1. FC Kaiserslautern:Pfälzer Feiertage fallen aus

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Stürmer in der Krise: Lauterns Mohamadou Idrissou (links, im Zweikampf mit Energies Ahmed Madouni) hat seit November kein Tor mehr erzielt. (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)

Der FCK ist ein selbst ernannter Aufstiegskandidat mit der Bilanz eines Abstiegskandidanten. Drei Spiele hat der Verein hintereinander verloren - nicht gegen die Topklubs der 2. Liga, sondern gegen tiefer platzierte Mannschaften. Das 0:1 in Cottbus steigert den Frust.

Von Tobias Schächter

War's das mit dem Aufstieg? Stefan Kuntz wartet ein paar Sekunden, bevor er antwortet. Der Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern wägt seine Worte ab, das 0:1 bei Energie Cottbus sitzt noch tief. "Wir tun gut daran", sagt er schließlich, "das Augenmerk erst einmal weg vom Aufstieg zu lenken. Wichtig ist jetzt, den Turnaround zu schaffen."

Diese Pleite beim Tabellenletzten der zweiten Liga war nicht nur einfach eine Niederlage für den FCK. Es war diese eine Niederlage zu viel, die für den Moment alles zerstört, wovon die Mannschaft bis Freitagabend noch zehren konnte: die Aufstiegshoffnung, das Selbstvertrauen, den Newcomer-Bonus des jungen Trainers Kosta Runjaic, den Kredit beim Publikum. Kommenden Freitag, ahnt Stefan Kuntz, wird es einen Zuschauer-Minus-Rekord im Fritz-Walter-Stadion geben.

Der Gegner: Sandhausen. FCK-Fans winken da ab. Sie sind schließlich Anhänger einer Mannschaft, die gerade erst den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale geschafft hat - bei Bayer Leverkusen. Die den Aufstiegsaspiranten Greuther Fürth zum Start ins neue Jahr besiegt hat. Nun aber hat Lautern drei Mal hintereinander bei einem Abstiegskandidaten verloren: in Aue (0:1), gegen Aalen (1:2), in Cottbus (0:1). Und jetzt Sandhausen.

Erinnerungen an Franco Foda

Die hohen Erwartungen sind wieder einmal enttäuscht worden, wie so oft in den letzten zehn Jahren. Ein Sieg gegen Sandhausen hilft da jetzt auch nicht sofort. Für alle im Klub wirkt das 0:1 in Cottbus wie ein Déja-vu. Schon in der vergangenen Saison kosteten unter Trainer Franco Foda Pleiten gegen Klubs aus dem Tabellenkeller den Aufstieg.

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Das Gerangel um die Aufstiegsplätze bleibt spannend: Greuther Fürth biegt gegen Frankfurt ein spannendes Spiel um, Karlsruhe verliert in Aalen. Dresden hängt unten fest. Der TSV 1860 München zeigt beim 0:0 gegen Sandhausen erneut eine desolate Leistung, Torwart Gabor Kiraly verhindert Schlimmeres.

Alle Spiele in der Übersicht

In dieser Saison musste Foda nach einem 0:4 in Aalen gehen, das war am 29. August 2013. Zwei Wochen später kam Runjaic, der die Mannschaft wiederzubeleben schien. Zwischenzeitlich gelang der Sprung an die Tabellenspitze. Nun aber hat die Mannschaft sechs der letzten acht Spiele verloren - der FCK ist derzeit ein selbst ernannter Aufstiegskandidat mit der Bilanz eines Absteigers.

Kuntz versichert, der Trainer stehe nicht zur Debatte, man erlebe ja "keinen Nonstop-Niedergang". Runjaic muss nun beweisen, dass er die Krise meistern kann. Sicherheit und Selbstvertrauen gehen den meisten Spielern derzeit ab, die Stürmer treffen nicht, und hinten patzen selbst Routiniers. Runjaic lässt auch deshalb viel rotieren, doch zu Stabilität führt das nicht.

Im Angriff kann der Trainer seit der Rückkehr von Srdjan Lakic im Januar auf fünf - für Zweitligaverhältnisse - hochklassige Stürmer zurückgreifen. Mal spielt Lakic, mal Idrissou, mal spielen beide zusammen, mal einer von beiden mit Oliver Occean; Albert Bunjaku sucht nach langer Verletzung noch Form und Fitness. "Die Automatismen in der Offensive funktionieren derzeit nicht", stellt Kuntz fest.

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Es bleibt eng im Kampf um die Aufstiegsplätze: Der 1. FC Kaiserslautern fällt nach einem 1:2 gegen Aalen zurück. Stattdessen rückt der FC St. Pauli mit einem Sieg in Dresden weiter vor. Bochum und Düsseldorf trennen sich torlos.

Mit der Rückkehr des lange verletzten Simon Zoller (zehn Saisontore) erhoffen sich die Lauterer nun mehr Variabilität und Beweglichkeit. Idrissou hat schon seit Anfang November kein Tor mehr geschossen, gegen Aalen verbannte Runjaic den Kameruner wegen schlechter Spiel- und Trainingsleistungen aus dem Kader.

Neuer Anlauf mit gleichem Trainer?

Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Lakic-Transfer und die Konkurrenzsituation im Angriff Mannschaft und Trainer eher belasten. Kuntz widerspricht allerdings: Lakic werde künftig eine führende Rolle übernehmen, ist er sich sicher.

Doch bis Lakic, der in den letzten zweieinhalb Jahren in Wolfsburg, Hoffenheim und Frankfurt nur wenig Startelfeinsätze hatte, ins Laufen kommt, könnte es für den FCK endgültig zu spät sein. Und dann? Wenn es in dieser Saison nicht klappe mit dem Aufstieg, erklärt Stefan Kuntz trotzig, dann werde man nächste Saison eben mit Runjaic einen neuen Anlauf nehmen.

Noch sucht der Klub einen neuen Hauptsponsor, der alte beendet sein Engagement im Sommer. Kuntz sagt, es werde da keine schnelle Entscheidung fallen. Finanziell tun dem Klub die garantierten 1,75 Millionen Euro für den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayern München gut. Und am vergangenen Montag stimmte der Lauterer Stadtrat einer vom Klub herbeigesehnten Staffelung der Stadionmiete zu. Bislang zahlte der FCK jährlich 3,2 Millionen Euro an die städtische Betreibergesellschaft, ligaunabhängig.

Künftig sind es in Liga zwei nur noch 2,4 Millionen, in Liga eins dafür 3,6 Millionen. Außerdem kaufte der Klub für 2,6 Millionen Euro den Sportpark Fröhnerhof von der Stadt zurück. "Der vergangene Montag", sagt Kuntz, "war ein Feiertag für den FCK, ähnlich wie der Pokalsieg in Leverkusen." Doch seit Freitag aber haben sich die Aussichten auf weitere Feiertage in der Pfalz erheblich verschlechtert.

© SZ vom 03.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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