FC Arsenal:Erst das Traumtor, dann der Zeigefinger

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Granit Xhaka: Hätte es gern ein bisschen ruhiger (Foto: Russell Cheyne/Reuters)
  • Granit Xhaka trifft gegen Hull City zum 4:1 für den FC Arsenal - aus 30 Metern Entfernung.
  • Danach zeigt er eine Geste, die mitten in eine Diskussion über ihn fällt: Bisher spielte er nur wenig.
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Von Christopher Gerards, Hull/München

Granit Xhaka dribbelte noch einmal durchs Mittelfeld, zweite Minute der Nachspielzeit im Spiel seines FC Arsenal bei Hull City. Er wusste: Er würde sich jetzt mit einem Schuss an einer Diskussion beteiligen. Xhaka schaute, dribbelte, schaute, dann schoss er, 30 Meter Torentfernung. Es war ein Schuss, der sich fast der Wettbewerbsverzerrung schuldig machte, so hart schlug er im Winkel ein - zum 4:1-Sieg des FC Arsenal.

Aber Xhaka war nach dem Schuss noch nicht fertig: Er führte den linken Zeigefinger vor den Mund, die rechte Hand hielt er in die Luft und imitierte einen sprechenden Mund. Der Schweizer forderte Ruhe. Es war seine auffälligste Szene an diesem Samstagnachmittag. Eine, die mitten in eine Diskussion über ihn fällt.

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Sie diskutieren über Xhaka, der im Sommer für kolportierte 45 Millionen Euro aus Mönchengladbach zu Arsenal wechselte, und über die Frage, warum er nicht häufiger spielt. Zweimal nur startete er von Beginn an, in fünf Ligaspielen. Ansonsten sieht seine Bilanz so aus: ein Spiel auf der Bank verbracht, einmal in der Champions League eingewechselt, einmal in der Liga. Und nun, beim Spiel gegen Hull: wieder eingewechselt.

Er sei bestimmt nicht zu Arsenal gewechselt, um auf der Bank oder der Tribüne zu sitzen - diesen Satz hat Xhaka neulich selbst zu Schweizer Medien gesagt. Es war ein Satz, aus dem sich ein wunderbarer Konflikt bauen ließe. Allerdings hatte Xhaka denselben Schweizer Medien auch dies gesagt: dass er nicht 30 sei, sondern bald erst 24. Und dass er zu einem Klub und Trainer gewechselt sei, die ihn weiterentwickeln könnten.

Xhaka bringt eine neue Komponente ins Spiel des FC Arsenal: Wucht

Sein Trainer, das ist Arsène Wenger. Er vertraute bislang meist Francis Coquelin (einst für ein Jahr beim SC Freiburg) und Santi Cazorla im zentralen Mittelfeld. Mit beiden spielte Xhaka je einmal zusammen von Anfang an. Sein Stil unterscheidet sich etwa von jenem des mit feinen Füßen gesegneten Cazorla. Xhaka verfügt zwar auch über hinreichend feine Füße, er kann einem Spiel aber eine weitere Zutat beimischen: Wucht. Oder, wie Wenger sagt: "Er hat die Statur, die Kraft, die Stärke."

Wenger hat Xhaka inzwischen auffallend oft gelobt. Er sagte Sätze wie: "Xhaka ist ein Typ, der gerne hinter dem Ball spielt und in seiner Art ähnlich wie Emmanuel Petit ist. Das kommt unserem Spiel entgegen." Und: "Er hat Führungsqualitäten, ist sehr fokussiert und mental stark." Die Antwort, warum er dann nicht häufiger spielt, hängt schlichtweg auch mit Xhakas Konkurrenten im Mittelfeld zusammen. Wenger vertraut auf das eingespielte Doppel Coquelin/Cazorla. "Mir geht es auch um das Paar im Mittelfeld, das zusammenarbeitet", sagte er, "Cazorla und Coquelin haben 50 oder 60 Spiele zusammen. Das wirkt sich manchmal ganz leicht auf meine Entscheidungen aus."

Es sei erst September, ergänzte Wenger noch, und dass die Saison erst im August begonnen habe. Viele Spieler bräuchten eine Weile, um ins Team zu kommen, aber Xhaka werde es "ohne Probleme schaffen", da sei er sicher. Vielleicht hilft dem 23-Jährigen dabei auch sein wuchtiger Schuss gegen Hull.

© SZ vom 18.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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