Bayern-Basketballer besiegen Bremerhaven:Zackig zum nächsten Hunderter

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Klare Ansagen: Der neue Bayern-Coach Svetislav Pesic hat seiner Mannschaft zu Stabiltät verholfen.  (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Trainerwechsel zeigt Wirkung: Die Basketballer des FC Bayern haben unter dem neuen Coach Svetislav Pesic Selbstvertrauen und Ordnung zurückgewonnen und schaffen beim 104:71 gegen Bremerhaven den vierten Bundesliga-Sieg hintereinander - auffällig ist vor allem die routinierte Offensive der Mannschaft.

Aus der Halle von Gerald Kleffmann

Svetislav Pesic ist schon ein Schuft, im positiven Sinne natürlich. Da redet der neue Trainer der Basketballer des FC Bayern stets von der Verteidigung, die sein Team verbessern müsse, und dann ist es die Offensive, die furios aufspielt. Drei Siege mit jeweils mehr als 100 Punkten, dazu wiedererstarkte Deutsche wie Jan Jagla und Robin Benzing, die lange blockiert agierten - schon jetzt hat der 63-Jährige erstaunlich viel bewirkt in München, beim zuvor kriselnden BBL-Klub. Den Eisbären Bremerhaven ist das natürlich auch aufgefallen.

"Die Bayern sind klarer Favorit", sinnierte Douglas Spradley, der Gäste-Coach, vor dem Spiel am Mittwoch im ausverkauften Dome, ein Statement der Kategorie Zweckpessimismus. So konnte er nur überrascht werden, und das wurde er, zumindest ein wenig. Zehn Minuten lang hielt sein Team gut mit (25:27), dann folgte der nächste Hunderter der Bayern: 104:71. Es war ein ungefährdeter, verdienter Sieg, mit einem unübersehbaren Signal: Die Münchner pirschen sich an die vorderen Teams in der Tabelle heran.

"Ich bin vom Resultat her sehr zufrieden. Wir waren gut am Ball, hatten kaum Verluste", resümierte Pesic, der auch Gefallen daran fand, "dass wir uns von der ersten Minute an gesteigert haben". Das war in der Tat offensichtlich, wenngleich Bremerhaven ein dankbarer Gegner war. Die Norddeutschen müssen mit rund einem Drittel des Münchner Etats auskommen, was zurzeit für einen ansehnlichen achten Rang reicht. Doch die Bayern haben eben mehr Substanz im Kader und traten am zweiten Weihnachtsfeiertag so frisch an, als habe es die Probleme mit der Fitness aus der Vergangenheit nie gegeben.

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Wie um sich wachzurütteln, setzte Bremerhavens Jacob Burtschi mit zwei Dreiern ein Zeichen, dass man nicht nur als Sparringspartner angereist war. Dieser Auftakt verfehlte seine Wirkung nicht, die Bayern taten sich zunächst schwer. Erstmals führte der Favorit nach sechs langen Minuten (19:17), es ging hin und her in einem zerfahrenen Spiel. 25:27 hieß es nach dem ersten Viertel, 35:29 nach 14 Minuten.

Als Chevon Troutman den Ball zum 37:31 in den Korb drückte und die 6700 Zuschauer johlten, nahm die Partie den erwarteten Verlauf. Brandon Thomas demoralisierte die Eisbären vor der Halbzeit mit einem Dreier (48:31), die ihrerseits im zweiten Viertel nur einen von 17 Versuchen erfolgreich abschlossen. Eine desaströse Quote.

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Auch anschließend setzte Bayern seine Stärken durch, verteidigte übers gesamte Feld, punktete leicht, während die Gäste Probleme hatten, Aktionen überhaupt abzuschließen. Tyrese Rice legte mit einem No-Look-Pass auf Troutman ab, der in den Hallenlärm hinein auf 54:35 erhöhte. Sollte hier etwas schiefgehen aus Münchner Sicht? Wohl kaum. Selbst der fähige Bremerhavener Spielmacher Stanley Burrell glänzte nur selten, zermürbt von der Bayern-Defensive, die ganze Auftragsarbeit leistete.

Oft wussten sich die Eisbären nur regelwidrig zu helfen, 25 Fouls kassierten sie, das ist viel, war aber insbesondere der Spielweise der Münchner geschuldet. "Nach kassierten Punkten versuchen wir, sofort zu attackieren", sprach Steffen Hamann, der unter dem neuen Trainer wieder mehr Einsatzzeit erhält.

Pesic wechselte bis zum Ende munter durch (Talent Mauricio Marin durfte zwei Minuten Erfahrung sammeln), Center Jared Homan dunkte, der Vorsprung wuchs (83:52 nach dem dritten Viertel). Vieles sah routiniert vorgetragen aus. Darf man Troutman glauben, mit 20 Punkten bester Münchner, hat auch das mit Pesic zu tun. "Das Training kommt mir oft anstrengender vor als die Spiele", verriet er grinsend. Bogdan Radosavljevic kam die Ehre zuteil, die 100 Punkte zu knacken (101:71).

Die Bayern versöhnen sich somit vorübergehend mit sich selbst, und es könnte noch besser kommen: Am Samstag reisen die Münchner zum Tabellen-16. Frankfurt, ehe sie am 5. Januar zum Hinrundenabschluss die starken Ulmer herausfordern. "Wir fühlen uns für jedes Team gerüstet", sagte Troutman selbstbewusst wie selten.

(Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels war davon die Rede, dass die Bayern frischer antraten, weil sie anders als der Gegner nicht vier Tage zuvor gespielt hatten. Tatsächlich hatte aber auch der FCB vor Weihnachten noch ein Spiel in Hagen bestritten. Wir haben den Fehler auf Hinweis eines Lesers korrigiert.)

© SZ vom 27.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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