Schmerzliche Niederlage für Leverkusen:In die Misere gestolpert

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Leverkusens Michal Kadlec (li): ohne Glück im gegnerischen Strafraum (Foto: dpa)

Angeschlagen im Kampf um das Achtelfinale: Bayer Leverkusen verliert zu Hause gegen Benfica Lissabon. Kadlec vergibt dabei die sichere Führung - die Gäste kontern mit dem 1:0. Hannover 96 kann gegen Anschi Machatschkala nicht mithalten. Für Aufregung sorgt ein allzu lässig geschossener Elfmeter von Samuel Eto'o.

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Nach einer schmerzhaften Heimniederlage droht Bayer Leverkusen wie schon vor 19 Jahren gegen Benfica Lissabon das Aus im Europacup. Die Werkself unterlag den Portugiesen im Hinspiel der ersten K.o.-Runde der Europa League am Donnerstag mit 0:1 (0:0) und muss damit für den Einzug ins Achtelfinale im Rückspiel in einer Woche unbedingt gewinnen. Oscar Cardozo besiegelte mit seinem Treffer nach einem Konter in der 61. Minute die Niederlage für den Fußball-Bundesligisten, der nun schon seit vier Partien sieglos ist.

"Wir haben nur 0:1 verloren", betonte Bayers Sportdirektor Rudi Völler und ergänzte: "Wir haben noch alle Chancen, auch wenn wir heute geknickt sind." Bei leichtem Schneetreiben zeigten die beiden Teams ein flottes und engagiertes Match, dem allerdings die großen Torchancen fehlten. Die Leverkusener versuchten sich schnell durch das Mittelfeld zu kombinieren, aber Benfica - das Bayer 1994 durch ein 1:1 und ein 4:4 aus dem Wettbewerb geworfen hatte, machte geschickt die Räume eng. An der aufmerksamen Defensivreihe der Portugiesen war für die Gastgeber um den glücklosen Torjäger Stefan Kießling kein Vorbeikommen.

Gonzalo Castro probierte es in der 21. Minute mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, Jens Hegeler hatte in die Mitte geflankt. Doch der Versuch ging rund einen Meter am Tor von Artur Moraes vorbei. Kurz vor der Halbzeit war Schürrle bis zur Grundlinie vorgestürmt, seinen Pass in die Mitte blockte aber Luisao mit vollem Einsatz ab. Der Brasilianer setzte sich vor 25 375 Zuschauern oft in Szene, zumeist zum Leidwesen der Leverkusener. In der 24. Minute grätschte der Benfica-Kapitän an der Seitenauslinie Jens Hegeler um, was vom spanischen Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz ebenso ungeahndet blieb wie das Einsteigen gegen Schürrle, den Luisao im Mittelfeld auflaufen ließ. In Deutschland ist der Verteidiger einschlägig bekannt, seit er im vergangenen Sommer bei einem Testspiel bei Fortuna Düsseldorf den Schiedsrichter tätlich angriff und für zwei Monate gesperrt wurde.

Nach einer Stunde hätte Leverkusen in Führung gehen müssen - lag aber plötzlich in Rückstand. Nach einem Eckball bekam Michal Kadlec im Lissabon-Strafraum den Ball wenige Meter vor dem Tor vor die Füße, zögerte aber zu lange und scheiterte an Moraes. Im direkten Gegenzug machte es Cardozo mit all seiner Erfahrung besser: André Almeida hatte den Torjäger im Strafraum mustergültig bedient, der die Ruhe behielt und Schlussmann Bernd Leno lässig überlupfte.

Beim Konter wirkte die Hintermannschaft des Bundesligisten etwas unorganisiert, was auch an der vom Trainerduo Sascha Lewandowski/Sami Hyypiä durchgeführten Rotation gelegen haben könnte. Die beiden hatten Sebastian Boenisch und Daniel Carvajal aus dem Team genommen und durch Kadlec und Hajime Hosogai ersetzt - auch im Hinblick auf das am Samstag anstehende Liga-Duell gegen en FC Augsburg. Hegeler, der für Sidney Sam in die Startelf gerutscht war, blieb vor dem Tor glücklos, als er einen Kopfball über die Latte setzte (64.). In der dritten Minute der Nachspielzeit hätte Sam per Lupfer den Ausgleich machen können, aber Lorenzo Melgarejo köpfte den Ball von der Linie.

