Aktiv-Urlaub in London:"No sports" gilt nicht

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Aktiv und draußen: Abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten hat London auch für sportliche Urlauber eine ganze Menge zu bieten.

Schnell landet ein wenig Kanalwasser im Schoß, die Arme sind sowieso schon nass. "No sports" hätte Winston Churchill an dieser Stelle gestöhnt, aber wer sich mit Danny Gillard aufmacht, London vom Wasser aus zu erkunden, der weiß, dass er nicht mit dem Komfort einer venezianischen Gondel rechnen darf. Er muss selbst mit anpacken.

Aktiv-Urlaub in London
:"No sports" gilt nicht

Aktiv und draußen: Abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten hat London auch für sportliche Urlauber eine ganze Menge zu bieten.

Das ist der Reiz an der Tour, die Englands Hauptstadt mal von einer ganz anderen Seite zeigt als im Reiseführer beschrieben.

Das Kajak schleppen die Teilnehmer der Tour auf dem Regent's Canal selbst zum Anleger und lassen es zu Wasser. Danny drückt jedem ein Paddel in die Hand. Hinsetzen, nicht schaukeln, den Rücken gerade halten, die Schultern nach vorne - dann kommen auch weniger Kräftige zügig vorwärts. So lässt es sich auf dem Weg vorbei an Londons Zoo und den Gärten von Villenbesitzern aushalten.

Besucher der britischen Hauptstadt finden auf dem Kanal Ruhe, wie sie London nur an wenigen Orten zu bieten hat. An diesem Tag wissen von diesem einen außer der Paddelgruppe nur noch ein paar Jogger auf der Uferpromenade und die Kanalbewohner. Sie leben in Hausbooten am Rand, sogenannten Narrow Boats, die nur etwa 2,60 Meter breit sind.

Ein anderer Ausflug in die Natur führt auf der Themse in einer knappen Stunde vom Parlament nach Greenwich. Zwischen Ahornbäumen gelangen die Besucher vom Bootsanleger erst zum Park und ein Stück bergauf weiter zum berühmten Null-Meridian an der königlichen Sternwarte. Bei schönem Wetter ist die Rasenfläche voller Flaneure.

Ein Blick auf die Themse zeigt die alten Docks und Wolkenkratzer sowie das Olympiagelände. 2012 richtet London die Olympischen Sommerspiele aus, dafür soll die Metropole zur Sportstadt werden.

Für viele Menschen ist London das bereits. Wer sonntags mit der U-Bahn nach Richmond in den Westen der Stadt fährt, steigt mit einigen Radlern und Triathleten aus dem Zug. Sie schieben ihre Gefährte zum Ausgang und machen sich auf zum nahe gelegenen Richmond Park, der etwa fünf- bis sechsmal so groß wie der Hyde Park ist.

Er ist mehr ein Wald als ein Park und so groß, dass man gut trainiert sein muss, um einmal rundherum zu laufen. Spaziergänger durchqueren ihn in etwa einer Stunde und treffen mit ein wenig Glück auf Rehe, Spechte, Enten und Eichhörnchen, während sie an Meeren von Farnen entlang gehen. Selbst im Regen ist hier meist niemand allein.

Annähernd 40 Prozent der Stadtfläche Londons sollen auf Grün und Wasser entfallen, es gibt 148 Parks und Gärten sowie 8 große königliche Parks.

Einer davon ist Kew Gardens auf dem Rückweg von Richmond in die Stadt. Die königlichen botanischen Gärten haben seit dem Herbst 2008 eine neue Attraktion vor allem für Familien: den "Tree Top Walk". Der enge Umlauf von 1,50 Meter Breite führt in 18 Metern Höhe rund 200 Meter lang durch die Kronen von Kastanien.

In den Gewächshäusern, die auf dem 121 Hektar großen, grünen Parkareal verteilt sind, wachsen aber auch exotische Blüher, deckenhohe Palmen sowie Kaffee- und Ölbäume - zu sehen sind Pflanzen aus aller Welt.

Outdoor-Freunde in London müssen allerdings wetterfest sein. Auf den Fotos des städtischen Tourismusamtes scheint zwar immer die Sonne. Das Klischee von London und der gesunde Menschenverstand wissen allerdings, dass das nicht stimmen kann. Die Statistik weist zwar zum Beispiel für Paris und Rom eine größere Niederschlagsmenge aus - dafür regnet es in London aber häufiger.

Traditionssport auf grünem Rasen

Nicht dass das einen echten Briten im Haus halten würde: Im Mid-Surrey Bowling Club zum Beispiel wird die Tradition des Rasen-Bowlings gepflegt, ein Spiel ähnlich dem Boule auf englischem Rasen gleich neben den Kew Gardens.

Weiße Hemden und graue Hosen sind im Training vorgeschrieben, ebenso eine Gummimatte. Auf ihr muss der eine Fuß ruhen, während das Spielbein nach vorn schreitet und der Kugel Schwung gibt. Standesgemäß hat ein Bar-Handtuch sie vorher getrocknet und ihr die richtige Griffigkeit verliehen.

Mancher spielt hier schon seit 25 Jahren, und das Verzeichnis der Clubmeister im Vereinsheim zeugt von weitaus längerer Tradition, ebenso wie die Jackets mit goldenen Wappen und die Ehrfurcht, mit der die Männer auf dem Grün ihre Kugeln werfen. Mit Churchills Motto "No sports" braucht diesen Briten niemand kommen.

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