Billigflieger zieht Flugzeuge ab:Good-bye, Ryanair

Die irische Ryanair reduziert Flüge in Deutschland und droht mit einem weiteren Strecken-Streichkonzert. Das ist kein Drama.

Sibylle Haas

Kein Unternehmen verzichtet auf Kunden, die Geld bringen. Keine Firma streicht ein gut laufendes Geschäft. Auch bei Ryanair, den ausgefuchsten Billigfliegern aus Irland, dürfte diese Maxime gelten. Strecken, an denen sie gut verdienen, behalten sie. Und Strecken, die schlecht laufen, landen auf der Kürzungsliste. Nur das ist ökonomische Logik. Auf ein gutes Angebot verzichten, weil es bald eine Art Steuer aufs Flugticket gibt? Das wäre blanker Trotz und irgendwie ziemlich unsinnig.

Sparmaßnahmen der Airlines
:Jedes Gramm zählt

Mit den Energiepreisen steigen auch die Kosten für Kerosin. Die Airlines reagieren mit unterschiedlichen Spar-Maßnahmen darauf. Einige sind naheliegend, andere dagegen kurios. So könnte man Sie zum Beispiel auffordern, vor dem Boarding noch einmal das WC aufzusuchen - und rasch Ihr Kleingeld auszugeben.

Vielleicht waren die Flüge, von denen sich Ryanair jetzt verabschiedet, schlecht gebucht. Vielleicht waren einige Ziele bei den Kunden auch gar nicht gefragt. Dann ist es kein Drama, wenn sich Ryanair aus Deutschland teilweise verabschiedet. Jedenfalls wird die Luftverkehrsabgabe sicher nicht der einzige Grund für das Strecken-Streichkonzert der Fluggesellschaft gewesen sein.

Sich der Politik zu widersetzen, kann beeindrucken. Und es ist vielleicht sogar gut fürs Image, wenn man sich - wie nun die Iren - um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sorgt. Doch glauben mag man dies so richtig nicht. Denn wer sich von einem Standort verabschiedet, dem ist er im Grunde egal.

Sicher, das Geschäftsmodell von Ryanair ist die Billigfliegerei. Jeder Euro, der das Fliegen verteuert, stellt das Konzept in Frage. Doch wenn ein Aufschlag von acht Euro die Kunden wegtreibt, dann läuft etwas schief: Vielleicht sind die Angebote zu straff kalkuliert und das Fliegen ist einfach zu billig.

Jedenfalls ist es doch für die meisten nicht zu verstehen, dass ein Flug nach London kaum mehr kostet als eine Taxifahrt von der Münchner Innenstadt zum Flughafen im Erdinger Moos.

© SZ vom 28.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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