Klettersteig: Mauerläufersteig:Drahtseilakt am Berg

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Eine Riesenwand, senkrecht bis überhängend, fast furchteinflößend: Der neu eröffnete Mauerläufersteig ist selbst für ambitionierte Alpinisten eine Herausforderung.

Stefan Herbke

Der Weg zum Klettersteig ist noch ganz bequem. Die Bahn bringt einen in wenigen Minuten auf den Osterfelderkopf, wo einem als erstes die Alpspitze ins Auge fällt. Durch deren felsige Nordflanke führt die Nordwand-Ferrata, ein leichter, bestens abgesicherter Klettersteig, an dem auch Neulinge ihre Freude haben.

(Foto: Stefan Herbke)

Dreht man sich etwas nach links, dann fallen einem beim Blick nach Osten sofort die breiten Abbrüche des Bernadeinkopfes auf, durch die der neue Sportklettersteig führt. Die Riesenwand, senkrecht bis überhängend, wirkt fast furchteinflößend - und das ändert sich auch beim Näherkommen nicht.

Senkrecht zum Gipfel

Die Bernadein-Nordwand ist gewaltig, lediglich rechts des Gipfels zeigen sich die Abbrüche etwas gemäßigter. Hier gibt es schon lange eine Steiganlage; der teilweise gesicherte Anstieg durch die Schöngänge nutzt das gut gestufte Gelände mit seinen Bändern und Rinnen geschickt aus und führt so problemlos in den Bernadeinsattel und auf den nahen Gipfel. Der - im Bild rot eingezeichnete - Mauerläufersteig führt dagegen durch die senkrechten Wände links des Gipfels.

(Foto: Bayerische Zugspitzbahn)

Die Abzweigung zum neuen Klettersteig ist nicht zu übersehen. Ein kleiner Steig führt durch Geröllfelder problemlos zum Einstieg, den man von der Bergstation am Osterfelderkopf in rund einer halben Stunde erreicht.

Schwierigkeiten von Anfang an

Von Anfang an verlangt der neue Klettersteig viel: Gleich der Einstieg des mit Schwierigkeitsgrad D bewerteten Mauerläufersteigs hat es in sich. Über eine glatte Wandstufe führt das Drahtseil senkrecht in die Höhe. Wer bereits hier Probleme hat, sollte besser sofort umkehren, denn nach oben wird es keinesfalls leichter, sondern eher noch schwerer. Die Schwierigkeiten bleiben durchgehend im obersten Bereich, zum Ausruhen gibt es kaum Möglichkeiten. Selbst das Umhängen der Karabiner ist äußerst kraftraubend, da man sich gleichzeitig am Drahtseil festhalten muss.

(Foto: Stefan Herbke)

Nur wenige künstliche Tritte

Künstliche Tritte wurden nur sparsam verwendet, fast durchwegs muss man deshalb die natürliche Tritte nutzen. Aber auch die sind nur spärlich vorhanden. Zudem ist das Drahtseil teilweise recht weit von der Wand entfernt, so dass die senkrechten Passagen - und die gibt es reichlich - wie Überhänge wirken.

(Foto: Stefan Herbke)

Der Mauerläufersteig ist ein echter Sportklettersteig und die Schwierigkeitsangabe D fast etwas untertrieben - einige Passagen können durchaus auch mit E bewertet werden. Der neue Klettersteig ist damit der schwerste in den bayerischen Alpen. Gebaut wurde er im Auftrag der Zugspitzbahn von Bergführer Sebastian Buchwieser und Wegebauer Florian Dörfler.

Kein Notausstieg

400 Meter Stahlseil schlängeln sich den rauen, festen Felsen hinauf. Dazu wurden unzählige, vier Tonnen tragende, Anker gesetzt - dichter, als es der Deutsche Alpenverein vorschreibt. Flache Passagen gibt es kaum, wie der Blick nach oben zeigt. Der Mauerläufersteig ist selbst für ambitionierte Alpinisten eine Herausforderung, der nicht jeder gewachsen ist. So mancher Kletterer musste schon von der Bergwacht mühsam wieder aus der Wand geholt werden. Einen Notausstieg gibt es nicht. Außerdem sollte man den Steig nur mit geeigneter Kletterausrüstung und festem Schuhwerk begehen - es herrscht Steinschlaggefahr.

(Foto: Stefan Herbke)

Spektakulärer Seilquergang

Rund drei Stunden benötigt man für den neuen Klettersteig - obwohl es nur 250 Höhenmeter bergauf geht. Nach etwa 400 Klettermeter ist der Gipfel fast erreicht, zum Abschluss gibt es als Variante einen spektakulären Seilquergang mit Blick hinaus ins Loisachtal.

(Foto: Petra Kagel)

Dann steht man oben auf dem 2143 Meter hohen Gipfel - und kann sich für die Rast eine der gemütlichen Wiesenmulden aussuchen. Zurück zum Osterfelderkopf wandert man auf dem leichten Nordwandsteig oder über die Geröllfelder der Schöngänge - oder man hängt noch die Alpspitze dran.

Informationen

Anfahrt: Garmischer Autobahn bis Garmisch-Partenkirchen und dann zum großen Parkplatz an den Talstationen von Kreuzeck- und Alpspitzbahn

(Foto: Stefan Herbke)

Zeit: 4.30-5.30 Std.

Schwierigkeit: D

Karte: BLVA UK L 31, Werdenfelser Land (1:50 000).

Einkehr: Gaststätte am Osterfelderkopf (2030 m)

Mehr Informationen: www.zugspitze.de

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