FC Bayern gegen 1. FSV Mainz 05:Gomez, Robben und Ribéry verletzt! Na und?

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Die Veränderungen im Kader des FC Bayern zeigen bereits Wirkung: Die Mannschaft hat nun auf fast allen Positionen zwei Akteure von herausragender Qualität - und auf einigen sogar ein Überangebot. Böse Zungen behaupten deshalb, dass die Bayern Probleme bekommen werden, wenn mal alle ihre Spieler fit sind.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

In der vergangenen Saison spielte der FC Bayern zwei Mal gegen Mainz 05 - ganz so, wie das Bundesliga-Reglement es vorschreibt. Die Münchner erreichten dabei exakt einen Punkt durch ein 0:0 in der eigenen Arena, das Spiel in Mainz verloren sie 2:3 - eine derartige Bilanz ist mit dem Selbstverständnis-Reglement des FC Bayern kaum vereinbar.

Münchens Bastian Schweinsteiger (l.) und der Mainzer Nicolai Müller kämpfen um den Ball. Das Spiel endete 3:1. (Foto: dapd)

Besonders interessant war damals, welche Akteure in diesen Spielen eingesetzt wurden. In Mainz kam beim Stand von 0:1 Ivica Olic aufs Feld, der sich gerade von einer Verletzung erholt hatte, beim Zwischenstand von 1:2 wurde der Brasilianer Rafinha eigewechselt, ein Außenverteidiger mit eher durchschnittlichem Talent. Beim 0:0 in München schickte Trainer Jupp Heynckes Diego Contento, Olic und Rafinha von Beginn an aufs Feld.

An diesem Samstag beim Spiel gegen Mainz nahm Heyckes zwei Auswechslungen vor: Er schickte den besten ausländischen Torschützen in der Geschichte der Bundesliga aufs Feld und einen Mann, der qua Transfersumme 40 Millionen Euro wert sein soll: Eingewechselt wurden bei diesem lockeren 3:1 die Spieler Claudio Pizarro und Javi Martinez - die auf der Bank saßen, obwohl Mario Gomez, Franck Ribéry und Arjen Robben verletzt passen mussten.

Dieses Spiel und auch die Partien zuvor verdeutlichen die Wirkung der Aktivitäten des FC Bayern auf dem Transfermarkt in dieser Sommerpause. "Das ist genau das, was der Klub von oben thematisiert hat", sagte Thomas Müller nach der Partie, "ich denke, das Spiel heute hat gezeigt, dass wir es auch kompensieren können, wenn mal jemand ausfällt. Das ist nur positiv für uns."

Müller spielte auf der rechten Außenbahn, er dribbelte, er passte, er flankte. Mit seiner Einzigartigkeit sorgte er immer wieder für gefährliche Situationen und bereitete das 1:0 durch Mario Mandzukic vor. Auf dem anderen Flügel agierte Xherdan Shaqiri, auch er dribbelte, passt und flankte - und arbeitete auffällig eifrig in der Defensive mit. Er war am 2:0 durch Bastian Schweinsteiger beteiligt. Beide Treffer fielen zu Beginn des Spiels, überhaupt attestierte Heynckes seiner Elf, in der ersten halben Stunde "exzellenten Fußball" geboten zu haben.

"Wir hätten es uns einfacher machen können, wir haben das ganze Spiel über keine richtige Torchance zugelassen", sagte Müller, "wir haben uns mit dem 2:1 (Elfmeter von Adam Szalai nach Foul von Dante, Anm. d. Red.) selbst ein Ei reingelegt. Dadurch war das Spiel knapp. Aber wir waren dem 3:1 näher und es ist schön, dass es dann auch noch gefallen ist." Dieses 3:1 erzielte Toni Kroos nach einer feinen Flanke von Javi Martinez.

Der FC Bayern hat die Unwuchten im Kader der vergangenen Saison größtenteils beseitigt. Natürlich sind Danijel Pranjic, Ivica Olic und Nils Petersen überdurchschnittliche Fußballer - doch hatte es in der vergangenen Spielzeit den Eindruck, dass Jupp Heynckes nicht gerne ausgewechselt hatte. Ja, bisweilen hatte er gar so ausgesehen, als sei Heynckes noch nicht einmal mit den Akteuren zufrieden, die er da von Beginn an aufs Feld hatte schicken müssen. Und bei Verletzungen des Stammpersonals hatte Heynckes manchmal gar verzweifelt gewirkt.

