Pro Bahn zu defekten Klimaanlagen:Weitere Beschwerden über Sauna-Züge

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Alles nur Einzelfälle, wie die Bahn erklärt? Dem Fahrgastverband Pro Bahn liegen Beschwerden vor, wonach die Klimaanlage häufiger ausfällt als bislang bekannt war.

Die Probleme mit Klimaanlagen bei der Deutschen Bahn sind offenbar größer als bislang angenommen. Beim Fahrgastverband Pro Bahn hätten sich in diesem Jahr bereits einige hundert Fahrgäste über ausgefallene Klimaanlagen beschwert, sagt Sprecher Matthias Oomen zu sueddeutsche.de: "Es handelt sich hier um ein großflächiges Problem".

Ehrenamtliche Helfer des Technischen Hilfswerks verteilen Getränke an Reisende aus Zügen mit defekter Klimaanlage. Mit weiteren Ausfällen der Kühlung muss offenbar gerechnet werden. (Foto: ddp)

Die Beschwerden beträfen nahezu alle Zugtypen, bilanzierte Oomen: "Kernproblem sind allerdings die ICE-Züge vom Typ 2." Drei Züge dieses Typs waren am Wochenende in die Schlagzeilen geraten, weil die Klimaanlage in allen Wagen ausfiel, die Temperatur auf über 50 Grad stieg und das Bahnpersonal sich nach Augenzeugenberichten wenig hilfsbereit zeigte.

Pro Bahn zufolge war das Hitze-Chaos jedoch nicht auf diese drei Züge beschränkt. Dem Verband liegen mittlerweile Beschwerden vor, wonach es in den vergangenen Tagen "bei fast allen ICEs des Typs 2 mindestens einen Ausfall der Klimaanlage gab", wie der Sprecher weiter sagte. Es sei allerdings nicht immer der gesamte Zug betroffen gewesen. Problematisch ist bei dieser Baureihe zudem eine technische Besonderheit, so Oomen: "Wenn die Klimaanlage nicht funktioniert, fällt gleichzeitig auch die Lüftung aus." Für die Passagiere wird es damit schnell unerträglich heiß und stickig.

Die Deutsche Bahn bestätigt, dass ein Defekt an der Klimaanlage "grundsätzlich bei allen Zugtypen vorkommen könnte". Dies sei "kein Systemfehler einer einzelnen Baureihe", sagt eine Bahnsprecherin zu sueddeutsche.de. Komplettaufälle der Klimaanlage wie am Wochenende seien jedoch "Einzelfälle".

Als Reaktion auf die Probleme mit der Kühlung fordert der Fahrgastverband den Bahnchef Rüdiger Grube auf, für alle Züge mit defekter Klimaanlage spätestens nach einer halben Stunde einen Zwischenhalt anzuordnen. "Reisende, die in einem defekten Wagen sitzen, müssen Gelegenheit haben, den Zug zu verlassen". Es dürfe nicht sein, "dass sie eine Stunde oder gar zwei Stunden im Zug bleiben müssen, weil er planmäßig nicht hält", fordert der Rechtsexperte des Verbraucherverbandes, Rainer Engel.

Bahnhöfe, auf denen ein Zwischenhalt langer ICE-Züge technisch möglich ist, gebe es auf allen deutschen Strecken in einem Abstand von etwa einer halben Stunde Fahrzeit.

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