Alexander Zverev in Wimbledon:"Ich will endlich solche Spiele gewinnen"

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Es hat nicht ganz gereicht: Alexander Zverev scheitert im Wimbledon-Achtelfinale. (Foto: AFP)
  • Alexander Zverev zeigt im Wimbledon-Achtelfinale Haudrauf-Tennis mit Köpfchen - scheitert aber trotzdem an Milos Raonic.
  • Die Lobhudelei danach nervt ihn. "Es ist einfach frustrierend", sagt Zverev. "Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen." Er wolle solche Spiele nun endlich gewinnen.

Von Matthias Schmid, London

Alexander Zverev hat sich etwas abgeschaut von Roger Federer. Immer dann, wenn er während einer Partie in Wimbledon einen frisch bespannten Schläger aus seiner Tasche kramte, zitierte er einen Balljungen herbei, der dann das neue Racket von der Plastikhülle befreien und diese anschließend in den Mülleimer werfen sollte. Es gibt aber einen kleine, feinen Unterschied: Federer, der siebenmalige Wimbledonsieger, muss den Balljungen schon längst kein Zeichen mehr geben, sie eilen von ganz allein herbei, wenn sie sehen, dass der Schweizer einen neuen Schläger aus seinem Tennisbag holt.

Zverev muss auf der großen Bühne erst noch ein bisschen bekannter werden, um sich auch mit den Ballkindern blind verstehen zu können. Gegen Milos Raonic vergab er am Montagabend die Chance, zumindest das erste Mal das Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier zu erreichen. 6:4, 5:7, 6:3, 5:7 und 1:6 hatte er nach mehr als drei Stunden bei den All England Championships das Nachsehen. Es war eine Partie der verpassten Möglichkeiten für den 20-Jährigen. "Es ist einfach frustrierend", bekannte Zverev hinterher, weil er nur drei von 17 Breakchancen verwandeln konnte. "Das ist schlecht. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Satz bis auf den fünften locker hätte gewinnen müssen."

Er bringt alles mit

In Sachen Effizienz war der Kanadier, der im vergangenen Jahr an der Church Road das Finale gegen Andy Murray verlor, seinem sechs Jahre jüngeren Kontrahenten deutlich überlegen. Es war aber die einzige Statistik, wie Zverev versicherte, "in der ich schlechter war als er. Das ist schon unangenehm." Auf das nächste Duell gegen Federer muss er jetzt noch ein bisschen länger warten, Raonic darf stattdessen in der Runde der letzten acht gegen den 18-maligen Grand-Slam-Turniersieger antreten.

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Lange grämen sollte sich der gebürtige Hamburger aber nicht. Er hat mal wieder offenbart, warum ihm Federer und Rafael Nadal zutrauen, in nicht mehr allzu ferner Zukunft auch Majors gewinnen zu können. Zverev bringt alles mit, um auf der Tour reüssieren zu können. Er zeigt ein Haudrauf-Tennis mit Köpfchen, er kann genauso schnell den Ball beschleunigen wie die anderen aufstrebenden Jünglinge, die nachrücken. Aber Zverev spielt im Vergleich zu Spielern wie Karen Chatschanow und Borna Coric schon viel reifer, erwachsener, weil er sein Tempo variieren kann, er streut auch mal einen langsamen Slice ein oder folgt einem guten Angriffsschlag nach vorne ans Netz, um den Ballwechsel mit einem Flugball zu beenden.

Die ehemalige Nummer eins der Junioren-Weltrangliste verliert aber langsam die Geduld. Er kann die Lobhudelei der Kollegen oder Trainer nicht mehr hören. Er will nicht mehr hören, dass er noch so jung sei und erst einmal die nötige Erfahrung in Matches wie gegen Raonic sammeln müsse. "Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen", hob Zverev in der Pressekonferenz genervt hervor: "Ich will endlich solche Spiele gewinnen."

Wutausbrüche bauen ihn normalerweise auf

Es half ihm nicht einmal, gegen Raonic den Schläger auf den heiligen Rasen zu pfeffern. Solche Wutausbrüche bauen ihn normalerweise auf, weil er sich anschließend wieder aufs Wesentliche konzentrieren kann und ganz bei sich ist. Im fünften Satz wirkte er gegen die Aufschlaggewalt zunehmend ratlos.

Es wird eine Weile dauern, bis er die Niederlage verarbeitet hat, gab er zu. Er will jetzt erst einmal nach Florida reisen, Abstand gewinnen, trainieren und sich in Ruhe auf die USA-Tour vorbereiten. Sein erstes Turnier steht dann in zwei Wochen in Washington an. Er habe noch große Ziele in diesem Jahr, kündigte Alexander Zverev an. Er will sich für das ATP-Finale der besten acht in London qualifizieren. Im Moment liegt er im sogenannten "Race to London" auf dem fünften Rang. Vor dem Weltranglistenersten Andy Murray, doch der darf am Mittwoch im Viertelfinale antreten, während Zverev Wimbledon in diesem Jahr von nun an im Fernsehen anschauen muss.

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