Verzicht auf Urananreicherung:Nordkorea setzt Atomprogramm aus - gegen Nahrungsmittel

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In den ersten Atomgesprächen seit dem Tod von Diktator Kim Jong Il hat Nordkorea zugestimmt, sein Nuklearprogramm vorübergehend zu stoppen und Inspektoren ins Land zu lassen. Im Gegenzug sagte Washington dem verarmten stalinistischen Staat Lebensmittelhilfen zu.

Tauwetter zwischen Pjöngjang und Washington: Nordkorea ist nach US-Angaben bereit, die Urananreicherung einzustellen und auf Atom- und Raketentests zu verzichten. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington erklärte, Nordkorea wolle außerdem Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ins Land lassen. Pjöngjang habe den Maßnahmen zugestimmt, um die Atmosphäre beim Dialog zu verbessern und zu zeigen, dass es einer Denuklearisierung verpflichtet sei.

Die Inspektoren sollen die Einstellung der Urananreicherung und die Stilllegung des Atomreaktors in Yongbyon bestätigen. Im Gegenzug hätten die USA zugestimmt, die Details einer geplanten Lieferung von 240.000 Tonnen Lebensmitteln festzuzurren und weitere Schritte zu unternehmen, um die bilateralen Beziehungen zu verbessern. Nordkoreas Ankündigung kommt überraschend, noch vor ein paar Tagen hatte Pjöngjang Südkorea wortgewaltig gedroht.

"Es ist schön zu hören, dass es erste Verhandlungserfolge mit Nordkorea gibt", sagt der Korea-Spezialist Rüdiger Frank von der Universität Wien zur SZ. "Allerdings müssen wir abwarten, ob es einen zweiten Schritt gibt oder ob es bloß eines der vielen taktischen Manöver ist."

Bereits 1998 kündigte Nordkorea freiwillig ein Raketentestmoratorium an und hielt sich bis 2002 daran. Von 2003 bis 2007 fanden dann in regelmäßigen Abständen die sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche mit den USA, Südkorea, Russland, Japan und China statt, die Nordkorea im April 2009 offiziell abbrach. Einen Monat später unternahm das Land dann einen Atomwaffentest, den zweiten nach 2006.

Kim Jong Un muss seine Macht noch festigen

Nordkoreas neuem Diktator Kim Jong Un fehlt nach dem Tod seines Vaters die politische und ideologische Legitimation, um seine Macht zu festigen, alles deutet daraufhin, dass er versucht, die ökonomische Situation der Nordkoreaner zumindest kurzfristig verbessern zu wollen. Zwar ist die Versorgungssituation im Land nicht mehr so schlecht wie noch Mitte der 1990er Jahre als Hunderttausende Nordkoreaner am Hunger starben, doch 240.000 Tonnen Nahrung kommen gerade recht.

Denkbar wäre, dass Nordkorea noch stärker auf die USA zugehen wird, um die ökonomische Legitimation Kim Jong Uns zu festigen.

In der Erklärung des US-Außenministeriums ist allerdings noch von großen Vorbehalten die Rede. Die Ankündigung stelle jedoch einen "wichtigen, wenn auch begrenzten" Fortschritt dar. In der vergangenen Woche hatten die USA und Nordkorea erstmals seit dem Tod des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il wieder Atomgespräche geführt.

© Süddeutsche.de/gie/dapd/Reuters/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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