White House Correspondents' Dinner:Trump: Von der Lachnummer zum Horror-Kandidaten

White House Correspondents' Dinner: Donald Trump und Barack Obama beim White House Correspondants Dinner 2011

Donald Trump und Barack Obama beim White House Correspondants Dinner 2011

(Foto: EPA/AFP)

2011 spottete Obama beim White House Correspondents' Dinner über Trump. In den USA wird jetzt diskutiert, ob der Milliardär sich mit seiner Kandidatur für diese Schmach rächen will.

Von Matthias Kolb, Washington

Seit 1920 veranstaltet die "White House Correspondents' Association" jedes Jahr ein festliches Abendessen. Ehrengast ist die Person, über die die Journalisten berichten: der jeweilige US-Präsident. Am Samstag tritt Barack Obama das letzte Mal ans Rednerpult und wird wohl erneut beweisen, dass er Pointen ziemlich gut präsentieren kann.

Als Obamas legendärstes White House Correspondents' Dinner (WHCD) gilt die Veranstaltung vom 30. April 2011. Während die Polit- und Medienelite über die Witze des Präsidenten lachte, waren zwei Hubschrauber mit US-Elitesoldaten unterwegs nach Pakistan, um Al-Qaida-Chef Osama bin Laden zu fassen oder zu töten. Selbst Kritiker mussten zugeben: Dieser Auftritt war nicht nur cool, sondern er zeigte die Nervenstärke des ersten schwarzen Präsidenten.

Dass zuletzt sehr viel über diesen Abend geredet wurde, liegt jedoch nicht an Bin Laden. Das Opfer der meisten Obama-Witze war nämlich jener Mann, der - zum Schrecken des Rests der Welt - sein Nachfolger werden könnte: Donald Trump, der jahrelang als oberster "Birther" öffentlich angezweifelt hatte, dass Obama in den USA geboren wurde und daher kein rechtmäßiger Präsident sei.

Rückblende ins Jahr 2011: Als Obama den Raum betritt, erschallt die Hymne "Real American" des Wrestlers Hulk Hogan. Auf den Bildschirmen ist seine Geburtsurkunde zu sehen. Trump starrt stur nach vorne, als der US-Präsident ruft: "Niemand sollte glücklicher sein, dass wir den Streit um die Urkunde endlich beenden können als The Donald. Er kann sich nun um wichtige Dinge kümmern: etwa die Frage, wie die Regierung die Mondlandung gefälscht hat."

Obama demütigt Trump auf offener Bühne

Obama redet weiter über Trumps TV-Show "Celebrity Apprentice" und spottet, wie schwer die Entscheidung sein müsse, welchen Star Trump als Nächstes feuern müsse. Angesichts des gerade beginnenden Bin-Laden-Einsatzes, dessen Scheitern Obamas Chancen auf die Wiederwahl enorm geschadet hätte, ist die folgende Pointe noch besser: "Ja, diese Art von Fragen würden mir auch nachts den Schlaf rauben. Aber: Alles richtig gemacht, Sir."

Schon im September vergangenen Jahres schrieb Adam Gopnik im New Yorker, dass diese Demütigung ("Obama nahm Trump auseinander, ein orangefarbenes Plastikteil nach dem anderen, und baute ihn nicht mehr zusammen") den Millardär so wütend gemacht habe, dass er wirklich fürs Weiße Haus kandidierte. Ähnliches stand Mitte März in der New York Times und auch Polit-Blogger Charles Pierce nennt das WHCD 2011 als wichtige Motivation: Eine solche Schmach vergisst ein Narzisst wie Trump nicht.

Seth Meyers: Trump ist eine "Witzfigur"

Nochmals zurück zur Journalisten-Gala. Deutlich härter als US-Präsident Barack Obama attackiert der Comedian Seth Meyers (damals noch bei Saturday Night Live) den Republikaner. Er sagt unter anderem über Trump:

  • "Ich habe gehört, dass er als Republikaner fürs Weiße Haus kandidieren will. Ich hatte immer gedacht, er kandidiert als Witzfigur."
  • "Donald Trump tritt sehr oft bei Fox News auf. Das ist sehr lustig, denn ein Fuchs tritt auch sehr oft auf Donalds Kopf auf. Wenn ihr an seinem Tisch das Hauptgericht nicht schafft, kein Problem: Der Fuchs isst die Teller leer."
  • "Es ist großartig für die Republikaner, dass Donald Trump die Rechte für die Miss-USA-Wahlen besitzt. Das macht es künftig noch leichter, eine Vizepräsidentin zu finden."
  • "Trump hat gesagt, dass er sich großartig mit den Schwarzen verstehe. Wenn er damit keine weiße Familie meint, die zufällig mit Nachnamen Schwarz heißt, liegt er da ziemlich falsch."

Auch während dieser drei peinlichen Minuten starrt Trump nur nach vorne. Kein Haar bewegt sich, kein selbstironisches Lachen, nichts. Kurz nach der WHCD-Gala erklärt er der New York Times seine Reaktion: "Seth Meyers hat absolut kein Talent. Sein Performance war so schlecht, dass er sich damit selbst geschadet hat." Er habe sich außerdem zurückgehalten, weil er nicht gern "gemeinsam mit meinen Feinden" lache.

Wieso sich Trump (angeblich) an besagtem Abend gut amüsiert hat

Kurz vor dem diesjährigen White House Correspondents' Dinner hat Trump nochmals mit Roxanna Roberts von der Washington Post gesprochen, die damals auch am Tisch saß. "Ich hatte eine phänomenale Zeit, es war ein großartiger Abend", erklärt Trump. Es sei ein "völlig falscher Narrativ", dass er als Präsident kandidieren wolle, um sich zu rächen.

Roberts glaubt nicht, dass der Spott beim Dinner Trump zur Kandidatur angestachelt hat. Sie argumentiert, dass seit Jahren Reality-TV-Stars zur einst noblen Gala eingeladen wurden - und als inoffizieller Anführer der "Birther"-Bewegung stand Trump bereits Monate vor dem Dinner im Fokus. Bereits vor Beginn der Monologe sagte Trump an jenem Abend zu Reportern, dass er mit Witzen auf seine Kosten rechne. Im Post-Interview spricht der 69-Jährige nun davon, dass er sich "so geehrt" gefühlt habe, von Präsident Obama verspottet zu werden: "Er hat das sehr gut gemacht."

Es wäre wohl eine der leider typischen - und falschen - Vereinfachungen, wenn man die späte Polit-Karriere von Donald Trump mit diesem sicher unangenehmen Abend zu erklären versuchte (und diese Erklärung trüge auch nichts dazu bei, den Erfolg bei den US-Bürgern zu verstehen).

Warum es sich trotzdem lohnt, sich die beiden Monologe von Barack Obama und Seth Meyers anzugucken? Zum einen sind sie ziemlich spaßig - und: könnte man sich einen (!) deutschen Politiker vorstellen, der annähernd so lustig ist wie Obama?. Zum anderen machen sie deutlich, dass Donald Trump nicht aus dem Nichts aufgetaucht ist.

Dies illustriert ein Spruch von Seth Meyers: "Donald Trump ist stinkreich, nur hat das niemand seinem Akzent gesagt. Er klingt wie der Kerl um die Ecke." Und genau diese Sprache und Volkstümlichkeit führt dazu, dass viele US-Amerikaner - wie in dieser Reportage aus Pennsylvania beschrieben - sagen: "Er ist einer von uns und wird seine Versprechen halten." Man hätte also gewarnt sein können.

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