstall zu seinem Konkurrenten aufschließen.

Von René Hofmann, Melbourne

Von Rennfahrern ist wenig zu sehen. Sie stecken in Autos, in Overalls, unter Helmen. Ihre Gefühle können sie trotzdem schlecht verstecken. Ihre Augen verraten sie. Als Sebastian Vettel am Sonntagnachmittag im Albert Park von Melbourne nach seinem ersten Rennen für Ferrari als Dritter aus seinem roten Auto kletterte, war schnell klar: Da ist einer happy. Vettels Augen strahlten nicht nur wie die eines Kindes, das gerade das Geschenk bekommen hat, das es sich schon immer gewünscht hat.

Sie strahlten wie die Augen eines Kindes, das gerade das Geschenk bekommen hat, das es sich schon immer gewünscht hat, das dieses Geschenk dann ausgepackt und ausprobiert hat und ahnt: Das Spielzeug ist wirklich so toll, wie ich es mir immer vorgestellt habe! Und wenn ich es erst einmal wirklich beherrsche, ist es vielleicht sogar noch viel toller.

Das Kindische kehrt zurück

"Benissimo" fühle er sich, gab Vettel an, als er das Ziel nach Lewis Hamilton und Nico Rosberg erreicht hatte. Der Vorsprung der beiden Mercedes-Fahrer hatte zwar mehr als eine halbe Minute betragen. Aber trotzdem. "Grazie mille, abbiamo una macchina bella", rief Vettel den Schöpfern seines Spielzeuges vom Siegerpodest aus zu, ein echt gutes Auto habe er da bekommen, deshalb: "Danke!".

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Sebastian Vettel redet gerne. Wenn es gut lief, hatte er auch bei Red Bull immer ausgiebig geplaudert. Im vergangenen Jahr aber war es so gut wie nie gut für Vettel gelaufen. Von Rennen zu Rennen war der viermalige Weltmeister wortkarger geworden, grimmiger. Er war schmallippiger geworden und auch seine Augen hatten sich verengt. Zu Schlitzen. Verkniffen hatte er gewirkt, ganz anders als der unbekümmerte Junge, der 2007 als 19- Jähriger in die Serie gekommen und in den Jahren darauf von Erfolg zu Erfolg gestürmt war. Das Kindische war verschwunden. Nun ist es zurück.

Vettel fällt Rosberg ins Wort

In der Pressekonferenz, zu der die drei, die nach Champagner riechen, obligatorisch direkt vom Siegerpodest aus geführt werden, fiel Vettel, 27, seinem Landsmann Nico Rosberg, 29, frech ins Wort, als der staatsmännisch ausführte, er wünsche sich, der Show zuliebe, dass die Konkurrenz demnächst wieder ein wenig näher käme. "Ach komm, sei ehrlich", unterbrach Vettel frech: "Das wünschst du dir wirklich? Ernsthaft? Ihr habt uns gerade um mehr als 30 Sekunden abgehängt, und du hoffst, dass es enger zugeht? Du wünschst dir also, dass ihr langsamer werdet?" Falls das wirklich so sei, habe er einen Vorschlag: "Sperrt einfach beim nächsten Rennen in Malaysia eure Box auf, so dass jeder vorbeikommen und sich umschauen kann!"

Der verdutzte Rosberg wusste kaum, was er sagen sollte. Als ihm ein "Okay" herausrutschte, konterte Vettel noch einmal: Wo er genau hinkommen solle? "Zur Nachbesprechung ins Ingenieur-Büro - ich werde da sein." Der überrumpelnde Schalk offenbarte, wie gut seine Laune war. Wie viel Erleichterung der dritte Platz brachte.

"Wir haben ein gutes Auto. Vor allem im Rennen. Darauf kann man aufbauen", glaubt Vettel. Dass Rot hinter Silber wieder der zweite Ton in der Formel-1-Farben- folge sein könnte, hatte sich bei den Tests bereits angedeutet. Nun aber hat der Ernstfall das Kräfteverhältnis bestätigt.

Man müsse schauen, wie man Mercedes einholen kann

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Auf der Strecke kam Vettel zwar nicht an dem unmittelbar vor ihm gestarteten Williams-Fahrer Felipe Massa vorbei, aber beim Boxenstopp ließ er den Brasilianer hinter sich - und anschließend konnte er den Vorsprung kontrollieren. Ein Umstand, der Maurizio Arrivabene, den neuen Teamchef, fordern lässt: "Wir müssen jetzt unsere Perspektive ändern. Es ist Zeit, nicht mehr nach hinten zu schauen und zu überlegen, wie wir Williams oder Red Bull bezwingen können. Sondern nach vorne. Wir müssen schauen, wie wir Mercedes einholen können."

Das Selbstbewusstsein, jetzt wieder die zweite Kraft im Feld zu sein, spricht nicht nur aus diesem Kommentar. Der Schritt, der Ferrari über den Winter glückte, ist beeindruckend. Ob der nächste Schritt, der die Scuderia auf Augenhöhe zu Mercedes bringt, schwieriger sei, wurde Arrivabene gefragt. Dessen knappe Antwort: "No."

Räikkönen mit Reifenpanne

Es tut sich was in Maranello. Demnächst wird die Formel-1-Abteilung in ein futuristisches neues Gebäude ziehen. Drei bis vier Monate wird es dauern, bis alle Schreibtische und Maschinen umgeräumt sind. Dass dies mitten in der laufenden Saison passiert, "ist nicht ideal", gibt Arrivabene zu. Aber der Plan lässt sich nun nicht mehr ändern. Und irgendwie steht das Projekt ja auch stellvertretend für den Umbau des ganzen Teams, bei dem viel Staub aufgewirbelt wurde. So viel, dass einiger noch in der Luft hängt.

Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen hätte im Albert Park ebenfalls punkten können. Doch beim Finnen hakte es beim Reifenwechsel gleich zweimal hinten links. Nach der zweiten Panne blieb er liegen. Vettels Reifen drehten am Start zu stark durch. Ein Missgeschick, das auch an nicht optimalen Kupplungseinstellungen lag. Am Samstag in der Qualifikation hatte das Team ihn im zweiten Durchgang ein zweites Mal auf die Strecke geschickt, obwohl das zum Weiterkommen gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Ohne den Lapsus wären seine Reifen im Rennen besser gewesen. Noch klappt im Zusammenspiel nicht wirklich alles. "Für heute und bis jetzt können wir aber sehr zufrieden sein", fand Vettel am Sonntag in Melbourne.

© SZ vom 16.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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