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Mario Mandzukic agiert wie Mario Gomez - nur noch kälter. Thomas Müller und Xherdan Shaqiri sorgen dafür, dass kaum jemand Arjen Robben und Franck Ribéry vermisst. Und Toni Kroos erreicht sein Ziel, sein Trikot nicht durch Schweißflecken zu verunreinigen. Die Spieler des FC Bayern beim 3:1 gegen Mainz in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder

In der Sommerpause haben die Münchner Akteure verpflichtet, die nicht nur oberhalb des Durchschnitts liegen, sondern bei Freunden des feinen Fußballs die Mundwinkel nach oben ziehen. Genau das macht sich nun bereits bei den ersten Partien der Saison bemerkbar.

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Mario Mandzukic agiert wie Mario Gomez - nur noch kälter. Thomas Müller und Xherdan Shaqiri sorgen dafür, dass kaum jemand Arjen Robben und Franck Ribéry vermisst. Und Toni Kroos erreicht sein Ziel, sein Trikot nicht durch Schweißflecken zu verunreinigen. Die Spieler des FC Bayern beim 3:1 gegen Mainz in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder

Franck Ribéry und Arjen Robben verletzten sich im Abschlusstraining! Na und? Dann agieren halt Müller und Shaqiri auf den Außenbahnen, ohne dass jemand einen Qualitäts-Unterschied bemerkt - eher im Gegenteil. Zugang Martinez braucht noch Eingewöhnungszeit! Na und? Dann macht eben Luiz Gustavo kaum Fehler.

David Alaba fehlt! Na und? Dann spielt eben - wenn auch deutlich mürrisch - Holger Badstuber dort. Ach ja: Mario Gomez ist auch noch verletzt! Na und? Dann schießt eben Mandzukic die Treffer. Dass sich Daniel Van Buyten nach seiner Verletzung langsam an die Mannschaft heranarbeitet, fällt kaum noch auf.

"Wir haben uns in der Spitze verbreitert", hatte Sportdirektor Matthias Sammer nach dem Pokalspiel in Regensburg gesagt. Der Satz wirkt aufgrund der Formulierung ein wenig skurril, trifft es jedoch recht genau: Der FC Bayern hat nun auf fast allen Positionen zwei Akteure von herausragender Qualität, auf einigen wie im offensiven Mittelfeld gar ein Überangebot - weshalb böse Zungen behaupten, dass die Probleme in München erst dann beginnen würden, wenn mal alle Akteure fit sind. Weil dann wohl Akteure wie Badstuber, Robben und Gomez auch mal auf der Bank sitzen, obwohl sie sich für fit halten.

Doch dafür gibt es ja den Trainer - und der wirkt derzeit außerordentlich souverän. Heynckes lobte und tadelte seine Mannschaft nach dem Spiel ("Wir sind gut ins Spiel gekommen. Danach waren wir zu passiv und haben den Gegner kommen lassen."), er stellte klar, dass der Verzicht auf Martinez von Beginn an seine Entscheidung gewesen sei, dass er ihm keine Garantie auf einen Einsatz im Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Valencia geben könne und dass er auch keine Tipps vom Zugang zum Gegner brauche.

Die Münchner präsentieren sich zu Beginn der Saison aktiv und souverän (Müller: "Wenn man zwei Jahre nichts holt, dann brennt das Feuer - deshalb überrascht mich der Start nicht."), doch die wahren Prüfungen warten noch auf den FC Bayern. Und womöglich auch Rückschläge. Dann allerdings können sie sich an den alten Hasen Toni Kroos wenden. Der nämlich sagte über Zugang Martinez: "Er ist ja noch jung. Er wird auch mal ein schlechtes Spiel machen, dann gibt es auf die Ohren." Das kenne er von sich selbst. Sollte also künftig einer auf der Bank sitzen müssen und das doof finden, kann er sich an den daneben hockenden Kroos wenden.

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