Schauhöhlen in Deutschland:Unterirdische Schönheiten

Bizarre Felsen, spektakuläre Tropfsteine, Funde aus der Steinzeit: In Deutschland sind Dutzende Höhlen für Besucher zugänglich gemacht und gesichert. Zehn faszinierende Einblicke in die Welt unter Tage auf einer interaktiven Grafik.

Daniela Dau

Unter dem Erdboden stoßen Besucher auf eine faszinierende Welt aus Gestein: Schauhöhlen in ganz Deutschland ermöglichen einen tieferen Einblick in die Erdgeschichte. Klicken Sie einfach auf einen der Tropfsteine in unserer interaktiven Grafik - und schon sind Sie mitten drin auf einer interaktiven Höhlen-Tour. Oder finden Sie auf dieser und den folgenden Seiten Ihre Lieblingshöhle!

[] 1. Segeberger Kalkberghöhle, Schleswig-Holstein

Bad Segeberg ist bekannt für seine Karl-May-Festspiele. Dass man hier auch in Deutschlands nördlichste Schauhöhle einsteigen kann, ist vielen dagegen weniger geläufig. Die Attraktionen der Höhle sind neben bizarren Steinformationen höchst lebendiger Art: In Bad Segeberg befindet sich das größte natürliche Überwinterungsquartier für Fledermäuse in Mitteleuropa. Rund 22 000 Tiere wurden vergangenen Winter gezählt. Doch auch während des Sommers können aktive Fledermäuse in der Höhle beobachtet werden. Für Hobby-Entomologen bietet die Höhle ein weiteres Highlight: Der Höhlenkäfer Choleva septentrionis holsatica ist weltweit nur hier zu finden.

Führungsweg: 600 Meter, Gesamtlänge: 2260 Meter

Schauhöhlen in Deutschland, Segeberger Kalkhöhle

Paradies für Fledermäuse: die Kalkberghöhle in Bad Segeberg.

(Foto: Noctalis - Welt der Fledermäuse)

[] 2. Einhornhöhle, Niedersachsen

Schon im 16. Jahrhundert gruben die Menschen in der Höhle nördlich von Scharzfeld bei Herzberg am Harz nach Überresten des sagenumwobenen Einhorns für die Heilmittelherstellung. Dessen Knochen wurden hier zwar nie gefunden, wohl aber die von anderen Großsäugetieren wie dem Höhlenbären (Ursus spelaeus) und weitere fossile Überreste. Schließlich belegten weitere Funde, dass die Höhle vor mehr als 100 000 Jahren über lange Zeiträume von den Neandertalern besiedelt war. Ihren Zeugnissen kann man auf der Hauptstrecke in mehreren großen Hallen nachspüren, die durch niedrige Gänge miteinander verbunden sind. An zwei Stellen fällt durch große Deckeneinstürze Tageslicht in die Einhornhöhle.

Führungsweg: 270 Meter, Gesamtlänge: mehr als 600 Meter

Schauhöhlen in Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Hessen

[] 3. Heimkehle-Höhle, Thüringen/Sachsen-Anhalt

Schauhöhlen in Deutschland: Die Karsthöhle auf den Landesgrenzen von Thüringen und Sachsen-Anhalt ist ein verzweigtes Netz aus mehreren Hallen und Seen.

Die Karsthöhle auf den Landesgrenzen von Thüringen und Sachsen-Anhalt ist ein verzweigtes Netz aus mehreren Hallen und Seen.

1357 wurde die Heimkehle-Höhle in Uftrungen im Harz das erste Mal erwähnt. Ihr alter Name bedeutet so viel wie "geheimer Keller" und tatsächlich besteht die Karsthöhle aus einem verzweigten Netz von mehreren Hallen und Seen, die durch Gänge miteinander verbunden sind. Am Ende jeder Führung zuckt eine Lasershow über die Steinwände und die Wasseroberfläche. Nur wenige Schritte weiter gelangt der Besucher zu einem Mahnmal für die unrühmliche Vergangenheit der Höhle. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Teile des "geheimen Kellers" zum bombensicheren Rüstungsbetrieb umgebaut. Häftlinge des Konzentrationslagers Dora-Mittelbau mussten hier unter anderem Teile für das Kampfflugzeug Ju 88 zusammenbauen.

