6:2-Spektakel von der Eintracht:Frankfurt feiert den Veh-Fußball

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  • Beim furiosen 6:2-Erfolg gegen den 1. FC Köln wirbelt die Frankfurter Offensive nach Belieben. Alle Stürmer treffen.
  • Alex Meier verbringt einen besonderen Abend.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Es war vielleicht die beste Leistung des 1. FC Köln an diesem insgesamt ernüchternden Samstagabend im Frankfurter Stadtwald, dass Trainer Peter Stöger die Hauptperson zwar ansprach, aber nicht namentlich erwähnte. "Der Klassespieler von Eintracht Frankfurt hat den Unterschied ausgemacht. Bitter für uns, aber trotzdem schön, dass er wieder da ist." Wer wollte, konnte aus dem Statement des enttäuschten österreichischen Fußballlehrers durchaus feine Ironie heraushören. Alexander Meier hat die Rheinländer genug geärgert - da musste nicht noch in der Pressekonferenz sein Name fallen. Denn wie schon im Vorjahr erhielten die Kölner eine Lehrstunde vom ewigen Frankfurter Torgaranten erteilt. In der vergangenen Saison erzielte er in zwei Spielen vier Tore. Diesmal, beim 6:2 (4:1)-Triumphmarsch der Eintracht, kam der Rückkehrer sofort auf sage und schreibe drei Treffer (4., 23. und 88.).

Wegen akuter Beschwerden an der Patellasehne hatte sich der 32-Jährige Mitte April in der Schweiz operieren lassen - und nun kehrte die Eintracht-Ikone auf den Rasen zurück, als sei nichts gewesen. Außerdem trafen Luc Castaignos (19. und 30.) und Haris Seferovic (73.) für die teils entfesselt stürmenden Hessen, die sich von den Gegentreffern durch Anthony Modeste (28.) und Dominique Heintz (81.) nicht vom Kurs in einem sehr ansehnlichen Bundesliga-Spiel abbringen ließen. Der in Köln lebende Frankfurter Zugang Stefan Reinartz witzelte deshalb, er werde besser nicht zurückfahren: "Ich weiß nicht, heute bleibe ich besser in Frankfurt. In den nächsten Tagen ziehe ich besser eine Mütze auf."

FC-Trainer Stöger sieht "schlimme Bälle in Tiefe"

"Vom Ergebnis war das zu hoch. Wir haben aber speziell in der ersten Halbzeit sehr gut umgeschaltet", lobte Frankfurts Trainer Armin Veh. Die Kölner waren kollektiv bedient. "Wir waren in allen Belangen unterlegen und haben richtig auf die Fresse bekommen", sagte Mittelfeldmann Matthias Lehmann. Stöger ärgerten vor allem die nach einfachen Steilpässen erzielten Castaignos-Tore, "das waren schlimme Bälle in die Tiefe". Die Innenverteidiger Heintz und Frederik Sörensen, zuletzt mit reichlich Lob bedacht, sahen dabei denkbar schlecht aus. Stöger blieb bei seiner Kritik aber im Allgemeinen: "Wir haben uns zu Beginn selbst aus dem Spiel genommen. Wichtig ist, dass wir wissen, was wir für Fehler gemacht haben."

Gleichwohl: Gesprächsthema Nummer eins waren hinterher natürlich die Meier-Streiche. "Damit konnte keiner rechnen. Man probiert, sich reinzufuchsen, und das hat ganz gut geklappt. Das war ein schönes Spiel, aber ich brauchte dreimal ja auch nur noch Kopf oder Fuß hinhalten", sagte der aus Buchholz in der Nordheide stammende 1,96-Meter-Schlaks in seiner typischen Bescheidenheit. Dabei genügte speziell sein zweiter Treffer mit der linken Innenseite allerhöchsten Ansprüchen. "Seit zehn Jahren übt er das. Ohne Fleiß kein Preis", lobte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen den Matchwinner, der zweimal noch mustergültig per Kopf vollstreckte. Aber wie sagte Meier, den nach eigenem Bekunden am meisten freute, dass sein Knie gehalten habe? "Ich bleibe dabei, dass ich eigentlich kein guter Kopfballspieler bin."

"Die drei sind vorne eine Gewalt"

Den Spruch des Tages lieferte jedoch Veh, als er zur Causa Meier sagte: "Es ist nicht normal, dass einer im ersten Spiel nach fünf Monaten Pause drei Tore macht. Aber Alex Meier ist auch kein normaler Spieler - also ist doch wieder alles normal!" Anders als unter Thomas Schaaf, der seinen Torgaranten stets als zweiten Stürmer neben Seferovic aufbot, sieht Veh ihn als vordersten Mittelfeldspieler, der dabei auf Höhe der Doppelspitze Castaignos-Seferovic agieren durfte.

Offenbar hat dieses taktische Grundschema allen behagt, weil sich jeder aus dem Offensivtrio in die Torschützenliste eintrug. "Die drei sind vorne eine Gewalt", sagte Verteidiger Marco Russ, der die Stärken dieses Dreigestirns konkret benannte: "Alex ist ein Phänomen, Luc rennt raketenschnell, und Haris wirft sich überall rein." Für Veh birgt die offensive Aufstellung mehr Chancen als Risiken und dürfte auch für die nächsten Auswärtsspiele in Hamburg und auf Schalke zur Anwendung kommen: "Wir haben mit Makoto Hasebe und Marc Stendera zwei Achter, die verlässlich nach hinten arbeiten. Dann kann man so spielen." Oder wie Russ erklärte: "Wir müssen den Ball einfach nur weit vorne halten." Klubs, die so eine Spielart konstant vorführen, spielen gemeinhin in der Champions League.

© SZ vom 13.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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