Reisen zu Weihnachten:Es wird langsam knapp

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"Wir bemühen uns, damit jeder pünktlich unter dem Weihnachtsbaum sitzt, unter dem er auch feiern wollte": An deutschen und europäischen Flughäfen harren noch immer Tausende gestrandete Passagiere auf ihren Transport. Ob es was wird mit der Weihnachtsreise - die Aussichten.

Daniela Dau

Am Flughafen Frankfurt am Main war man am Montag noch optimistisch, was das Wetter betraf: Am Dienstag Morgen sollte der Betrieb in Frankfurt normal anlaufen können. Doch kurz vor Mitternacht verschickte der Deutsche Wetterdienst eine Schneefallwarnung und schob um 2:24 Uhr die nächste nach: Schneefall für alle Höhenstufen wurde erwartet, lokal bis zu zehn Zentimeter. Auf dem Flughafen Frankfurt kamen sieben Zentimeter herunter - genug, damit eines der weltweit bedeutendsten Luftfahrtdrehkreuze um fünf Uhr morgens erneut melden musste: Vollsperrung, nichts geht mehr.

Dreieinhalb Stunden später konnte die erste Start- und Landebahn wieder geöffnet werden, kurz darauf gingen auch die übrigen wieder in Betrieb. Trotzdem mussten mehr als 300 Flüge annulliert werden, sagte ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport sueddeutsche.de, wie viele Passagiere derzeit am Flughafen festsitzen, war nicht genau bekannt. "Viele sind heute Morgen gar nicht erst gekommen", erklärt er die Lage am Flughafen, "die haben wohl schon vorher erfahren, dass nichts geht."

Auch für die nächsten Tage rät der Flughafensprecher Passagieren zu möglichst genauer Vorinformation. "Hören Sie Radio, schauen Sie auf die Flughafen-Website, informieren Sie sich bei Ihrer Airline." Wann sich der Betrieb wieder normalisiere, hänge davon ab, welche Mengen Schnee der Flughafen in den kommenden Tagen verkraften müsse.

Im Laufe des Tages Regen

Christina Speicher vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach gibt vorsichtige Entwarnung: "Im Laufe des Tages geht der Schneefall in Regen über" und auch in den nächsten Tagen sei zumindest für Frankfurt eher Tauwetter angesagt. Nichtsdestotrotz könne es an der Grenze einer Luftmasse über Deutschland, die sich langsam Richtung Norden verschiebt, immer wieder zu Schneefällen kommen.

Dass sich der Flughafen von dem erneuten Schneefall überrascht zeigte, erstaunte wiederum die Meteorologin. "Es war klar, dass es wieder schneien würde", so Speicher, "die Modelle waren allerdings etwas langsamer, als die Witterung dann tatsächlich eingetreten ist."

Auch bei der Lufthansa, die in Frankfurt ihren Heimatflughafen hat, weiß man nicht genau, wann der Flugbetrieb wieder normal laufen wird. "Im Moment diktiert das Wetter die Maßnahmen", sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. Am heutigen Tag werde es darum gehen, Flugzeuge und Crews wieder zurück nach Frankfurt zu dirigieren, um gestrandete Passagiere weitertransportieren zu können. "Wir bemühen uns, damit jeder pünktlich unter dem Weihnachtsbaum sitzt, unter dem er auch feiern wollte." Die derzeitige Situation sei nicht vergleichbar mit dem Frühjahr 2010, als die Aschewolken des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull den internationalen Flugverkehr tagelang lahmgelegt hatten. "Ein Großteil der Flüge in anderen Ländern findet ja statt", so Jachnow.

Normaler Betrieb in Paris, Verzögerungen in London

Ob Weihnachtsreisende mit internationalen Flügen ihr Reiseziel zu den Feiertagen tatsächlich erreichen, wird davon abhängen, wie schnell sich die Lage an den anderen europäischen Drehkreuzen London-Heathrow und Paris-Charles de Gaulle entspannt. Für Paris sagt der Deutsche Wetterdienst auch in den nächsten Tagen Tauwetter voraus, der Luftverkehr auf den Großflughäfen Charles de Gaulle und Orly wurde bereits am Montagabend wieder aufgenommen, es kam zu zahlreichen Verspätungen.

In London muss man in den nächsten Tagen wieder mit Schneefällen rechnen, so Meteorologin Christina Speicher, "vor allem wahrscheinlich am Mittwoch". Ob London dann wieder geschlossen werden müsse, "kommt aufs Handling der Flughafenbetreiber an. Dort liegt einfach schon viel Schnee. Selbst wenn nur ein paar Zentimeter dazukommen, steckt man wieder im Chaos."

Der größte europäische Flughafen London-Heathrow war am Dienstag am vierten Tag in Folge weitgehend lahmgelegt, an den fünf Terminals herrschte Chaos. Bis zum Mittwoch könne "höchstens ein Drittel" der ursprünglich geplanten Flüge abgewickelt werden, teilte der Flughafenbetreiber mit. In Heathrow steht derzeit nur eine der beiden Start- und Landebahnen zur Verfügung. Tausende Menschen campieren in den Terminals, andere harren in Hotels aus.

Nachtflugverbot gelockert

Um die wegen Eis und Schnee festsitzenden Passagiere schneller an ihr Ziel zu bringen, wird in Heathrow das Nachtflugverbot gelockert. Für vier Tage solle der Betrieb bis 1:00 Uhr ausgeweitet werden, teilte Verkehrsminister Philip Hammond mit. Landungen werden durch diese Regelung die ganze Nacht über erlaubt. Auch für Deutschland strebt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer eine Lockerung des Nachtflugverbots an. Der CSU-Politiker appellierte an die Länder, das Verbot vorübergehend auszusetzen.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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