Führungsweg: 750 Meter, Gesamtlänge: etwa 2000 Meter

[] 4. Dechenhöhle, Nordrhein-Westfalen

Orgel, Nixenteich, Kaiserhalle und Palmensäule - schon allein die Namen für die unzähligen Tropfsteine und Formationen vermitteln einen Eindruck von der märchenhaften Zauberwelt, die man in dieser Höhle betritt. Recht irdisch wird es dann allerdings wieder im angegliederten Spezialmuseum für Höhlenkunde: Die Dechenhöhle ist eine bedeutende Fundstätte für prähistorische Tierknochen von Sauriern, Höhlenlöwen, Wollnashörnern, Mammuts und Lemmingen. Zuletzt wurde das Skelett eines Höhlenbärenbabys entdeckt - aufgebaut und präpariert steht es nun neben dem Modell seiner Mutter im Museum.

Führungsweg: 360 Meter, Gesamtlänge: 900 Meter

[] 5. Drachenhöhle, Sachsen

Die Drachenhöhle in Syrau im Vogtland nördlich von Plauen ist zwar die einzige Schauhöhle Sachsens. Dafür bietet sie gleich mehrere Höhlenseen, die aufgrund des hohen Kalkgehalts im Wasser zartgrün schimmern. Bei Bauarbeiten in einem Steinbruch wurde die Höhle 1928 entdeckt und nur wenig später für die ersten Besucher geöffnet. Die Überreste eines Urtiers wird man hier vergeblich suchen: Ihren Namen hat die Höhle von einer Sage, in der ein Drache und eine Kapelle in Syrau eine Rolle spielen.

Führungsweg: 350 Meter, Gesamtlänge: 550 Meter

[] 6. Kubacher Kristallhöhle, Hessen

347 Stufen führen in die Erde hinab. In dem düsteren Stollen ahnt man nicht, welche faszinierenden Eindrücke sich hinter dem Eingang zur Kristallhöhle im hessischen Kubach verbergen: Wände und Decke des "Doms" sind mit unzähligen Kristallen und mineralischen Ablagerungen bedeckt. 350 Millionen Jahre alt sind die Kalksteine, auf denen Calzitkristalle und Perltropfsteine sitzen. Dank der ausgeklügelten Beleuchtung verwandeln sie den "Dom" in eine Glitzerwelt. Die Kubacher Kristallhöhle ist die einzige Kristallhöhle der Republik und besitzt außerdem die höchste Halle aller deutschen Schauhöhlen. Durch einen Stollen gelangt man vom "Dom" in den 30 Meter hohen Südteil. Tropfsteine gibt es ebenfalls in der Kristallhöhle, allerdings keine besonders spektakulären.

Führungsweg: 350 Meter (davon 150 Meter Stollen), Gesamtlänge der Höhle: noch nicht vollständig erforscht

Schauhöhlen im Saarland, in Baden-Württemberg und in Bayern

[] 7. Schlossberghöhlen, Saarland

Unterhalb der Ruinen der Hohenburg im saarländischen Homburg liegen Europas größte Buntsandsteinhöhlen. Geheimnisvolle Gänge führen die Besucher in imposante Kuppelhallen, die aufgrund der gelben, roten und gelbroten Verfärbung des Sandes einen besonderen Reiz ausüben. Entstanden ist der Buntsandstein, der den Höhenzug oberhalb von Homburg bildet, vor etwa 250 Millionen Jahren. Als Teil der Festung Hohenburg diente das Höhlenlabyrinth vornehmlich der Verteidigung. Später wurde hier Quarzsand für die Glasherstellung und Scheuersand abgebaut.

