4:1-Sieg gegen Köln:Bayern-Party mit Misstönen

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Erkennt Steigerungspotenzial bei seinen Spelern: Bayern-Trainer Pep Guardiola (Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt gegen Köln 4:1.
  • Doch beim Rekordmeister geht die Angst um, dass die Leistungen in diesen Tagen in den K.o.-Spielen nicht reichen könnten.
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Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Arjen Robben hielt sein nasses Trikot in der rechten Hand. Er knetete es. Er drückte den Stoff fest zusammen. Der 31-Jährige war wütend. Ja, er war richtig sauer auf einen Fußballer beim FC Bayern. Dieser Spieler war er selbst.

Der Grund: Wenige Minuten zuvor war Robben allen Kölner Spielern entwischt, er lief alleine auf das gegnerische Tor zu. Doch dann tat der Niederländer etwas, das er sonst eigentlich nie macht: Er zog nicht selbst ab, sondern passte zu Teamkollege Franck Ribéry. Doch das Zuspiel misslang.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Schweinsteiger bewirbt sich um die Krone

Bastian Schweinsteiger spielt souverän wie einst der "Kaiser". Arjen Robben könnte 115 Geburtstagskerzen auspusten. Manuel Neuer erzürnt seinen Trainer. Der FC Bayern beim 4:1 gegen Köln in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

"Das darf nicht passieren", schimpfte Robben nach Spielende über seinen Fehler. "Du kannst das Spiel zumachen." Es hatte dann allerdings nur sieben Minuten gedauert - und Robben hatte die Partie doch noch entschieden. Die Wut aus sich selbst jedoch blieb.

4:1 (2:1) gewann der FC Bayern am Freitagabend gegen den 1. FC Köln. Es klang nach einem deutlichen Ergebnis, in Partystimmung waren am Abend des 115. Vereinsgeburtstages jedoch nicht einmal Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller. Die beiden verließen die Fröttmaninger Arena, ohne etwas zu sagen. Auch Torhüter Manuel Neuer war nicht zufrieden. "Es war glücklich, dass wir gewonnen haben", urteilte er.

Zunächst sah alles nach einem klaren Bayern-Sieg aus. Es waren gerade einmal zehn Minuten gespielt, da führten die Bayern 2:0. Doch anstatt wie gegen Hamburg oder Paderborn Tor um Tor draufzulegen, bis es 8:0 oder wenigstens 6:0 steht, wurden die Münchner passiver, lethargischer und zahmer. Zwar hatte der FC Bayern weiterhin 80 Prozent Ballbesitz, Köln stand jedoch zunehmend kompakter. Kurz vor der Pause gelang Anthony Ujah nach einer Ecke tatsächlich der Anschlusstreffer. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte hatte der Tabellenführer Probleme, mehrmals konterten die Kölner die Heimmannschaft: Neuer musste zweimal reaktionsschnell eingreifen, ehe dann doch Robben (67. Minute) und Robert Lewandowski (75.) die Partie entschieden.

Trainer Pep Guardiola lief während des Spiels auf und ab. Als Neuer einen Rückpass mit der Hand annahm, fuchtelte er verärgert mit den Finger. Immer wieder zitierte er Spieler zu sich in die Coaching-Zone. "Wir haben ein bisschen die Kontrolle verloren", gab er nach Spielschluss zu.

In den kommenden zwei Wochen stehen für den FC Bayern nun vier Spiele in drei Wettbewerben aus. Die entscheidende Phase der Saison hat begonnen. Zwar müsste schon einiges zusammenkommen, dass die Münchner am Mittwoch im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig verlieren. Die Aufgabe eine Woche später wird dann allerdings kniffliger: Schlachtjor Donezk reist zum Achtelfinale der Champions League an. Da es im Hinspiel nur für ein 0:0 reichte, ist zumindest theoretisch nun alles möglich.

Regelmäßige Beobachter des Bayern-Schauspiels werden vorausgeahnt haben, was sich nun in der Arena folgen sollte. Als Müller und Schweinsteiger in den Schneematsch draußen verschwunden waren, trat auf: Matthias Sammer. Bühne frei für den Sportvorstand und Obermahner im Verein. Der 47-Jährige drückte das Kreuz durch und hob an zur Rede an die Sportnation. "Wir haben zu viel zugelassen", fand Sammer und unkte vielsagend: "Es gibt Spiele, in denen sich das vielleicht rächt." Er blickte dabei zum Ausgang, als würde gerade ein Dieb die Champions-League-Trophäe aus der Arena tragen.

Robben: "Tore schießen ist nicht so wichtig"

Sammer fand dann noch eine ganz passende Beschreibung zum Zustand des FC Bayern im Februar 2015: "Wir sind derzeit noch nicht auf dem Stand, dass die Gegner sagen: 'Gegen die ist nichts zu holen'", sagte der Sportvorstand. Wenn sogar dem Tabellendreizehnten Chancen zum Ausgleich gewährt werden, wer soll dann im Champions-League-Halbfinale Ehrfurcht haben?

Arjen Robben stand nach dem Spiel noch etwas länger im Stadion - und er sah seine vergebene Torchance etwas pragmatischer. "Wir müssen Spiele und Titel gewinnen", sagte er. "Tore schießen ist nicht so wichtig." Am Ende der Saison wird sich niemand dafür interessieren, ob der FC Bayern 8:0, 6:0 oder 4:1 gegen den 1. FC Köln gewann. Es geht nur darum, ob die entscheidenden Spiele gewonnen wurden. Ob es ein, zwei oder womöglich sogar drei Titel geworden sind. Über das vergebene Robben-Tor wird sich dann niemand mehr ärgern. Nicht einmal Robben selbst.

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