Teure Zugänge bei Galatasaray Istanbul:Abenteuer beim Imperator

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Der Final-Held von München jubelt bald am Bosporus: Didier Drogba wechselt nach Istanbul.  (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Wesley Sneijder und Didier Drogba, die beiden Großeinkäufe von Galatasaray Istanbul, dürfen in der Champions League gegen Schalke spielen. Sie verdienen fürstliche Gehälter, trotzdem gibt sich Trainer Fatih Terim kühl. Denn er hätte gerne andere Spieler verpflichtet.

Von Tobias Schächter

Natürlich haben die türkischen Medien direkt dieses Bild vom 19. Mai 2012 herausgekramt. Die Aufnahme, auf der Didier Drogba im Trikot des FC Chelsea nach dem gewonnenen Champions-League-Finale gegen den FC Bayern den riesigen Siegerpokal in den Händen hält. Für die Fans von Galatasaray Istanbul wirkt das nun wie eine Verheißung.

Denn seit Montagabend ist der 34-jährige Mittelstürmer Spieler des türkischen Meisters, der im Achtelfinale der Champions League auf den FC Schalke trifft. Am Rande des Afrika-Cups in Südafrika unterschrieb der Mann von der Elfenbeinküste einen Vertrag bis Ende Juni 2014. Drogba kommt ablösefrei aus Shanghai, wohin er nach dem Triumph von München gewechselt war; er ist gegen Schalke spielberechtigt.

Drogbas ehemaliger Arbeitgeber Shanghai Shenhua pocht derweil auf die Einhaltung des im Sommer vergangenen Jahres geschlossenen Vertrages. "Der Verein ist zutiefst schockiert", schrieb der chinesische Club, der binnen weniger Tage in Nicolas Anelka (Juventus Turin) und Drogba seine beiden prägenden Spieler nach Europa ziehen lassen musste, am Mittwoch auf seiner Homepage.

"Drogba ist weiterhin ein Mitglied des Shanghai Shenhua Football Clubs", hieß es in dem Statement, in dem zur Begründung auf einen für zweieinhalb Jahre geschlossenen Vertrag verwiesen wurde. Dieser würde Ende 2014 auslaufen. Der Verein sei bereit, die Beweise an den Internationalen Fußballverband FIFA weiterzuleiten.

Die Euphorie unter den Galatasaray-Fans kennt derzeit keine Grenzen. Am Samstag gewann die Mannschaft von Trainer Fatih Terim das Spitzenspiel gegen den Stadtrivalen Besiktas 2:1 und baute die Tabellenführung in der Süperlig auf fünf Zähler aus. In dieser Partie feierte Wesley Sneijder nur ein paar Tage nach seinem Wechsel von Inter Mailand sein Debüt im rot-gelben Trikot von Galatasaray. Auch Sneijder hat schon einmal die Champions League gewonnen, 2010 mit Inter gegen Bayern.

Die Fans und mancher Kommentator feiern Sneijder, 28, schon als "neuen Hagi" und das neue Galatasaray als neues "Dream Team". Der rumänische Weltklassespieler Gheorghe Hagi war die prägende Figur beim Uefa-Pokalsieg Galatasarays im Jahr 2000, dem bisher einzigen europäischen Triumph eines türkischen Teams. Nun träumen sie bei Galatasaray mit Sneijder und Drogba vom ganz großen Coup in der Champions League.

Sneijder nahm den Hagi-Vergleich gleich auf und sagte: "Ich will wie er hier eine Legende werden." Der Galatasaray Spor Kulübü feiert mit den Verpflichtungen von Sneijder und Drogba die zwei spektakulärsten Wintertransfers im europäischen Fußball. Auch wenn Drogba die allerbesten Zeiten vielleicht hinter sich hat, so kann er noch immer Spiele entscheiden; Sneijder ist erst 28. Ganz abgesehen von der psychologischen Wirkung auf ihre Kollegen in Istanbul.

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Drogba konkurriert mit dem schwedischen Nationalspieler Johan Elmander, mit Umut Bulut und Burak Yilmaz im Angriff um die Plätze, der Tscheche Milan Baros steht schon lange auf dem Abstellgleis. Drogba verkündete auf seiner Homepage, er freue sich auf das neue Abenteuer und ganz besonders auf die beiden Partien gegen Schalke.

Bei einem Blick auf die Entlohnung wird für Außenstehende der Wechsel des Duos in die von Manipulationsskandalen erschütterte Süperlig verständlicher. Der börsennotierte Verein musste die Zahlen an der Istanbuler Börse offenlegen. Der ablösefreie Drogba erhält demnach vier Millionen Euro Handgeld für den Wechsel, für diese Rückrunde kassiert er zwei Millionen Euro Grundgehalt, für die kommende Saison vier Millionen.

Hinzu kommt eine Auflaufprämie von 15.000 Euro pro Spiel. Für Sneijder, Vertrag bis Ende Juni 2016, bezahlte Galatasaray 7,5 Millionen Euro Ablöse an Inter, der Niederländer bekommt außerdem für den Rest dieser Runde zwei Millionen Euro Grundgehalt sowie in den darauffolgenden Spielzeiten ein Fixum von je 3,2 Millionen. Sein Handgeld von 3,9 Millionen wird in drei Tranchen fällig, und pro Einsatz erhält er 25.000 Euro - seine Einsatzprämie darf aber 500.000 Euro pro Jahr nicht übersteigen. Alles Netto-Zahlen übrigens.

Angesichts dieser Summen verwundert es nicht, dass sich andere interessierte Klubs (unter anderem Schalke) früh aus Verhandlungen mit Sneijder zurückzogen. Doch sein Wechsel gibt auch Einblicke in das Machtgefüge des türkischer Spitzenklubs. Ein Insider berichtet, Trainer Terim hätte lieber den Brasilianer Kaka von Real Madrid verpflichtet - jedenfalls kommentierte der "Imperator" den Transfer eher kühl.

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Ohnehin lag der Trainerveteran, der gerne die ganze Macht für sich beansprucht, mit Galatasaray-Präsident Ünal Aysal zuletzt nicht auf einer Linie. Terim wollte die Installierung von Bülent Tulun als Manager verhindern, kurzerhand stellte der Präsident Tulun als persönlichen Berater ein. Aysal will sich ein Denkmal setzen, Geld spielt dabei keine Rolle.

Er führt den Mischkonzern Unit Group und ist einer der reichsten Männer der Türkei. Schon werden der Präsident und sein Berater als die Macher hinter den Deals mit Sneijder und Drogba gefeiert. Seinen Trainer Fatih Terim hingegen hatte Aysal erst kurz vor Rückrundenbeginn als "Lehrling" bezeichnet.

© SZ vom 30.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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