Überraschung beim Zoll:Und, was schmuggelst du so?

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Die Totenköpfe auf den beschlagnahmten Feuerwerkskörpern sollen wohl eher verkaufsfördern wirken. Man versteht sie aber besser als Warnung. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Es gibt zwei Arten von Menschen: die Furchtsamen und die Mutwilligen. Die Angehörigen der zweiten Gruppe erleben auf Reisen natürlich weitaus mehr Abenteuer. Speziell beim Zoll.

Von Stefan Fischer

Die Menschheit lässt sich in zwei Gruppen unterteilen: Die einen fliegen stets unter dem Radar, wollen um keinen Preis auffallen und selbst als zahlende Kunden niemals lästig sein. Die anderen hingegen, die wollen es wissen. Immerzu. Auf Reisen geht das bis hin zu der derben Geschmacklosigkeit eines Hotelangestellten in der Türkei, der jüngst maskiert und mit einem schwarzen Umhang bekleidet am Pool der Ferienanlage einen Terrorangriff simuliert hat. Witzig, nicht?

Der Mann war nicht einmal der Erste, der auf diese aber auch dermaßen zündende Idee verfallen ist. Vor einem Vierteljahr bereits hatte sich in einer türkischen Fünf-Sterne-Anlage schon einmal ein Angestellter solch ein Animations-Spezial ausgedacht. Ein Teil der Menschheit hält sich nun einmal für unwiderstehlich und glaubt, auch als Vollidiot eine gute Figur zu machen. Wie anders wäre es zu erklären, dass sich in regelmäßigen Abständen Männer - es sind stets Männer - bei der Sicherheitskontrolle an Flughäfen scherzend als bewaffnet und bombenbewehrt ausgeben.

An Sprengstoff und schwere Artillerie kommen die meisten Europäer jedoch glücklicherweise nicht ohne Weiteres heran. Also stecken die Grenzen-Tester und Dabei-denk-ich-mir-Nichtse einfacher zugängliche Dinge in ihr Reisegepäck. Und schauen mal, ob sie die Zöllner und das Sicherheitspersonal für dumm verkaufen können.

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Können sie sehr oft nicht. Jedenfalls wenn man der Befragung von 3000 Kunden eines Flugvergleichsportals glaubt: Jedem sechsten von ihnen ist an einem Flughafen schon einmal etwas beschlagnahmt worden. Sand zum Beispiel, Pflanzenteile oder aber Zeltheringe.

Womit Reisende am häufigsten erwischt werden, hängt ganz wesentlich von ihrer Nationalität ab. Wenn Italiener Ärger mit dem Zoll kriegen, dann in der Regel wegen eines Haarfärbemittels im Gepäck. Messer, Löffel, Gabeln werden überwiegend bei spanischen Urlaubern einkassiert - die Befragung verrät allerdings nichts darüber, ob die Spanier gerne ihr eigenes Besteck auf Reisen bei sich haben. Oder ob sie besonders dreist das Tafelsilber vom Buffet klauen. Franzosen können im Urlaub offenbar schlecht ohne Feuerwerkskörper sein, und Briten haben stets Handschellen im Handgepäck. Die zaghafteren unter den Briten geben an, sie hätten schlicht vergessen, die Fesseln in ihre Koffer zu packen, andere jedoch hofften explizit, sie an Bord benutzen zu können. Ob eher sexuell oder kriminell, auch das enthüllt die Befragung nicht.

Wenn wir Deutschen jetzt über die anderen lachen, haben wir unser eigenes Gepäck noch nicht geöffnet. Denn darin steckt sehr wahrscheinlich - ein totes Tier. Und das meint nicht zerquetschte Sandflöhe oder Moskitos. Sondern eher: Fasane, Karnickel, etwas in der Art. Das Motiv lautet einhellig: Der Kühlschrank sei naturgemäß leer, deshalb wolle man etwas zu essen mit nach Hause nehmen. Blöd nur, wenn man sich auf einen Wohnungstausch eingelassen hat - und die spanischen Tauschpartner schon durch den Zoll sind.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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