Bahn: Platzreservierung in Regionalzügen:Ganz sicher ein Sitzplatz

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Die Bahn will künftig auch in Regionalbahnen die Möglichkeit anbieten, einen Platz zu reservieren - doch der Plan hat noch einen Haken.

Bislang müssen vor allem Pendler jeden Morgen ein Glücksspiel mitmachen, auf das sie eigentlich gar keine Lust haben: Ist in ihrem Regionalzug zur Arbeit ein Sitzplatz frei - oder müssen sie stehen? Das soll sich nach dem Willen der Deutschen Bahn ändern.

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Wann es allerdings auf welchen Strecken so weit ist, steht noch nicht fest. Der Grund: Die Regionalbahnen werden nicht von der Deutschen Bahn allein betrieben, sondern mit Partnern in regionalen Verkehrsverbünden - und die haben bei einem Ausbau der Serviceangebote mitzureden.

Zunächst soll in Pilotprojekten auf einzelnen Strecken eine Sitzplatzreservierung eingeführt werden. Es stehe allerdings noch nicht fest, welche Strecken das sein werden und welche Kosten bei der Reservierung entstehen. Eine Sprecherin der DB Bahn Regio geht davon aus, dass spätestens Ende März konkretere Pläne vorliegen werden.

Die Lösungen können regional sehr unterschiedlich aussehen. Das liege daran, dass die Verkehrsverträge mit den Ländern jeweils anders ausgestaltet seien. Zudem müssten Faktoren wie die Beschaffenheit der Fahrzeuge oder das Fahrgastaufkommen geprüft werden. Gewünscht werde der Service vor allem von regelmäßigen Fahrern, also Pendlern.

Einfluss nehmen könnten auch die Auftraggeber des Regionalverkehrs, meist die Bundesländer.

Diese könnten auch die Bedingungen festlegen - also vor allem die Kosten. Fraglich ist zudem, ob derlei Angebote nur für Inhaber von Monats- oder Jahreskarten gelten oder ob Plätze von allen Fahrgästen reserviert werden können.

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Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann sagte, die Sitzplatz-Reservierung auf einigen Regionalstrecken "hat sich schon bewährt und sollte fortgeführt werden". Lohnenswert sei das vor allem auf besonders weiten Regionalverkehr-Verbindungen, etwa in den Zügen von Nürnberg nach Dresden oder von Berlin nach Magdeburg. "Die sind eigentlich eher Fernverkehr, nur aus organisatorischen Gründen Nahverkehr", sagte Naumann. "Es ist nicht zumutbar, dort einzusteigen und keinen garantierten Sitzplatz zu haben."

Ganz neu sei ein solches Angebot aber nicht. Im Hanse-Express zwischen Rostock und Hamburg würden Sitzplatzreservierungen schon länger angeboten. Auch in Bayern sei dies auf einzelnen Strecken bereits möglich, so die Bahnsprecherin. Zudem prüfe die Bahn die Ausweitung von Catering-Services in Regionalzügen, sagte die Sprecherin. In welcher Form dies geschehen wird, sei auch unklar. Denkbar seien beispielsweise Snack-Automaten in den Zügen oder mobile Verkäufer. Auch über Kinderspielecken oder Familienbereiche in den Zügen werde nachgedacht. Die geplanten Maßnahmen hätten sich aus umfangreichen Kundenbefragungen ergeben.

Die Wünsche der Kunden seien in neue Servicekonzepte eingeflossen, und deren Umsetzbarkeit und Kosten von der Bahn geprüft worden. Nun stehen die Verhandlungen mit den Regionalpartnern an - allerdings gibt es dafür keinen Zeitrahmen: "Die Gespräche beginnen erst. Wenn in einer Region gerade ein neuer Verkehrsvertrag abgeschlossen wird, werden die Pläne sicher schneller umgesetzt", so die Sprecherin.

Allerdings geht es um ausgewählte Strecken und nicht um eine flächendeckende Einführung, im Gegensatz zu Fernzügen: Hier können Platzkarten für jeden Zug gebucht werden.

Regionalreisende müssen also abwarten, ob und wann auf ihrer Strecke künftig die Möglichkeit besteht, für einen festen Sitzplatz zu zahlen.

© sueddeutsche.de/kaeb/dapd/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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