Strenggenommen sind die Schlossberghöhlen keine natürlich gebildeten Höhlen sondern Bergwerksstollen, also von Menschenhand geschaffen. Das mindert die Faszination beim Betrachten des Farbenspiels von Steinen und Höhlenwänden aber nicht.

Führungsweg: 1000 Meter auf den Ebenen 10, 11 und 12. Derzeit ist wegen Sanierung allerdings nur die Etage 10 begehbar (etwa 400 Meter). Gesamtlänge: 4000 Meter über 12 Etagen

[]. 8. Laichinger Tiefenhöhle, Baden-Württemberg

Schauhöhlen in Deutschland: In der Laichinger Tiefenhöhle geht es so tief hinunter wie in keiner anderen Schauhöhle Deutschlands.

In der Laichinger Tiefenhöhle geht es so tief hinunter wie in keiner anderen Schauhöhle Deutschlands.

Klaustrophobie ist für den Höhlenbesuch ohnehin nicht förderlich, ganz besonders aber nicht in dieser tiefsten deutschen Schauhöhle. Die Laichinger Tiefenhöhle ist eine Schachthöhle, bis auf 55 Meter können Besucher in engen Tunneln absteigen. Dabei empfiehlt sich eine warme Jacke, selbst im Hochsommer wird die Höhle nur acht Grad Celsius warm. Gänzlich unbeschwert und dazu noch kostenlos kann das im Eingangsbereich gelegene Höhlenmuseum besucht werden.

Führungsweg: 320 Meter, 55 Meter tief Gesamtlänge: 1250 Meter

[] 9. Wendelsteinhöhle, Bayern

Wer die Wendelsteinhöhle besichtigen will, muss ausnahmsweise nicht in die Erde hinabsteigen, sondern kann erst einmal gemütlich den Berg hinauffahren. Als höchstgelegene Schauhöhle Deutschlands (1711 Meter über dem Meeresspiegel) zieht sie sich durch das Gipfelmassiv des Wendelsteins im Mangfallgebirge. Der Besucher-Eingang liegt genau hinter dem Bergbahnhof der Zahnradbahn, von dort aus gelangt man ohne Führung über 82 Stufen ins Innere der Höhle. Im Zickzack führt der Weg durch die Gesteinskluft zum Dom oder an den tiefsten Punkt. In der "Kältefalle" liegt selbst im Hochsommer noch Schnee - insgesamt ein Erlebnis, dass man für nur zwei Euro Eintritt auf jeden Fall genießen sollte.

Führungsweg: 170 Meter, Gesamtlänge: 523 Meter

[] 10. Teufelshöhle, Bayern

Schauhöhlen in Deutschland, Teufelshöhle Pottenstein

Tropfsteine in Bestform: die Teufelshöhle in Pottenstein.

(Foto: Teufelshöhle)

Steter Tropfen formt den Stein - das gilt in besonders eindrucksvoller Weise für die Tropfsteine der Teufelshöhle im fränkischen Pottenstein. Im Schnitt braucht so ein Stein etwa 13 Jahre, bis er einen Millimeter gewachsen ist. Angesichts der Größe der Steine und Formationen wird einem spätestens nach der etwa 45-minütigen Führung klar, dass die Höhle vor vielen Millionen Jahren entstanden sein muss - für Sachkundige: etwa im geologischen Zeitalter des Juras im Tithon. Alle anderen staunen einfach nur unbeleckt über die steinernen Launen der Natur, besuchen kulturelle Veranstaltungen in der Höhle oder kümmern sich um ihre Gesundheit: Asthmakranke inhalieren die allergenfreie Luft in der Höhle bei Liegekuren.

Führungsweg: 1500 Meter, Gesamtlänge: 3000 Meter

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