2. Liga: Kaiserslautern - 1860:Winken mit dem Taschentuch

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1860 München verliert nach zuletzt drei Siegen 0:4 beim Tabellenführer in Kaiserslautern. Die Mannschaft muss schmerzlich den Unterschied zu einem Aufsteiger erkennen.

Nach drei Siegen hintereinander hat Fußball-Zweitligist TSV 1860 wieder einmal eine Niederlage hinnehmen müssen. Beim Tabellenführer Kaiserslautern unterlagen die Löwen 0:4; es war ihre höchste Niederlage der gesamten Spielzeit.

Obwohl sie über weite Strecken annehmbar mitgespielt hatten, mussten die Löwen schmerzlich den Unterschied zu einem mutmaßlichen Aufsteiger erkennen: "Wir waren nicht in der Lage, uns hochkarätige Chancen herauszuspielen", sagte Trainer Ewald Lienen, "und wir haben zwei, drei Riesenfehler gemacht."

Das Unglück nahm schon nach zehn Minuten seinen Lauf: Ein Eckball von Markus Steinhöfer senkte sich direkt ins Netz; 1860-Torwart Gabor Kiraly konnte nichts dagegen ausrichten, weil er von Kaiserslauterns Stürmer Erik Jendrisek behindert wurde. Schiedsrichter Guido Winkmann erkannte den Treffer aber an.

Die Münchner ließen sich durch den frühen Rückstand nicht von ihrer kontrollierten Taktik abbringen und gestatteten dem Tabellenführer lange Zeit wenige Möglichkeiten; ein Schuss von Jendrissek übers Tor, als Adam Nemec ein Kopfballduell gegen Mate Ghvinianidze gewonnen und den Ball weitergeleitet hatte, blieb in der ersten halben Stunde der einzige weitere Aufreger. Stattdessen hätte auf der Gegenseite Stefan Aigner den Ausgleich erzielen können, geriet bei seinem Schuss aber zu sehr in Rücklage.

Dann allerdings folgte der große Auftritt von Mathieu Beda, der bei 1860 für den gesperrten Radhouène Felhi spielte. An der Seitenlinie trat er über den Ball, als sei er einst nicht vom 1. FC Kaiserslautern zu den Löwen gewechselt, sondern direkt aus einem Slapstickfilm; Nemec hatte freie Bahn, lief aufs Tor zu, statt zu schießen, legte er den Ball mit Übersicht zurück auf Jendrisek, 2:0 (30.).

Umgehend hatten die Löwen die große Chance zum Anschlusstor: Nach einem Foul von Jiri Bilek an Dominik Stahl im Strafraum entschied Winkmann auf Elfmeter. Alexander Ludwig, der für den verletzten Sascha Rösler ins Team gekommen war, schoss - und scheiterte an FCK-Torwart Tobias Sippel, der den Ball um den Pfosten lenkte (34.). "Wir hatten schon so wenige Chancen, und dann verschießen wir auch noch den Elfer", klagte Lienen. Es war ein weiterer Rückschlag für Ludwig, den als Führungsspieler geholten Mittelfeldmann.

Ein irreguläres Gegentor, ein grotesker Schnitzer und ein verschossener Elfmeter - schlimmer hätte die erste Halbzeit für den TSV 1860 kaum laufen können, Lienens Defensivpläne waren schon in der Pause hinfällig geworden. Die Löwen mussten gegen die als konterstark bekannten Kaiserslauterer nun in die Offensive gehen. Sandro Kaiser, der den am Kopf verletzten und in der Kabine mit fünf Stichen genähten Stahl ersetzte, nahm nach der Pause den Platz auf der linken Mittelfeldseite ein, Ludwig rückte in die Mitte.

Gegen einen nun verstärkt auf Torsicherung bedachten Gegner spielten die Löwen in der zweiten Halbzeit ansehnlich mit; um die sichere Abwehr der Kaiserslauterer in Verlegenheit zu bringen, fehlten ihnen aber bei allem Bemühen die Mittel. Als sich einmal eine aussichtsreiche Gelegenheit zum Kontern ergab, legte sich Benjamin Lauth den Ball zu weit vor, so dass Georges Mandjeck klären konnte; ein Freistoß von José Holebas flog nach einer Stunde am Tor vorbei. Nach 66 Minuten brachte Lienen für den einmal mehr auf ganzer Linie enttäuschenden Lauth Jungstürmer Peniel Mlapa, der sich zuletzt im Dauereinsatz bei der von vielen Nachholspielen geplagten Regionalliga-U23 befunden hatte.

Auch Mlapa vermochte die Durchsetzungskraft der Münchner nicht entscheidend zu stärken; unspektakulär schien das Spiel nun seinem Ende entgegen zu trotten. Als es langsam langweilig wurde, bewies der Tabellenführer seinen 28000 Fans noch zwei Mal seine Qualität, überraschend zuzuschlagen: Nach einem weiten Schlag übers Mittelfeld hinweg verlängerte Nemec mit dem Kopf, Jendrisek lief Beda davon und traf zum 3:0 (71.), die Partie war endgültig entschieden. In allerletzter Minute sorgte der eingewechselte Ilicevic noch für das vierte Tor. Die Anhängerschaft des FCK verabschiedete sich angesichts von nun acht Zählern Vorsprung auf Relegationsplatz drei und ganzen 15 auf einen Nichtaufstiegsplatz mit kollektivem Taschentuchwinken von der zweiten Liga - und vom TSV 1860.

© SZ vom 30.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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