Stockholm:Süße Träume im Cockpit

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Wo früher Piloten saßen, können nun Frischvermählte nächtigen: In Stockholm hat ein Hostel in einem ausrangierten Jumbojet eröffnet.

Gunnar Herrmann

Steuer, Schubregler und Schalter sind noch da, aber die Sitze für Pilot und Copilot fehlen. Stattdessen füllen zwei bequeme Betten das Cockpit der Boeing 747-200. Künftig sollen in dieser Suite Frischvermählte ihre Hochzeitsnacht verbringen können.

Das "Jumbohostel", eine Herberge im Bauch eines Jets, ist die neue Attraktion am Stockholmer Flughafen Arlanda. Seit Donnerstag können Gäste einchecken.

Oscar Diös betreibt seit Jahren eine Jugendherberge in Uppsala. Er plante schon länger, auch ein preiswertes Hostel im nahegelegenen Arlanda zu eröffnen. Denn am Stockholmer Flughafen gab es bisher nur Hotels für Geschäftsreisende, sparsame Rucksacktouristen mussten in der City übernachten.

Ende 2006 hörte Diös von einem alten Jumbojet, der zu verkaufen war. Die ursprünglich einmal für Singapore Airlines gebaute 747 ist mehr als 30 Jahre alt. Sie war nach der Pleite ihres letzten Besitzers einfach in Arlanda stehen geblieben.

Einige Jahre wartete das Wrack am Rand des Rollfelds auf sein Ende. Da hatte Diös den Einfall mit der Herberge. Diös überzeugte das Bauamt von dem Projekt und schon ein gutes Jahr später begannen Arbeiter damit, 450 Stühle aus dem Rumpf des Riesenvogels zu montieren.

Diös ließ Wände einziehen und Etagenbetten einbauen. 85 Menschen können nun dort übernachten. Die meisten Zimmer bieten Platz für drei bis vier Gäste, die sich Gemeinschaftsduschen teilen.

Frühstück serviert die Herberge in einer Cafeteria im vorderen Teil des Fliegers. Im Obergeschoss liegt neben der Cockpit-Suite noch ein Konferenzraum, in dem das Publikum auf breiten Businessclass-Sesseln aus den 70ern Platz nehmen kann.

Vor einigen Monaten ist das Jumbohostel auf seine letzte Parkposition an einer Autobahnausfahrt gerollt und hat dabei eine Menge Aufsehen erregt: Sogar Fernsehreporter aus Brasilien und Japan waren zu Besuch.

Diös denkt schon über den Export seiner Idee nach. "Man könnte solche Herbergen auch an anderen Flughäfen eröffnen", sagte er. Es gebe weltweit viele alte Jumbojets, die bald ausrangiert werden. Erst mal will er aber abwarten, wie das Geschäft in Stockholm läuft.

© SZ vom 17. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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