Hannover 96 hat es bei der Kraftprobe im Moskauer Fußball-Kühlschrank eiskalt erwischt. Nach dem 1:3 (1:1) gegen Anschi Machatschkala am Donnerstagabend muss der Fußball-Bundesligist um den Einzug ins Achtelfinale der Europa League bangen. Auf dem Kunstrasen des Luschniki-Stadions bekamen die Niedersachsen vom Milliardärs-Club aus dem Nordkaukasus um Superstar Samuel Eto'o nach ordentlichem Start gerade in der zweiten Halbzeit die Grenzen aufgezeigt und müssen sich im Rückspiel in einer Woche steigern, damit die eigene Europa-Reise weitergeht.

Hannovers Szabolcs Huszti (re.): sorgt für das 1:0 gegen Anschi (Foto: REUTERS)

Szabolcs Huszti (22. Minute) hatte Hannover vor nur etwa 10 000 Zuschauern in Führung gebracht. Eto'o (34.), Odil Achmedow (48.) und Moubarak Boussoufa (64.) erzielten die Tore für die Russen, die sich in Marbella auf das Rückspiel in Hannover vorbereiten werden. Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler hielt einen von Eto'o (59.) aufreizend lässig geschossenen Foulelfmeter und verhinderte so eine noch klarere Niederlage.

Eine gute Nachricht für Hannover kam von Mame Diouf. Der Angreifer konnte nach auskurierter Oberschenkelblessur mitwirken. Aber auch die Gastgeber hatten einen rechtzeitig Genesenen in ihren Reihen: Eto'o. Der einstige Champions-League-Sieger legte nach seiner Rückenverletzung gleich munter los, spielte den Ball aus spitzem Winkel vor das 96-Tor, fand aber keinen Abnehmer (2.). Hannover versuchte dem Anschi-Spiel den Schwung zu nehmen. Kontrolliert wurde der Ball in den eigenen Reihen gehalten.

Gefahr sollte durch schnelle Vorstöße über Diouf und Ya Konan entstehen. Perfekt lief dies beim Führungstreffer. Einen langen Ball von Christian Schulz legte Diouf für Huszti ab. Der ehemalige Russland-Legionär schoss aus etwa 20 Metern unter gütiger Mithilfe von Anschi-Torwart Wladimir Gabulow ein. Es war das erste Heimgegentor in der Europa League für die Russen. Eto'o schien genervt. Immer wieder verhedderte sich der Kameruner in der Hannover-Defensive.

Die Fans der Gastgeber, aus der Teilrepublik Dagestan in der Konfliktregion Nordkaukasus in die russische Hauptstadt eingeflogen, hatten auch keinen rechten Spaß. In der riesigen Schüssel Luschniki-Stadion, in der rund 1200 Sicherheitskräfte im Einsatz, aber nur ganz wenige Blöcke gefüllt waren, waren nur die etwa 500 Fans aus Hannover zu hören: "La la la la la la la Europapokal".

Doch der Spaß der Niedersachsen war schnell vorbei. 35-Millionen-Euro-Transfer Willian passte von der rechten Seite in die Mitte. Eto'o stand frei und schob problemlos zu seinem vierten Europa-League-Tor ein. Nun drückten die Hausherren, nichts war mehr davon zu merken, dass Anschi durch die Pause der russischen Liga keine Spielpraxis hat.

Glück hatte Hannover, dass eine Stolper-Notbremse von Johan Djourou an Eto'o nicht mit Platzverweis und Strafstoß geahndet wurde. Der Druck der Russen setzte sich in der zweiten Halbzeit verstärkt fort. Und Achmedow hatte keine Mühe schnell zur Führung aus zwölf Metern einzuschieben. Nun feierten die Anschi-Fans. Nach Foul von Schulz an Eto'o hätten sie fast noch mehr Grund zum Jubeln gehabt, doch ihr Idol konnte Zieler beim Strafstoß mit einem arroganten Anlauf nicht verunsichern. Dafür erhöhte Boussoufa den Vorsprung nach einer erneuten schnellen Kombination über die Flügel. Hannover hatte noch gute Chancen durch Mohammed Abdellaoue (74./87.), Sergio Pinto (81.) und Didier Ya Konan (90.+3), doch das erhoffte zweite Auswärtstor gelang nicht.

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